David Wagner war deutlich anzusehen, wie stolz er war. „In diesem Spiel“, stellte der Trainer von Schalke 04 zunächst fest, „ist so ziemlich alles gegen uns gelaufen, was gegen uns laufen kann.“ Und ja, gab er deshalb auch gerne zu, „es war dem Spielverlauf entsprechend ein glücklicher Sieg“. Beide Einschätzungen trafen zu, allerdings: Das 3:2 (1:1) beim FC Augsburg war eben ein Sieg - und darüber hinaus einer mit Signalwirkung, weswegen Wagner „super glücklich“ war.
Der Coach musste schon nach neun Minuten Innenverteidiger Salif Sane ersetzen, zweimal geriet seine Mannschaft in Rückstand - „andere Mannschaften“, behauptete Siegtorschütze Amine Harit, „hätten nach dem 1:2 womöglich aufgehört, Fußball zu spielen.“ Die Schalker? Hörten nicht auf. Und so fielen nach dem Spiel aus verschiedenen Mündern auch immer wieder dieselben Worte: „Fighting Spirit“ (Wagner), „Mentalität“ (Harit), „Charakter“ (Torhüter Alexander Nübel).
„Wir können“, sagte Wagner mit einem Funkeln in den Augen, „wahnsinnig viel aus diesem Spiel mitnehmen.“ Die wichtigste Erkenntnis: Es lohnt sich, nie den Kopf hängen zu lassen, nie aufzugeben und unablässig zu versuchen, den Gegner zu Fehlern zu zwingen. „Wir haben sehr viel Charakter bewiesen“, betonte Torhüter Nübel, nicht zuletzt, weil nach dem Ausfall von Sane die Innenverteidigung aus dem Startelf-Debütanten Ozan Kabak (19) und Mittelfeldspieler Weston McKennie (21) bestand.
„Salif ist eine wichtige Säule bei uns in der Mannschaft“, sagte Nübel, „aber wie haben das als Team super kompensiert.“ Das lag auch an Daniel Caligiuri, der für den verletzten Sane kam: Einen ersten Freistoß Caligiuris lenkte Augsburgs Stephan Lichtsteiner nach der Führung durch Daniel Baier (38.) mit dem Kopf ins eigene Tor (45.+1), einen zweiten verwandelte Kabak zum erneuten Ausgleich (72.), nachdem Alfred Finnbogason per Handelfmeter nach Videobeweis getroffen hatte (60.).
Dass die Augsburger das Spiel dann noch komplett aus der Hand gaben, lag aber nicht nur an ihrem mangelhaften Verhalten bei den Standards: Sie hatten es vor allem in ihrer starken ersten Halbzeit versäumt, „das eine oder andere Tor nachzulegen“, wie Trainer Martin Schmidt bemängelte. Schmidt handelte allerdings ebenfalls unglücklich: Er wechselte den guten Marco Richter aus (68.) und brachte statt eines Stürmers, der für Entlastung hätte sorgen können, Verteidiger Reece Oxford. Oxford spielte später Harit vor dessen Siegtor (82.) den Ball in die Beine.
„Es ist eine bittere Niederlage“, sagte Schmidt, „wir hätten für unsere Leistung mehr verdient gehabt.“ Er behauptete auch: „Wir sind noch nicht so weit, gegen die großen, die Top-Acts der Liga zu gewinnen.“ Sie hätten sich allerdings auch alle wesentlich geschickter anstellen können. sid