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Leifeld: Depressionen
"Habe Leben nicht in den Griff gekriegt"

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Bochum: Uwe Leifeld über Depressionen
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Uwe Leifeld war jahrelang ein Fußball-Held. Doch dafür riskierte er seine Gesundheit. Und als er seinen Heldenstatus verloren hatte, fiel er in ein tiefes Loch.

Wir unterhielten uns mit ihm über Depressionen, Selbstmordversuche und den Weg zurück ins Leben.

Uwe Leifeld, haben Sie ihre Karriere Ihren guten Kontakten zu verdanken?

Ja, zum Teil vielleicht schon. In der Jugend von Borussia Münster habe ich immer die meisten Tore geschossen. Ein väterlicher Freund von mir, der bei der Zeitung arbeitete, hat mich ein bisschen gepusht. Wenn ich getroffen habe, hat er es in die Zeitung gebracht. So wurde dann auch Preußen Münster auf mich aufmerksam.

Zur Person Uwe Leifeld (* 24. Juli 1966 in Münster) absolvierte zwischen 1985 und 1993 179 Bundesligaspiele (48 Tore) für den VfL Bochum und Schalke 04. Nachdem er seine Karriere bei Preußen Münster, Borussia Münster und beim TuS Laer ausklingen ließ, führte er eine Lotto-Toto-Annahmestelle in Münster. Seit 2006 arbeitet er in der Scouting-Abteilung des VfL Bochum, seit 2007 als Festangestellter.

Bei den Preußen blieben Sie allerdings nur ein Jahr.

Wir hatten ein Spiel beim VfL Bochum. Eigentlich sollte Uwe Tschiskale in der Startelf stehen, aber er hatte an dem Tag einen Polizeieinsatz und musste den Bundeskanzler bewachen. So bekam ich meine Chance und habe direkt zwei Tore und zwei Vorlagen verbucht. Noch am selben Abend bekam ich einen Anruf von VfL-Trainer Rolf Schafstall. Ich hatte das Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Und in Bochum hatte ich die beste Zeit meiner Karriere.

Was hat die Mannschaft der „Unabsteigbaren“ ausgemacht?

Die älteren Spieler wie Michael Lameck, Lothar Woelk, Walter Oswald und Heinz Knüwe haben mir gesagt: „Mach du vorne deine Tore, wir arbeiten für dich nach hinten.“ Wir waren eine Mannschaft, in der jeder seine Aufgabe erfüllt hat.

War es für Sie als Stürmer nicht schwierig, in so einer Kämpfertruppe zu Toren zu kommen?

Gegen Typen wie Woelk oder Oswald hat niemand gerne gespielt. Ich war froh, dass sie in meiner Mannschaft waren. Und die Bälle habe ich ja trotzdem bekommen. Ich habe genau einen Treffer außerhalb des Sechzehners gemacht. Ich war ein echter Strafraumstürmer. Solche Typen mit einem echten Torriecher gibt es heute nicht mehr. Ich sitze oft auf der Tribüne und denke mir: „Mein Gott, den hätte ich gemacht.“

Der Torriecher war wesentlich stärker ausgeprägt als das Gespür für den eigenen Körper. Am 28. November 1986 verdreht sich Leifeld im Spiel gegen Borussia Dortmund in der ersten Halbzeit das Knie. In der Pause legt er sich einen Eisbeutel aufs Knie und spielt anschließend weiter. Nach 55 Minuten geht nichts mehr, er muss ausgewechselt werden. Die bittere Diagnose: Kreuzband-, Innenband- und Meniskusriss. Keine fünf Monate später steht Leifeld wieder auf dem Platz.

War Ihre schnelle Genesung ein medizinisches Wunder?

Nein. Ich habe mich eine komplette Saison spritzen lassen. Für mich war es nie eine Frage, ob ich nicht besser die Verletzung auskurieren sollte. Ich wollte der Mannschaft helfen. Im Nachhinein war das ein großer Fehler. Denn dadurch habe ich 1990 einen Knorpelschaden bekommen.

Bis dahin sollte Ihre Karriere steil bergauf gehen.

Ich saß im September 1989 bei einem Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Irland sogar auf der Bank. Ich hatte mich schon warmgelaufen und wurde von Franz Beckenbauer zur Einwechslung heran gewunken, weil wir 0:1 zurücklagen. Doch in dem Moment fiel das 1:1. Beckenbauer sagte: „Setz dich wieder hin. Deine Chance kommt noch.“

Sie kam allerdings nicht.

Für mich war es trotzdem eine Riesensache. Ich habe gar nicht gedacht, dass ich so gut Fußball spielen kann. Ich konnte nicht 100 oder 200 Mal den Ball hochhalten, sondern war ein Kämpfer. Und genau genommen bin ich nur eingeladen worden, weil die Italien-Legionäre nicht nominiert werden konnten.

Auf Seite 2: Beinahe Weltmeister

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