Lars Stindl konnte im vergangenen Sommer nicht ahnen, wie steil es nach seinem Abschied sportlich mit Hannover 96 abwärts gehen würde, als er bei Borussia Mönchengladbach für fünf Jahre unterschrieb. Genau diese Zeitstrecke, ein halbes Jahrzehnt, hatte der Offensivspieler aus dem rheinland-pfälzischen Speyer zuvor bei den Roten verbracht. Überaus erfolgreich. Genau deshalb liegt es dem Neu-Borussen fern, seine erstmalige Rückkehr in die Arena nahe des Maschsees als stinknormales Fußball-Bundesliga-Spiel zu deklarieren.
Stindl, der 14 Saisontore und 13 Vorlagen in 36 Pflichtspielen für die Elf vom Niederrhein auf sein Konto gebracht hat, könnte seinen langjährigen Klub mit einem Treffer im Duell an diesem Freitag (20.30 Uhr/Sky) sogar vorzeitig in die Zweite Liga schießen. Wenn Gladbach beim Schlusslicht gewinnen und Bremen am Samstag gegen Wolfsburg einen Sieg nachschieben würde. Kein unwahrscheinlicher Konjunktiv. Angepasst jubeln
„Ich werde auf jeden Fall angepasst jubeln, sollte mir ein Tor gelingen“, versichert der 27-Jährige. Dessen Herz hängt noch an Hannover. Verständlich. Seine sportliche Fünf-Jahres-Bilanz in der Bundesliga spricht für sich: Vierter, Siebter, Neunter, Zehnter, Dreizehnter, dazu 131 Einsätze. „Mit 96 habe ich unter Trainer Mirko Slomka die Europa League gespielt“, betont Stindl. 2011/12 ging es bis ins Viertelfinale. Atletico Madrid entpuppte sich dann als zu stark. Im Jahr danach kam in der Zwischenrunde gegen Anschi Machatschkala das Aus.
„Wir waren fast nur in der oberen Tabellenhälfte der Bundesliga unterwegs. Und in meinem letzten Jahr bei 96 ist uns der Klassenerhalt gelungen, obwohl es lange Zeit sehr schlecht aussah. Da stand ich als Kapitän im Fokus. Aber es ist gut gegangen“, zählt Stindl auf. Und lächelt.
Die Jetzt-Situation ist nach dem schlechten Saisonstart für uns ein Riesenerfolg
Lars Stindl
Der Druck aus dem vergangenen Jahr in Hannover, in verantwortlicher Position in der Mannschaft, war intensiver als jener, mit Borussia in den abschließenden fünf Liga-Spielen wieder das internationale Geschäft zu erreichen. „Natürlich wollen wir noch einmal Champions-League-Gefühle spüren“, betont Stindl. Sagt aber auch: „Die Jetzt-Situation ist nach dem schlechten Saisonstart für uns ein Riesenerfolg.“
Was Gladbachs Auswärtskrise anbetrifft, so fasst sich der Angreifer an die eigene Nase. Stindl selbst gelang bisher nur ein Bundesliga-Auswärtstor – beim 1:2 am 30. August in Bremen. Würde also für Stindl höchste Eisenbahn, auswärts mal wieder zu jubeln. Auch wenn dies seiner alten Liebe vermutlich einen weiteren, vielleicht den entscheidenden Sargnagel im Kampf um die Bundesliga-Zugehörigkeit verpassen könnte.