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"Mr. Fallrückzieher" Klaus Fischer im Interview
„Fußball ist ein einfacher Sport“

Klaus Fischer (Foto: firo).
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Herr Fischer, wer ist Ihrer Meinung nach der beste Stürmer aller Zeiten?Das ist für mich Pelé, weil er alles konnte: Er war beidfüßig, er war schnell, technisch versiert und hatte ein gutes Kopfballspiel. Wenn man dagegen nur nach Toren geht, kommt natürlich keiner an Gerd Müller vorbei. Ganz allgemein gibt es verschiedene Arten von Stürmern, und jeder hat seine Qualitäten.

Wer war damals Ihr unangenehmster Gegenspieler?

Unangenehm waren nur die langsamen Spieler. Wenn die zu spät kamen, hat es schon was auf die Socken gegeben. Gute Verteidiger wie Karl-Heinz Förster dagegen waren zwar hart, aber fair.

Müssten Stürmer vor diesen langsamen Abwehrspielern besser geschützt werden?

Klaus Fischer (Foto: firo).

Heute werden zum Glück viele Dinge, wie die Ellenbogenchecks, im Nachhinein bestraft. Aber früher waren nur zwei Kameras im Stadion, und wenn dann keiner etwas gesehen hatte, wurde es auch nicht bestraft. Insgesamt kann man sagen, dass früher härter, aber fairer gespielt wurde. Sind Stürmer sensibler als andere Spieler?

Ja, es gibt schon Stürmer, die sehr sensibel sind. Denen kann man auch schnell den Schneid abkaufen. So ähnlich wie bei Torhütern?

Genau. Beide muss man nehmen, wie sie sind. Man muss sie schützen, und sie brauchen viel mehr Selbstvertrauen und Rückhalt als Mittelfeld- und Abwehrspieler. Denn der Stürmer steht fast das ganze Spiel über mit dem Rücken zum Tor und wartet permanent auf die eine Chance, und der Torwart darf keinen reinkriegen, sonst ist er der Depp.

Wie sensibel waren Sie?

Ich hatte nie Angst.

Mal ganz ehrlich: Kann ein Stürmer sich überhaupt freuen, wenn seine Mannschaft 6:0 gewinnt, er selbst aber kein Tor erzielt?

Wichtig ist erstmal der Erfolg der Mannschaft. Klar fragt man sich bei einem 6:0, warum man kein Tor geschossen hat. Aber wenn man vier Tore vorbereitet hat, ist es auch in Ordnung. Und beim nächsten Mal schieße ich wieder Tore. Natürlich wird ein Stürmer immer nach Toren bemessen. Und wenn ich zehn Spiele nacheinander nicht getroffen habe, kommt die Kritik auf, und es wird von Ladehemmung gesprochen.

Wie geht man mit einer solchen Situation um?

Indem man trainiert und hart an sich arbeitet. Dazu braucht man auch den Zuspruch des Trainers. Das ist wieder so ähnlich wie beim Torwart: Ein Stürmer muss regelmäßig seine Tore machen, und ein Torwart darf keine Eier reinkriegen. Deswegen brauchen beide in Drucksituationen die Unterstützung des Trainers. Das Spiel wird immer defensiver, die Torquote sinkt. Das Interesse an der Bundesliga steigt trotzdem immer weiter.

Das ist unglaublich. Wenn ich an das Parkstadion zurückdenke, mit der Laufbahn, da war alles so weit weg, es gab kein Dach, und wenn es dann auch noch geregnet hat... Heutzutage sind so viele Frauen und Kinder im Stadion, die sich das früher gar nicht getraut haben. Das ist mittlerweile eine ganz andere Welt.

Sind Stürmer und Tore am Ende gar nicht die Hauptattraktion?

Genau. Vielmehr die Stimmung und dass die eigene Mannschaft gewinnt. Dann ruft die Nord- die Südkurve und wieder zurück. Als wir 1977 Vizemeister wurden und die Meisterschaft erst im letzten Spiel entschieden wurde kamen im Schnitt gerade mal 36 000 ins Parkstadion. Da konnte man zum Stadion gehen und bekam oft noch direkt vor dem Spiel eine Karte. Heute ist die Arena AufSchalke voll – egal wer spielt.

Eine Frage noch, Herr Fischer: Lesen Sie eigentlich mittlerweile schon Bücher?

Ich habe mein Buch gelesen (lacht. Fischer meint seine Publikation »Fallrückzieher und mehr...«) Auch noch andere?

Ich habe mal eines über Uwe Seeler angefangen. Ich bin einfach ein Mensch, der sich nicht hinlegen kann und dann ein Buch liest. Ich gehe lieber raus in die Natur und laufe. Warum sollte ich damals, als ich gefragt wurde, welches mein Lieblingsbuch ist, lügen? Dafür habe ich inzwischen selbst ein Buch geschrieben. Das schafft wohl auch nicht jeder.

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