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Gesundheitsgefährdung verzögert Abriss des Parkstadions
„Dirty Job“ an der Kultstätte

Die Abrissarbeiten am Parkstadion verzögern sich (Foto: firo).
Die Abrissarbeiten am Parkstadion verzögern sich (Foto: firo).
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Der Abriss des Parkstadions scheint sich für den FC Schalke zu einer ärgerlichen Geschichte zu entwickeln. Waren die Verantwortlichen der Königsblauen zunächst davon ausgegangen, die Reste der Haupttribüne während des Aufenthalts der Profis in Belek sprengen und den Bauschutt in den folgenden sechs bis acht Wochen entsorgen zu können, ist dieser enge Zeitplan nun aus den Fugen geraten.

Als die erste Abrissgenehmigung fürs gesamte Parkstadion vor einigen Jahren vorlag, gab es hierbei keine nennenswerten Auflagen. Damals legten die Schalker jedoch nur ein gutes Drittel der Tribüne in Schutt und Asche. Jetzt, am 3. Januar, erteilte die Stadt Gelsenkirchen eine Baugenehmigung nur unter der Voraussetzung, dass ein Gutachter den Bau nach Schadstoffen untersucht. „Natürlich werden wir uns daran halten“, sagte Peter Peters. Das WDR-Fernsehen erhielt von Schalke die Erlaubnis, die stillgelegte Baustelle auf eigenes Risiko zu besuchen.

Gerhard Osadnik, Leiter des kommunalen Umweltdezernats, findet den Vorgang insgesamt selbstverständlich. „Es war immer klar, dass das Parkstadion nur nach eingehenden Untersuchungen über mögliche Gefahrstoffe abgerissen werden darf. Bei diesem Gebäude aus den 1970er Jahren ist klar, dass Dinge verbaut worden sind, die nach heutigen Erkenntnissen Gesundheitsgefährdungen in sich bergen“, betonte der Beamte. „Wir haben das in den Auflagen zur Baugenehmigung auch noch einmal deutlich gemacht. Es muss ein Abriss- und Entsorgungskonzept her“, sagte Osadnik. Gefahren drohen durch Asbest, PCB und PAK, alles Krebs erregende Stoffe.

Als bei Einrichtung der Baustelle zur Vorbereitung des Abrisses klar wurde, dass Schadstoffe im Parkstadion verbaut worden sind, trafen sich am 4. Januar Vertreter aller beteiligten Stellen. Schalke, die Bauunternehmung Hellmich, die bei der Ausschreibung des Bauauftrags den Vorzug vor fünf anderen Bewerbern erhalten hatte, die Stadt und die Bezirksregierung, zudem wurde vom Bauunternehmer schon am 2. Januar ein Gutachter eingeschaltet. Dieser untersuchte das leicht welke Innenleben der Tribüne nach Schadstoffen, in erster Linie Wand und Bodenbeläge, Dämm-Materialien, Farben und Dichtstoffe wie Silikon. Schalke-Architekt Ulrich Dargel sieht in dem Baustopp kein Problem.

„Es gibt in Deutschland Vorschriften und die werden wir einhalten“, betont der Technischer Leiter der Veltins-Arena und somit auch fürs Parkstadion zuständig. Im Blauen Salon und im Palisanderraum, wo sich früher die so genannten VIPs trafen, sowie im Pressebereich befindet sich vermutlich belastetes Klebematerial in den Bodenbelägen. Aller Voraussicht nach enthalten die Fensterbänke Ethernit, die Farben an den Wänden Giftstoffe und die Außenfassaden Asbest. „Wenn der Gutachter in der einfachen weißen Farbe PCB feststellen sollte, dann beginnt unser ,Dirty Job’“, wirft Jürgen Schog ein. Der Bauleiter der Hellmich-Gruppe kennt sich aus. „Dann muss die gesamte Farbe abgefräst werden, bevor die Betonwand eingerissen werden darf“, sagt Schog.

„Früher waren das herkömmliche Stoffe, heute, 35 Jahre später, gelten die als gesundheitsgefährdend. Das wusste damals niemand“, betont Dargel. Nun wird der Abriss, der eigentlich Ende Februar abgeschlossen werden sollte, „aufwändiger. Wir müssten weiße und schwarze Arbeitsbereiche mit Atemschutz und andere Schutzmaßnahmen schaffen“, erklärt Schog. Für die zusätzlichen Arbeiten wurde indes noch kein Auftrag vergeben. Hier wird Schalke das Gutachten abwarten. Möglicherweise wird es teurer, die Stadt hatte die Abbruchkosten fürs gesamte Parkstadion-Areal auf mindestens 800.000 Euro taxiert, ehe sie das Parkstadion 2003 für einen symbolischen Euro an den FC Schalke verkaufte.

Erste Ergebnisse des Gutachters erwartet Dargel „frühestens in 14 Tagen“. Beobachter gehen von insgesamt acht bis zehn Wochen Verfahrensdauer aus. Erst dann können Sanierung und Abriss überhaupt beginnen. Dargel sowie S04-Boss Josef Schnusenberg erwarten, dass die Bagger wegen des dann laufenden Trainingsbetriebes der Schalker Mannschaft erst nach dem letzten Heimspiel gegen Frankfurt am 17. Mai anrollen.

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