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Der VfL Bochum im Test vor dem Ligastart
Knapper Kader, aber mehr Alternativen

Der VfL Bochum im Test vor dem Ligastart
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[b]Vorbereitung:[/b] Seit dem 26. Juni hat Marcel Koller sein Team auf die kommende Spielzeit vorbereitet. Dabei hatte der Schweizer nicht weniger als elf neue Spieler zu integrieren, zu denen sich auch noch Rückkehrer Benjamin Auer gesellte. Fasst man die gesamte Vorbereitung zusammen, dann war es schon bemerkenswert, wie schnell die Eingliederung der Neuen auf und außerhalb des Rasens gelang.

Kollers Philosophie von "Zuckerbrot und Peitsche" kam gut an, denn nach knallhartem Training gönnte der Coach seinem Team auch immer wieder wichtige Erholungsphasen. So beendete er das Trainingslager in Teistungen mit der Begründung, "die Mannschaft hat super trainiert", bereits einen Tag eher als zunächst geplant. Ärgerlich nur, dass einige Verletzungen die Vorbereitung merklich störten. So laborierten die Neuzugänge Danny Fuchs und Mergim Mavraj lange an Muskelfaserrissen, musste sich Philipp Heerwagen einer Schleimbeutel-OP am linken Ellbogen unterziehen.

Auch Benny Auers Rückkehr stand verletzungsbedingt zunächst unter keinem guten Stern. Am Schlimmsten aber erwischte es Oliver Schröder, der sich kurz vor dem Saisonstart noch einer Meniskusoperation unterziehen musste. Ungeachtet dessen liefen die Testspiele sehr erfolgreich. Wobei die Partien gegen die Bochumer Kreisauswahl (8:0) und die SG Wattenscheid (1:2) aus dem Raster der Beurteilung fielen, weil das Gros der Stammspieler dort überhaupt nicht zum Zuge kam. Dass der VfL auch ohne Gekas und Misimovic attraktiven Fußball spielen kann, bewiesen besonders die Tests im rewirpowerStadion gegen Galatasaray Istanbul (2:1) und gegen Borussia Mönchengladbach (3:0). Allerdings zeigte das Pokalspiel in Dresden, dass es dem VfL wie allen anderen Klubs geht: Die spielerischen Möglichkeiten sind noch nicht gänzlich ausgeschöpft.

Marcel Koller (Foto: firo).

Testspiele: VfL - Hadjuk Split 5:4 VfL - RW Erfurt 4:2 VfL - Slavia Prag 1:2 VfL - Galatasaray 2:1 VfL - Darmstadt 98 5:1 VfL - Bor. M'gladbach 3:0 Bilanz: 6 Spiele, 5 Siege, 1 Niederlage Tore: Ilicevic 5, Mienciel 4, Bechmann 3, Dabrowski 3, Epalle 2, Sestak 1, Maltritz 1, Sand 1

Neuzugänge Der VfL hat seinen Kader qualitativ verbessert. Beim Pokalspiel in Dresden schafften gleich drei Neue (Lastuvka, Concha und Sestak) den Sprung in die Anfangsformation. Ihnen kaum nach stehen Marcin Mienciel und Marc Pfertzel, die schon am Samstag gegen Bremen in der Startelf auftauchen könnten. Bei dem Quintett handelt es sich ausnahmslos um erfahrene Spieler im besten Fußballeralter, die auch über internationale Erfahrung verfügen. So spielte Lastuvka in der englischen Top-Liga, Mathias Concha gehört zum Kader der schwedischen Nationalmannschaft, Sestak zum slowakischen Elite-Kader, Mienciel spielte in der höchsten Liga in Griechenland, Pfertzel in Italien.

Neben den drei Talenten Mergim Mavraj, Marc Sand und Heinrich Schmidgal gesellt sich auch noch Danny Fuchs, der nach wochenlangem Verletzungspech in Dresden unter Beweis stellte, dass er für die linke Seite eine Alternative ist, obwohl ihm natürlich noch Spielpraxis fehlt. Eine Alternative im Tor ist jederzeit Philipp Heerwagen. Auffallend, dass der VfL wieder mal darauf geachtet hat, nicht nur gute Fußballer, sondern auch harmonierende Kicker an die Castroper Straße zu holen. Einzelgänger oder introvertierte "Künstler" finden nicht statt.

Marcel Maltritz (Foto: firo).

Abwehr Hie wird weiter auf die Innenverteidigung mit Anthar Yahia, der langfristig gebunden ist, und Marcel Maltritz gebaut. Das ist ein eingespieltes Duo und quasi das Herzstück der Mannschaft. Geändert haben sich dagegen die Außenpositionen. Mathias Concha, im Zweikampf kompromisslos, hat sich den Platz auf der rechten Seite erobert, auch weil sein Vorgänger Oliver Schröder noch mittelfristig ausfällt. Auf der anderen Seite wird es, wie immer in den letzten Jahren, zu einem Wechselspiel zwischen Meichelbeck und Bönig kommen.

Letzterer hatte auf der Zielgeraden durch eine Wadenverletzung seinen Stammplatz eingebüßt. Im Tor ist Jan Lastuvka nach der Vorbereitung die Nummer eins vor Philipp Heerwagen und Rene Renno. Der Tscheche startete in den Tests mit einigen Unsicherheiten, aber schon in der ersten Pokalrunde machte der Goalie einen ganz sicheren Eindruck. Wie steht es mit den Alternativen? In der Innenverteidigung können Meichelbeck und Drsek jederzeit einspringen. Ist Schröder fit, wird er Concha rechts Dampf machen. Unklar noch, da bisher verletzt, ob Mergim Mavraj den Kampf um einen Platz in der Innenverteidigung schon eingreifen kann. Mittelfeld Auch hier gibt es zwei feste Größen, die ihren Stammplatz zementiert haben. Da ist nach der Vorbereitung zunächst Christoph Dabrowski zu nennen, der sich längst in die Chefetage der Mannschaft gespielt, läuferisch nochmals zugelegt hat und mehr und mehr die Offensive sucht, auch vor dem gegnerischen Tor immer präsenter ist. Damit ist der Bundesliga-erfahrene "Dabro" der ideale Nebenmann zu Kapitän Thomas Zdebel, dessen Aggressivität und Leidenschaft, die oft bis an die Grenze des Erlaubten geht, dem Abwehrverbund unheimlich gut tut. Doch weil Marcel Koller weiß, wie schnell etwas passieren kann, hat er zusätzlich auf die Weiterverpflichtung von Daniel Imhof gedrängt.

Der Kanadier kam direkt aus den Wäldern seiner Heimat zurück zum VfL und steht, da endlich verletzungsfrei, als Alternative im zentralen defensiven Mittelfeld zur Verfügung. Offensiv hat sich eine Menge geändert. Lag die Kreativät zumeist in den Händen des launischen Misimovic, so wird sie in der kommenden Saison auf viele Schultern verteilt. Da sind in erster Linie die "jungen Wilden" zu nennen, denn Ilicevic und Grote auf den Außenpositionen machen Fortschritte, ohne ihr Zenit auch nur im entferntesten erreicht zu haben. Und das Wichtigste, das Duo verspürt direkten Konkurrenzdruck. Denn rechts lauert, vielleicht etwas defensiver, Marc Pfertzel und links Danny Fuchs auf seine Chance. Hinzu kommt, dass Bechmann oder Mienciel ebenfalls die offensive Außenposition besetzen könnten. Koller wird sich da sicherlich auch am Gegner orientieren.

Angriff Natürlich, einen Theofanis Gekas kann man auf Anhieb nicht ersetzen. Aber das war auch gar nicht das Ziel der VfL-Verantwortlichen, denn Marcel Koller hatte schon nachdem der Abgang des Griechen feststand für die Zukunft die One-man-show für beendet erklärt. Koller damals: "Wir wollen unsere Tore auf mehrere Schultern verteilen." Legt man die Vorbereitung zugrunde - acht Torschützen in sechs Testspielen -, dann scheint dies durchaus erreichbar. Neben Joel Epalle, der im Angriff mehr und mehr Verantwortung übernimmt, gibt es drei Kandidaten für den zweiten Platz in der Spitze. Das sind

Stanislav Sestak (Foto: firo).

, Mercin Mieciel und Tommy Bechmann. Also jede Menge Alternativen für die Offensive.

Stärken Der VfL besitzt mehr Alternativen als in der Vergangenheit, wobei die Defensive mit Maltritz, Yahia, Dabrowski und Zdebel der Garant für den Klassenerhalt sein sollte. Koller kann auf ein funktionierendes Team zurückgreifen. Zudem besitzt er das uneingeschränkte Vertrauen der Verantwortlichen. Schwächen Weil beim VfL seriöses Wirtschaften weiterhin Priorität besitzt, ist der Kader relativ knapp gehalten. Immerhin tummeln sich bei den Profis, nimmt man Grote und Ilicevic dazu, gleich fünf Spieler, die noch U-23 spielen können und natürlich aufgrund ihres Alters gewissen Formschwankungen unterliegen. Obwohl der Kader in der Breite qualitativ verbessert wurde, gibt es immer noch Leistungsträger, die einfach nicht ausfallen dürfen. Enttäuschend ist auch weiterhin das Interesse am Klub. Wenige ausverkaufte Spiele, meist durch die Gästefans, können darüber nicht hinweg täuschen. Prognose Alle Jahre wieder wird der Kampf um den Klassenerhalt im Vordergrund stehen. Aber gerade weil Mannschaft und Trainer seit den Turbulenzen des letzten Jahres eine verschworene Gemeinschaft sind und die Verantwortlichen nicht den Kopf verlieren, wird der VfL auch in der kommenden Spielzeit die Klasse erhalten.

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