Am Dienstag war der ehemalige Nationalspieler Gerald Asamoah zusammen mit drei weiteren Deutschen bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue zu einer schonungslosen Bestandsaufnahme zu diesem Thema eingeladen.
Als 18-Jähriger ist Asamoah bei einem Auswärtsspiel von Hannover 96 bei Energie Cottbus auf Übelste beleidigt und mit Bananen beworfen worden. „Das Schlimmste war, dass du nie jemand hattest, mit dem du darüber reden konntest“, erklärte „Asa“ anschließend dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Meine Eltern wollte ich damit nicht belasten. Ich war damals 18 Jahre alt und musste mit mir erst mal damit klar kommen.“
Asamoah über Rassismus in Deutschland: "Wir sind zurückgeblieben"
Später, als er als junger Profi seinen ersten Sportwagen vom Händler abgeholt habe, sei er fünf Minuten danach von der Polizei angehalten worden. “Wenn ein schwarzer Mann in so einem Auto sitzt, muss man doch kontrollieren”, berichtete Asamoah in der Diskussionsrunde laut dem RND die unglaubliche Begründung des Beamten. Heute schreibe man das Jahr 2020 und man rede immer noch über Rassismus. Asamoahs Einschätzung: “Wir sind zurückgeblieben.“
Der ehemalige Nationalspieler und heutige Manager der U23 des S04 nutzt schon lange seine Popularität, um auf die Ausgrenzung von Minderheiten in Deutschland aufmerksam zu machen. So engagiert er sich seit vielen Jahren im Netzwerk „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“.
Von seinen weißen Mitspielern habe er damals in Cottbus als Sätze wie „so schlimm ist es doch gar nicht“ zu hören bekommen. Zum Glück habe er Freunde gehabt, die ihn akzeptiert hätten, wie er sei. Und genau darum gehe es.
Im Zuge der „Black Lives Matter“ Diskussion habe er aber die Hoffnung, dass nun endlich ein Ruck durch das Land gehe: “Das habe ich in diesem Land noch nie erlebt. Und es tut gut, dass so viele junge Weiße dabei sind. Vielleicht ist der Aufschrei dieses Mal nicht nach zwei Wochen vergessen. Vielleicht verändern wir diesmal nachhaltig etwas."