Eiskalt zischte der Wind am späten Freitagvormittag an der Castroper Straße in die Gesichter der Beobachter, und man kann für den Zweitligisten VfL Bochum nur hoffen, dass die Profis das Abschluss-Training und den Rest des Tages schadlos überstanden haben. Um 13 Uhr wird heute die Partie beim Tabellendritten Union Berlin angepfiffen. Die Alternativen auf der Bank sind rar in der Offensive. Sehr rar.
Im Sturm gibt es nun gar keinen Ersatz mehr für Lukas Hinterseer, denn Silvere Ganvoula kann aufgrund seiner Fleischwunde an der Ferse nicht richtig laufen. Der Kongolese, der nach dem Rückstand gegen den FC St. Pauli als einziger Akteur eingewechselt worden war, fuhr gar nicht erst mit nach Berlin. Für ihn kehrt der gegen St. Pauli gesperrte Chung-yong Lee in den sonst unveränderten Kader zurück.
Kruse ist erst in Köln eine Option
Weil auch Robbie Kruse erst gegen Köln wieder eine Option sein soll und die sechs weiteren Verletzten bis zum Jahresende ausfallen, muss in Berlin mehr denn je die Startelf passen, die Robin Dutt aufs Feld schickt. Dass sie das Zeug dazu hat, davon ist der Trainer überzeugt.
Ein Hoffnungsträger heißt Chung-yong Lee. Dass der Südkoreaner gegen die stabilste Defensive der Liga von Anfang an spielt, wollte Dutt zwar noch nicht kundtun, aber man darf davon ausgehen. So agierte Lee auch im kurzen Abschluss-Spiel des Trainings am Freitag zentral in der offensiven Start-Reihe mit Tom Weilandt und Sidney Sam auf den Flügeln. Görkem Saglam, ein spielstarker Zehner, droht trotz seiner guten Leistung gegen St. Pauli die Bank. „Lees Erfahrung wird uns gut tun, er ist natürlich ein wichtiger Spieler für uns“, sagte Robin Dutt.
Sidney Sam ist heiß auf sein zweites Saisontor
Sidney Sam bleibt wohl erste Wahl. Der Ex-Nationalspieler hat die Worte des Trainers verinnerlicht, der jenseits von emotional geprägter Kritik direkt nach einem Spiel seinen Profis viel lieber das Positive vor Augen führt, auch nach Niederlagen wie gegen St. Pauli. „Wir wollen wieder selbstbewusst auftreten“, sagt Sidney Sam. „Wir wollen jetzt das fußballerische Element nicht vernachlässigen, müssen aber unsere Chancenverwertung verbessern“, so der 30-Jährige.
Letzteres trifft auch und gerade auf ihn selbst zu, erst ein Tor erzielte er in seinen 35 Einsätzen für den VfL Bochum, das 1:0 in Duisburg im August. Sam, der sich nach Verletzungsproblemen im Herbst körperlich wieder herangekämpft hat, hofft, dass der Knoten noch einmal richtig platzt - und streicht auch das Gute heraus aus den letzten Wochen. Ganz wie der Trainer. „Das Positive ist, dass wir uns überhaupt so viele Chancen erarbeiten. Dann klappt es irgendwann auch mit meinem zweiten Saisontor.“
Autor: Ralf Ritter