Mit Heiner Kördell ist der drittletzte noch lebende Spieler der Schalker Meistermannschaft von 1958 am Freitag verstorben. Er wurde 88 Jahre alt. Seine letzten Monate verbrachte Kördell in einem Seniorenheim. Bis dahin lebte der gebürtige Wanne-Eickeler in einer kleinen Wohnung nur einen Steinwurf von der Glückaufkampfbahn entfernt. Gelsenkirchen war seine Stadt. Schalke sein Stadtteil.
Was Kördell, der immer bodenständig geblieben war, im modernen Mikrokosmos Fußball so einzigartig machte, verdeutlichte ein Nachruf der Ultras Gelsenkirchen unter der Überschrift „Ruhe in Frieden, Heiner Kördell“. Es ist eine Hommage an eine Schalker Epoche, die langsam verschwindet. Und sie ist typisch für Kördell.
Erinnerungen an eine gemeinsame Neujahrsfeier
„Es ist schon ein paar Jahre her, da feierte unsere Gruppe zusammen Silvester. Als man nach dem Feuerwerk wieder die Gaststätte betrat, stand dort ein unscheinbarer älterer Herr an der Theke. Er trug eine bunte Fleecejacke, eine dunkle Jogginghose und dazu braune Lederslipper. Gerade bei unseren jüngeren Mitgliedern sorgte sein Anblick ob der eigentlich geschlossenen Gesellschaft, für ein paar verdutzte Gesichter“ schrieben die Ultras. „Es war Heiner Kördell, Mitglied der legendären letzten Schalker Meistermannschaft von 1958. Ohne zu zögern luden wir ihn ein, den weiteren Abend mit uns zu verbringen. Und schon wenige Augenblicke später saß Heiner mit uns an einem Tisch, und bei frischgezapftem Pils und Frikadellen fing er an, Geschichten von früher zu erzählen. Mit leuchtenden Augen, ein wenig Wehmut und einer gehörigen Portion Stolz, berichtete er von der Unterschrift unter seinem ersten Vertrag, am Stammplatz von Ernst Kuzorra in der Vereinskneipe Bosch.“
Kördell gab einige Anekdoten zum Besten. „Doch am meisten fesselten uns seine Erzählungen zu dem, wie er sagte, größten Tag seiner Karriere. Jenem, an dem sein stolzer Vater ihn als Deutscher Meister auf den Schultern trug“, so die „UGE“. „Die Stunden vergingen wie im Flug und morgens um vier ließ es sich der leidenschaftliche Tänzer nicht nehmen, zum Abschluss mit der ein oder anderen anwesenden jungen Dame, noch eine flotte Sohle aufs Parkett zu legen.“
S04 verliert eine seiner letzten Legenden
Mit dem Tod Kördells habe der S04 nicht nur eine seiner letzten Legenden verloren, sondern „einen großartigen Menschen, der wie kein Zweiter an die Schalker Vereinsfamilie geglaubt und für sie gelebt hat. Seine Liebe für Schalke sollte jedem von uns als Vorbild dienen. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen. Wir werden Heiner ein ehrendes Andenken bewahren.“
Mit Willi Koslowski und Manfred Kreuz leben nun nur noch zwei Spieler der Schalker Meistermannschaft von 1958.