Der erste Arbeitstag von Sebastian Rudy auf Schalke war lang, aber: Am wichtigsten is aufm Platz. Pünktlich marschierte der Neuzugang vom FC Bayern am Dienstag mit seinen neuen Teamkollegen auf den Trainingsplatz, und es dauerte nicht lange, bis das Foto des Tages geschossen werden konnte: Trainer Domenico Tedesco zeigte Sebastian Rudy und Nabil Bentaleb, wie er sich das Zusammenspiel der beiden Mittelfeldspieler künftig vorstellen kann. Tedesco will Rudy und Bentaleb vereinen – wenn der mitunter exzentrische Algerier denn mitspielt. Bentaleb war zuletzt mit Olympique Marseille in Verbindung gebracht worden, Manager Heidel hatte dies dementiert. Aber bis zum Transferschluss am Freitag kann noch viel passieren.
Bentaleb könnte auf der Acht spielen
Sebastian Rudy gilt auf Schalke als neuer Fixpunkt, diese Rolle hat ihm Tedesco aufgezeichnet und die nimmt er auch an: „Ich versuche, im Mittelfeld ein Stabilisator zu sein.“ Für diese Rolle legt Schalke 16 Millionen Euro auf den Bayern-Tisch, womit Rudy der drittteuerste Spieler der Vereinsgeschichte ist: Nur Breel Embolo (22,5 Millionen Euro) hat mehr Ablöse gekostet – und: Nabil Bentaleb (20 Millionen Euro). An dessen Leistungen scheiden sich zwar die Geister, aber der Manager hatte vor einigen Tagen bereits angedeutet, wie Tedesco mit Bentaleb plant: „Der Trainer sagt oft, Nabil kann ich mir auch auf der Acht vorstellen.“ Das Problem: Bentaleb sieht sich eigentlich als Sechser, aber dort ist nun Rudys Reich.
Rudy glaubt an den Schalker Teamgeist
Der Neuzugang will es nicht allzu hoch hängen, dass es auf Schalke noch andere Spieler für seine Lieblingsrolle gibt, neben Bentaleb ja vor allem auch noch Omar Mascarell oder Weston McKennie: „Wir haben so viele Spiele im Jahr, jeder wird auf seine Einsätze kommen.“ Und dann fügt er hinzu: „Ich habe eigentlich nur Positives über den Teamgeist hier gehört – ich denke, das ist kein Thema.“
Rudy hat sich vor seiner Unterschrift ausführlich über Schalke informiert – zum Beispiel auch bei Manuel Neuer oder Leon Goretzka: „Ich habe natürlich nachgefragt, übrigens auch bei Mark Uth.“ Mit dem neuen S04-Stürmer hat er bis vor einem Jahr in Hoffenheim gemeinsam gespielt. Die Antwort, die Rudy bei seinen Erkundungen stets erfahren hat: „Sie haben alle nur positive Sachen gesagt. Das hat die Entscheidung für Schalke dann noch einfacher gemacht.“
Nationalspieler will noch mehr aus sich herausholen
Andere Gründe für Schalke: Natürlich die Arbeit von Trainer Tedesco, der dafür bekannt ist, dass Spieler unter ihm besser werden. Als sich das Schalker Trainerteam inklusive Videoanalyst am 14. August mit Rudy zum Perspektiv-Gespräch am Münchner Flughafen traf, zeigte Tedesco auch dem WM-Teilnehmer noch Schwächen auf – das imponierte Rudy: „Da wird einem nicht nur Honig ums Maul geschmiert. Ich komme nicht hierher, um meine Leistung zu stagnieren, ich will noch mehr aus mir herausholen. Und ich denke, dass ich das hier sehr gut machen kann.“
Auch das sprach gegen Leipzig
Das Angebot aus Leipzig lehnte Rudy ab: Wegen Schalke, wegen Tedesco, wegen der Fans – und wegen der Perspektive. Auf Schalke konnte er für vier Jahre unterschreiben, das bringt ihm ein besseres Gefühl als eine Ausleihe nach Leipzig. „Als Spieler ist es nicht immer ein Vorteil, wenn man jedes Jahr woanders hingeht“, erklärt Rudy und zählt auf, wie wichtig ihm das Einleben in sportlicher wie auch privater Hinsicht ist: „Ich habe jetzt einen kleinen Sohn, habe eine Frau und einen Hund habe ich auch noch. Wenn man da jedes Jahr umzieht, gibt es immer neuen Stress. Das war auch ein wichtiger Punkt für Schalke.“
Zunächst aber lebt Sebastian Rudy alleine auf Schalke – Frau, Sohn und Hund kommen erst nach, wenn er eine hübsche Wohnung gefunden hat. Der erste Arbeitstag in Gelsenkirchen endete: Im Hotelbett.
Autor: Manfred Hendriock