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Schalke: Fred Rutten konnte schon als Spieler schlecht verlieren
„Das hat sich als Trainer nicht geändert!“

Schalke: Fred Rutten konnte schon als Spieler schlecht verlieren
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Nach 100 Tagen und einer Woche als Trainer auf Schalke hat Fred Rutten nicht nur das erste verpasste sportliche Ziel, seine erste Niederlage in der Bundesliga und den ersten Auftritt beim Fan-Stammtisch hinter sich.

Er sieht sich auch mit den ersten Zweifeln an seiner Arbeit konfrontiert. Denn wie empfindlich das notorisch nervöse Umfeld in Gelsenkirchen auf Erfolg beziehungsweise dessen Ausbleiben reagiert, das hat der 45-jährige Fußballlehrer in seiner noch recht kurzen Amtszeit schon verinnerlicht.

Fred Rutten, Sie haben zu Beginn Ihrer Trainertätigkeit gesagt, dass Sie im Grunde nie ganz zufrieden sind. Wie zufrieden sind Sie denn nach 100 und ein paar Tagen? So wie die Mannschaft auf dem Platz arbeitet, das stimmt mich sehr zufrieden. Aber an der Balance zwischen den richtigen Ergebnissen und guten Leistungen mit Spaß am Fußball können wir sicher noch ein wenig arbeiten.

Fred Rutten (Foto: firo).

Sie reden oft auch davon, dass es kleine Schritte sind, die das Team machen muss. Wie lange dauert dieser Prozess?

Im Sport ist dieser Prozess ja nie ganz abgeschlossen. Wenn man ein Ziel erreicht hat, muss man als Trainer überlegen, wie das nächste anzugehen ist, was man noch verbessern kann. Und wenn man ein Ziel verpasst, so wie wir die Champions League, dann kann ich kurzfristig die Enttäuschung verstehen, aber einen Tag später muss es weiter gehen. Ich konnte schon als Spieler schlecht verlieren. Das hat sich als Trainer nicht geändert! Ich gebe zu, dass ich ein Perfektionist bin, doch es ist nicht immer realistisch, das zu erreichen, was ich vorhabe. Zum Beispiel, endlich die Schale nach Schalke zu holen! Ich weiß, dass der ganze Verein und seine Fans davon träumen. Das tue ich auch und werde alles daran setzen, diesen Traum in Erfüllung gehen zu lassen. Wann es so weit sein wird, kann ich natürlich nicht sagen.

Wie groß ist denn nach drei Monaten Praxis hierzulande der Unterschied zwischen der Niederlande, wo Sie bisher ausschließlich tätig waren, und der Bundesliga? Sehr groß! Ich war gut auf meine Aufgabe vorbereitet, daher konnte ich nicht wirklich überrascht werden. Was die Medien betrifft, habe ich gemerkt, dass es hier immer mehr Themen abseits des Platzes gibt als in Holland. Damit habe ich aber kein Problem. Und sportlich ist sehr auffällig, dass jeder gegen jeden gewinnen kann. Den Fans macht das sicher viel Spaß, denn man kann den Ausgang nie vorhersagen. In Holland ist man auch mal zufrieden, wenn man schön gespielt, auch wenn das Ergebnis nicht stimmte.

Orlando Engelaar (Foto: firo).

Orlando Engelaar nennt das ‚lecker Fußball‘. Er selbst hat zugegeben, Probleme mit der Anpassung an das höhere Niveau in der Bundesliga zu haben. Schafft Ihr Schützling aus Enschede den Sprung noch?

Davon gehe ich aus! Spieler aus anderen Ländern brauchen meistens etwas Zeit, um sich an die Bundesliga zu gewöhnen. Orlando war in der Vorbereitung gut drauf, dann hat er sich leider gegen Atletico verletzt und sucht noch seine hundertprozentige Form. Das Gleiche gilt für Jefferson Farfan. Die Erwartungen gerade an ihn waren sehr hoch, dann hatte er Pech mit seiner Verletzung und kam nach seiner Pause schon früh gut in Schwung, ehe er zuletzt etwas zurückhaltender gespielt hat. Er hat sicher noch viel Luft nach oben.

Sie betonen gerne den Wert einer ‚großen Kabine‘, mit der die Konkurrenzsituation angeheizt werden soll. Nun haben bereits einige Spieler ihre Unzufriedenheit geäußert, Albert Streit und Zé Roberto wollen weg. Was machen Sie mit diesen Leuten? Ich kann verstehen, wenn die Spieler, die nur auf der Bank sitzen oder gar nicht im Kader sind, unzufrieden oder sogar ein bisschen böse sind. Wenn sich dann einer öffentlich äußert, habe ich kein Problem damit. Was Albert gesagt hat, war ja nicht vereinsschädigend. Aber wir haben in den nächsten acht Wochen 15 Spiele, da wird jeder gebraucht und auf seine Einsätze kommen. Daher möchte ich die Jungs davon überzeugen, noch ein Jahr zu bleiben und für die Chance zu kämpfen. Von mir aus muss kein Spieler in der Winterpause gehen, ich würde am liebsten mit dem gesamten Kader weitermachen.

Bewerten Sie die Spieler eigentlich nach Ihrer Leistung so wie Hans Meyer, mit dem Sie einst bei Twente zusammengearbeitet haben? Ich gebe keine Noten, aber mache Plus- und Minuspunkte. Diese gehen dann in die Analyse des jeweiligen Spiels ein. Apropos Hans Meyer: Das ist ein super Trainer, aber er ist nicht mein Vorbild. So etwas habe ich nicht.

Wie viele Anrufe hatten Sie denn nach der UEFA-Cup-Auslosung auf Ihrem Handy? Das war voll mit Nachrichten und zeigt, dass ich wohl noch eine Menge Freunde in Enschede habe. Ich habe insgeheim auch damit gerechnet, dass wir gegen Twente spielen werden. Darauf freue ich mich schon, doch wenn ich als Trainer in ein Spiel gehe, dann will ich es natürlich gewinnen, auch gegen meinen alten Verein. Am liebsten wäre mir aber, beide Vereine würden weiterkommen.

Foto: firo.

Bis zum Wiedersehen mit der Heimat ist es ja noch ein wenig hin. Aktuell steht die Partie in Hamburg und das Duell gegen Ihren dort erfolgreichen Landsmann Martin Jol bevor. Haben Sie in letzter Zeit mal miteinander telefoniert?

Nein, es ist schon länger her, seit wir das letzte Mal Kontakt hatten. Das war vor einigen Jahren, als ich in Eindhoven war und er Trainer in Tottenham, als ich mir von ihm Informationen über einen Gegner geholt habe, gegen die die Spurs zuvor antreten mussten. Ich erinnere mich aber noch gut an den Tag, als wir uns zum ersten Mal in Enschede sahen. Da war ich noch ein Junge, gerade 15 Jahre alt und durfte bei Twente mit trainieren. Er kam als Neuzugang von Bayern nach Enschede und war der Star. Wenn wir uns jetzt begegnen, ist es ein normales Verhältnis.“

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