Silvere Ganvoula feierte in der Duisburger Arena gleich zwei Premieren. Erstes Tor im zweiten Spiel für den VfL Bochum - und erste Gelbe Karte. Seinen Jubellauf über die Banden hinweg hin zum Fanblock musste Schiedsrichter Christian Dingert ahnden, regelkonform mit Gelb. Eine Karte in einer Farbe, die der vom RSC Anderlecht mit Kaufoption ausgeliehene Stürmer in diesem Fall nur zur Kenntnis nahm.
Zu emotional war sein Treffer, „er war so wichtig für die Mannschaft“, erklärte der Kongolese hinterher auf französisch in mehreren Interviews - immer begleitet von seinem Dolmetscher. Von Anthony Losilla. Und der Franzose im Mittelfeld des VfL erledigte diesen Job wie seine Arbeit auf dem Rasen: mit Bravour.
Losilla zählte wieder zu den Stärksten einer Bochumer Mannschaft, die im Revierduell nur in der Chancenverwertung und kämpferisch überzeugte. Vor allem in Unterzahl, nach der Roten Karte gegen Sidney Sam (Tätlichkeit/67.). „Da sind alle zusammengerückt, die Jungs haben prima verteidigt“, lobte Manager Sebastian Schindzielorz den Einsatz. „In der 2. Liga ist viel Physis gefragt, es ging heute vor allem um die Arbeit gegen den Ball.“
Spielerische Mängel
Dabei übersah er die spielerischen Mängel nicht, die der VfL vor allem in der ersten Halbzeit offenbarte. Nichts bis wenig lief zusammen, ehe Trainer Robin Dutt auf ein 4-4-2 umstellte.
Zu Beginn hatte Dutt seinem 4-2-3-1 vertraut und nur eine Änderung in der Startelf vorgenommen: Kapitän Stefano Celozzi übernahm den Rechtsverteidiger-Part von Jan Gyamerah. Tom Weilandt war erstmals im Kader, kam aber nicht zum Einsatz. Für ihn musste Johannes Wurtz zuhause bleiben.
Weitere Variante: Zentral hinter Lukas Hinterseer agierte nicht, wie gegen Köln, Milos Pantovic, sondern Robbie Kruse. Pantovic besetzte mit Sam im stetigen Wechsel die offensiven Flügel. Eine Maßnahme, die nicht aufging, was nicht nur am anfangs auffälligen Kruse lag.
Pantovic bleibt diesmal blass
Von Pantovic war fast nichts zu sehen, von Sam zu wenig, über die Außenbahn kam auch von hinten heraus kein Druck. Lange, hohe Bälle schienen auf beiden Seiten das Mittel der Wahl zu sein, wobei der MSV klare Feldvorteile hatte, die „zweiten Bälle“ meist holte, wie Trainer Robin Dutt einräumte. Doch bis auf zwei, drei Schüsse, die eine sichere Beute für Torwart Manuel Riemann waren, sprang auch bei den Bemühungen der Gastgeber kaum Nennenswertes heraus.
Zum Glück für den VfL, bei dem auch in der Defensivarbeit einiges nicht passte. Bochum bot dem MSV zu viel Platz, in der hinteren Verteidigungsreihe überzeugte zunächst nur Tim Hoogland, während der junge Maxim Leitsch unsicher wirkte. Nur eine Chance produzierte der VfL in Durchgang eins, Pantovic vergab nach einem dynamischen Losilla-Vorstoß.
Dutt reagierte, stellte auf ein 4-4-2 um. Mit Ganvoula für Pantovic kam mehr Präsenz ins Spiel, nicht nur wegen seiner Statur, nicht nur wegen des Kopfball-Treffers zum 2:0 - Sam hatte per Freistoß die Führung erzielt (55.). Vorausgegangen war die einzige Kombination, die auch Freunde des höherwertigen Fußballs gerne noch einmal in Zeitlupe sehen. Über mehrere Stationen landete der Ball bei Danilo Soares, dessen präzise Flanke Ganvoula mit Wucht und Präzision veredelte. „Ich habe gesehen, dass Danilo den Ball für die Flanke bekommt und mich zwischen die Verteidiger geschoben“, erklärte der 22-Jährige.
Der Rest war ein Kopfball in höchster Qualität. Das 2:0.
Der Derby-Sieg.
Autor: Ralf Ritter