Ahmed Kutucu hat den Riecher für besondere Tore. Der 19-Jährige schoss im Februar in der Allianz-Arena gegen den FC Bayern das zwischenzeitliche 1:1. Auch vier Ligen tiefer zeigte er, was er drauf hat: Gegen die Sportfreunde Siegen zimmerte er in der 22. Minute einen Fallrückzieher ins gegnerische Tor. Und das von der Strafraumkante aus. Es war das 2:0 und fiel in einer Phase, in der Siegen Chancen auf den Ausgleich witterte. Mit seinem Treffer jedoch leitete Kutucu final den dominanten 7:0-Erfolg ein. Warum das Talent überhaupt in der Oberliga spielte? Ganz einfach: Weil Kutucu es so wollte. "Ich bin ein junger Spieler und brauche meine Spielpraxis", gab der Stürmer zu Protokoll. "Ich will mich weiterentwickeln. Dann bin ich am Samstag zum Trainer gegangen und habe gefragt, ob ich vielleicht montags bei der U23 spielen kann und er hat mir die Erlaubnis gegeben. Es war mein eigener Wille, hier zu spielen, weil ich es halt einfach brauche." Man merkte von Beginn an, dass er das wollte: auf dem Platz stehen und sich zerreißen. Ein weiteres Mal traf er noch gegen die Sportfreunde (26.) - weitere Großchancen ließ er aus. Stets sorgte er zusammen mit Cedric Teuchert und Haji Wright für Gefahr. Zwei Offensivleute, die ebenfalls schon bei den Profis mit dabei waren und nun bei der Reserve Spielpraxis sammelten. Sogar Jewhen Konoplyanka wollte schon freiwillig in der Oberliga spielen, durfte dies aber nicht, weil er nicht aus der EU kommt, erklärte U23-Coach Torsten Fröhling. Für ihn sei genau dafür eine Reserve da: "Die Spieler fragen oft selbst nach." Und das aus gutem Grund, weiß Kutucu zu berichten: "Die Mannschaft hat einfach Spaß am Fußball und will halt jeden Punkt mitnehmen. Die spielen offensiv und gehen vorne drauf. Das gefällt mir!" Vorfreude auf die neue Umgebung Dies wird Schalke II ab der kommenden Saison nicht mehr in der Oberliga, sondern in der Regionalliga tun. "Es gibt dort super Kulissen. Ob das jetzt Dortmund, Essen, Aachen oder Oberhausen ist", strahlte Fröhling übers ganze Gesicht. "Es ist ja wieder ein Schritt für unsere jungen Spieler, sich da zu behaupten und durchzusetzen, da es ganz andere Kaliber sind. Trotzdem hat auch die Oberliga eine gute Qualität."
Nun kann der Trainer es allerdings kaum abwarten, eine Liga höher die Kommandos zu geben: "Wir freuen uns tierisch auf die Regionalliga. Ich bin der Meinung, dass das die beste Plattform von der Ausbildung her ist, weil da viele Qualitätsspieler und gute Mannschaften mit vielen Zuschauern sind." Fröhling aber weiß: "Wir werden Lehrgeld zahlen in der Regionalliga." Wohl dem, der dann auf einen Ahmed Kutucu zurückgreifen kann. Autor: Justus Heinisch