Heute ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Der immer noch erst 22-Jährige hat bereits eine kleine Europareise hinter sich und muss aufpassen, dass seine Karriere nicht schon beendet ist, bevor sie so richtig angefangen hat. Seine Geschichte ist derzeit eher die eines großen Talents, bei dem der Kopf und das familiäre Umfeld nicht mit den Fähigkeiten in den Beinen Stand gehalten hat.
Klein, wendig und mit einer begnadeten Technik ausgestattet, verzauberte der gebürtige dänische Instinktfußballer in ganz jungen Jahren die Fußballwelt. Der Fußballhimmel schien ihm offen zu stehen. Die Mutter erlaubte ihm mit 16 Jahren die Schule abzubrechen und ganz auf die Karte Fußball zu setzen. Der Vater gab aus dem Knast seine Zustimmung, künftig für die Türkei statt für Dänemark aufzulaufen, obwohl er für die Dänen bis zur U19 alle Jugendmannschaften durchlaufen hatte.
2016 nahm Mor ebenfalls mit 18 Jahren für die Türkei an der Europameisterschaft in Frankreich teil. Seitdem sind nicht mehr viele Spiele hinzugekommen. 15 Spiele hat er für die Milli Takim absolviert. Danach ging es schnell bergab. Beim BVB scheiterte er an seinem eigensinnigen Spiel, an der fehlenden Bereitschaft hinzuzulernen und einem zu großen Ego. Deshalb war man in Dortmund heilfroh, als man Mor nach einem Jahr noch für 13 Millionen Euro nach Spanien zu Celta de Vigo transferieren konnte und so das Missverständnis schnell beenden konnte.
Emre Mor: "Ich bin nicht Messi"
In Spanien machte der Dribbelkünstler dort weiter, wo er beim BVB aufgehört hatte. Zu Selbstüberschätzung gepaart mit sportlich durchschnittlichen Leistungen kamen noch Disziplinlosigkeiten hinzu. Bereits in der ersten Saison wurde er für die letzten drei Meisterschaftsspiele suspendiert. Dennoch wollte man es im Folgejahr mit dem teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte nochmal versuchen. Dann lieferte er sich im Training eine körperliche Auseinandersetzung mit einem Mitspieler und schwänzte danach das Training. Den Start ins Trainingslager verschlief er. Immer wieder kam es zu Problemen.
Im Sommer 2019 floh Mor per Leihe zu Fatih Terim und Galatasaray Istanbul. Terim hatte Mor einst in die Nationalmannschaft geholt und wollte ihn wieder in die Spur bringen. Doch nach einem halben Jahr wurde das Vorhaben für gescheitert erklärt. Die Türken zogen die Kaufoption nicht. Mor wanderte per erneuter Leihe weiter zu Olympiakos Piräus, wo ihn nun vorerst das Coronavirus stoppte.
In einem Video mit dänischen Journalisten habe Mor laut dem türkischen Nachrichtensender „NTV Spor„ nun erstmals erklärt, dass er mit den hohen Erwartungshaltungen nicht umgehen konnte und ihn der Vergleich mit Messi eher geschadet hat. „Ich wollte nicht, dass mich die Leute Messi nennen. Ich bin nicht Messi. Ich bin Emre Mor“, sagte er laut „NTV Spor“. Er habe seine eigenen Standards setzen wollen. Zudem habe er viele Fehler gemacht. Er müsse vor allem lernen, seine Unbeherrschtheit zu kontrollieren. Daran arbeite er. Es ist vielleicht seine letzte Chance, mit 22 Jahren doch noch die Kurve zu kriegen. Sein Vertrag in Spanien läuft noch bis zum Sommer 2022.