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Schalke: Schlechteste Hinrunde seit 2003
Bilanz: 3:3 in Dortmund war der Knackpunkt

Noch nicht die erhoffte Verstärkung: Schalkes Jefferson Farfan (Foto: firo).
Noch nicht die erhoffte Verstärkung: Schalkes Jefferson Farfan (Foto: firo).
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Die Qualifikation für die Champions League verpasst, in der Trostrunde UEFA-Cup kläglich schon nach der Gruppenphase ausgeschieden und in der Bundesliga mit 27 Punkten nur auf Platz sieben:

Der FC Schalke hat innerhalb von nur vier Monaten fast alle Ziele für diese Saison verspielt, die Bilanz der Hinrunde fällt trostlos aus. Schlechter war man zuletzt vor fünf Jahren, als es unter Jupp Heynckes nur zu Rang acht mit 24 Zählern reichte.

Dabei waren die Voraussetzungen, in diesem Jahr einen erneuten Anlauf Richtung Meisterschaft zu wagen, so gut wie nie zuvor. Die Mannschaft war eingespielt und wurde sogar noch für die Rekordablösesumme von 15,5 Millionen Euro in Jefferson Farfan und Orlando Engelaar gezielt verstärkt. Hinzu kam in Fred Rutten ein Trainer, von dem man sich endlich die Abkehr vom Rumpelfußball unter seinem Vorgänger Mirko Slomka versprach.

Weit gefehlt, denn nach anfänglich guten Leistungen und der zwischenzeitlichen Tabellenführung markierte das nicht gewonnene Revierderby bei Borussia Dortmund den Wendepunkt in der noch jungen Spielzeit. Schien die Truppe das Verfehlen der europäischen Königsklasse noch wegstecken zu können, war nach dem 3:3 beim BVB ein Bruch im Team unverkennbar. Zwei Negativserien vom 6. bis zum 9. Spieltag mit nur drei Punkten sowie vom 12. bis zum Hinrundenschluss mit nur zwei Dreiern ließen den Möchtegern-Meister im Mittelfeld versumpfen.

Orlando Engelaar (Foto: firo).

Die Gründe für das Absacken sind vielfältiger Natur. Die beiden Neueinkäufe Farfan und Engelaar blieben bisher unter den Erwartungen, das von Rutten stur praktizierte 4-3-3-System hakte und die Mannschaft versagte vor allem gegen die bessere Gesellschaft der Liga. Das 1:0 gegen Hertha BSC am 16. Spieltag war der erste und bisher einzige Dreier gegen eine Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte.

Und wer sich von Schalke unter dem Holländer Rutten "lekker Fußball" versprochen hatte, wurde leider bis auf wenige Ausnahmen enttäuscht. Eine großartige Stunde in Dortmund, eine spielerisch richtig starke Halbzeit gegen Bayern München und souveräne Vorstellungen gegen die Abstiegskandidaten Karlsruhe, Cottbus und Mönchengladbach - das war's! Die beste Abwehr hatte Schalke auch vorher schon, doch wer kreativen Fußball mit schönen Toren sehen wollte, musste sich in Hoffenheim oder Leverkusen umschauen. Die harmlose Offensive blieb mit 24 Treffern unter dem Ligaschnitt (26), in den Spielen mit Schalker Beteiligung fielen sogar insgesamt die wenigsten Tore (40).

Jefferson Farfan (Foto: firo).

Wie offenkundig die spielerischen Mängel der Truppe sind, unterstreicht die Zahl von elf Toren aus Standardsituationen. Während Kevin Kuranyi (6) und Jefferson Farfan (5) noch halbwegs brauchbare Quoten vorweisen konnten, brachte die Zentrale leider gar nichts zustande. Schalkes Mittelfeldspieler erzielten erst fünf Treffer - durch die gelernten Stürmer Halil Altintop (2) und Farfan (1) beziehungsweise den Abwehrspieler Heiko Westermann (2), als diese im Mittelfeld zum Einsatz kamen. Ivan Rakitic, Fabian Ernst, Orlando Engelaar und Jermaine Jones hingegen gingen allesamt leer aus. Schalkes Mittelfeldkicker gaben nicht nur mit großem Abstand die wenigsten Torschüsse ab, kein anderes Team verschluderte so viele hundertprozentige Torchancen wie Schalke (35 von 48).

Immerhin besteht eine Hoffnung: Die von Rutten trainierten Mannschaften sind in der Rückrunde stets stärker geworden, so war Twente Enschede in der zweiten Halbserie der vergangenen Saison kaum noch zu schlagen. Ob das reicht, um das anvisierte Saisonziel, die Qualifikation für die Champions League, zu erreichen, muss stark bezweifelt werden.

Aufsteiger Benedikt Höwedes und Heiko Westermann haben im Schalker Kader in den vergangenen sechs Monaten den größten Sprung gemacht. Während Westermann seiner Vielseitigkeit eine neue Qualität, nämlich das Toreschießen, hinzufügte, kratzte Höwedes an Denkmälern. Der 20-Jährige hat sich insbesondere in den letzten Spielen der Hinrunde mit beeindruckenden Leistungen in die erste Elf gekämpft. Wenn die Rückrunde am 30. Januar mit der Partie in Hannover fortgesetzt wird, dürfte sich einer der beiden arrivierten Innenverteidiger, Marcelo Bordon oder eher Mladen Krstajic, auf der Bank wiederfinden. Höwedes hat sich den Anspruch auf einen Stammplatz mit seiner absolut souveränen Spielweise auch verdient. Stark im Zweikampf, schnell auf den Beinen und hervorragend im Stellungsspiel bringt der U21-Nationalkicker alles mit, was Schalkes gute Defensive ausmacht - und hat sich damit sogar ins Blickfeld von Bundestrainer Jogi Löw gespielt! Westermann ist allerdings schon einen Schritt weiter, denn mit vier Treffern ist er nach den Stürmern Kevin Kuranyi (6) und Jefferson Farfan (5) der drittbeste Torschütze im Team. Dass Manager Andreas Müller ihn vorzeitig bis 2015 binden will, ist keine Überraschung.

Benedikt Höwedes (Foto: firo).

Absteiger Kevin Kuranyi hat in den problembelasteten dreieinhalb Jahren auf Schalke sicher gerade die schwierigsten Monate hinter sich. Mit zwei Treffern im ersten Spiel gegen Hannover toll in die Saison gestartet, reagierte er auf die erste Krise mit einem weiteren Doppelpack gegen Wolfsburg. Danach kam das Aus in der Nationalmannschaft und fortan ging bei dem sensiblen Kicker so gut wie nichts mehr. Seine Kritiker ließen ihren Unmut offen und schonungslos mit Pfiffen an ihm aus, doch gerade in der Stunde der größten Not formierten sich vorwiegend unter den "Ultras" eine Pro-Kuranyi-Fraktion, die den gefallenen Star nach Kräften unterstützte. Der 26-Jährige muss dennoch im Januar erstmals um seinen Stammplatz auf Schalke kämpfen. Beißt er sich durch, dürfte einer Verlängerung seines Vertrags im Juni nichts im Wege stehen.

Ein zweiter Absteiger ist Albert Streit. Im vergangenen Winter mit vielen Hoffnungen geholt und als bester Vorbereiter der Bundesliga angekündigt, konnte der Offensivallrounder diesen Erwartungen schon in der Rückserie der letzten Saison nicht wirklich gerecht werden. In der laufenden Runde spielte er gar keine Rolle mehr, durfte lediglich in Cottbus einmal von Anfang an ran und beschwerte sich öffentlich über seine Rolle als Edelreservist. Wenn er im Januar verkauft wird, dann als eines der größten Missverständnisse der jüngeren Schalker Vereinsgeschichte.

Problem Die Problemzone fängt im Mittelfeld an und hört vorne im Sturm auf. Spielwitz und der richtige Zug zum Tor fehlten, obwohl in Jefferson Farfan ein Spieler für die stolze Summe von zehn Millionen Euro für genau diese Qualitäten geholt wurde. Wie offenkundig die spielerischen Mängel der Truppe sind, unterstreicht die Zahl von elf Toren aus Standardsituationen. Während Kevin Kuranyi (6) und Jefferson Farfan (5) noch halbwegs brauchbare Quoten vorweisen konnten, brachte die Zentrale leider gar nichts zustande.

Schalkes Mittelfeldspieler erzielten erst fünf Treffer - durch die gelernten Stürmer Halil Altintop (2) und Farfan (1) beziehungsweise den Abwehrspieler Heiko Westermann (2), als diese im Mittelfeld zum Einsatz kamen. Ivan Rakitic, Fabian Ernst, Orlando Engelaar und Jermaine Jones hingegen gingen allesamt leer aus. Schalkes Mittelfeldkicker gaben nicht nur mit großem Abstand die wenigsten Torschüsse ab, kein anderes Team verschluderte so viele hundertprozentige Torchancen wie Schalke (35 von 48).

Zukunft Vielleicht hat das schmähliche Aus im UEFA-Cup wirklich etwas Gutes. Nun ist die Mannschaft um eine Ausrede ärmer, warum es in der Liga nicht so fluppte wie geplant. Englische Wochen mit Flugreisen gibt es bis auf die Pokalrunden nicht mehr, die Mannschaft kann sich optimal auf die Aufgaben in der Liga vorbereiten. Sechs Punkte Rückstand auf Platz drei sind auch nicht die Welt, doch wer glaubt nach den bisherigen Leistungen schon ernsthaft an eine rauschende Rückserie? Dafür muss Trainer Fred Rutten entweder sein System ändern oder zumindest modifizieren - oder Müller hat bei der Suche nach Neuverstärkungen endlich mal wieder das richtige Händchen.

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