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WSV vs. RWO
Das sagt Sport1 zu den Protesten

Foto: Stefan Rittershaus
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Das Live-Spiel der Regionalliga-West am 11. Spieltag zwischen dem Wuppertaler SV und Rot-Weiß Oberhausen (2:0) wurde von Protesten und einer versuchten Spielunterbrechung beider Fanlager überschattet. Jetzt spricht der Sport1-Chefredakteur.

Neben Spruchbändern wie "Scheiß Sport1" und Parolen gegen den TV-Sender kam es während des Spiels zu einem Skandal. Vermummte WSV- und RWO-Chaoten versuchten eine Spielunterbrechung zu provozieren, indem sie bis in die erste Reihe der Tribüne Gegenstände warfen. Schiedsrichter Marco Goldmann ließ das Spiel weiterlaufen.

Um die Situation zu beruhigen, musste die Polizei Pfefferspray einsetzen. Im Anschluss an die Begegnung stellte die Polizei die Personalien von über 50 Personen fest. Strafverfahren u.a. wegen Landfriedensbruch, Beleidigung und gefährlicher Körperverletzung wurden eingeleitet. Angaben zu Verletzten liegen zurzeit nicht vor. Die Ermittlungen und die Auswertungen der Videoaufzeichnungen dauern an.

Wuppertals Sportvorstand Manuel Bölstler äußerte sich im Live-Interview auf "Sport1" zu den Vorkommnissen: "Das ist einfach eine andere Religion, die manche Fangruppierungen haben. Wenn man eine halbe Stunde lang mehr Spaß daran hat, gegen irgendwelche Dinge zu protestieren, als daran, seine Mannschaft zu unterstützen, sind wir ratlos in der ganzen Nummer. Man muss Unmut wahrnehmen und bearbeiten. Aber am Ende geht es stets um den Verein. Da sollte sich jeder hinterfragen, was bringt uns als Verein etwas - und was schadet uns. Und was hier passiert ist, das schadet uns. Das wird nicht nochmal passieren."

Am Dienstag sprach RevierSport mit Dirc Seemann, Sport1-Chefredakteur.

Herr Seemann, was ging in Ihnen vor, als Sie am Montagabend diese Fan-Proteste in Wuppertal sahen?

Dirc Seemann: „Ich habe mir gedacht: Auf dem Spielplan steht ein sportlich spannendes Derby, wir zeigen es live im Free-TV, von Flensburg bis nach Passau schalten Zuschauer ein und dann wird dieses Traditionsduell vom Protest von zwei Fankurven überlagert. Das finde ich ziemlich schade.“

Haben Sie mit Protesten der Fans in einem solchen Ausmaß gerechnet?

Dirc Seemann: „Dass es eventuell zu einer Aktion kommen konnte, damit haben wir gerechnet. Wir standen daher mit dem WSV im Austausch. Das Ausmaß hat aber nicht nur uns etwas überrascht.“

Haben Sie Verständnis für die Proteste der Fans?

Dirc Seemann: „Ehrlich gesagt habe ich nur bedingt Verständnis. Protestieren ja, aber die Form und Schärfe, wie das Werfen von Gegenständen, waren nicht akzeptabel.“

Werden Sie Maßnahmen ergreifen, um derartige Proteste in Zukunft zu unterbinden?

Dirc Seemann: „Jeder darf in unserem Land innerhalb der demokratischen Spielregeln seine Meinung äußern, das ist ein ganz wichtiges Grundrecht. Wir werden wie in der Vergangenheit auch auf Fans und Klubs zugehen, über die unterschiedlichen Standpunkte sprechen und unsere Sicht erklären. Das hilft oft schon viel.“

Viele Fans stört der Termin, der Montag- oder Dienstagabend. Wäre eine Übertragung am Wochenende, am Freitagabend oder Samstagnachmittag, nicht ein Kompromiss?

Dirc Seemann: „Wir haben in der Vergangenheit bereits an den von Ihnen genannten Terminen Spiele gezeigt. Das ist auch künftig je nach Sportkalender denkbar. Doch Haupt-Sendetage sind Sonntagnachmittag und Montagabend, so ist es auch mit den Regionalligen besprochen. Vor allem der Montagabend ist exponiert und garantiert viel Aufmerksamkeit, was viele Klubs gerne annehmen. Wir haben ja damals den Sendeplatz der Zweiten Liga am Montagabend etabliert und hoffen jetzt ebenfalls auf eine positive Entwicklung. Natürlich achten wir bei der Terminsuche auch auf die Fans: Am Montag beim Spiel Wuppertal gegen Oberhausen hatten die RWO-Anhänger eine Anfahrt von zirka 45 Minuten. Das ist aus unserer Sicht absolut vertretbar.“

Dirc Seemann: "Es gibt Fanbelange, für die ich persönlich großes Verständnis habe, aber..."

Bei Dynamo Dresden sorgte die aktive Fanszene kürzlich mutmaßlich für den Rücktritt des gesamten Präsidiums. Nun sorgten sie beinahe für einen Spielabbruch: Haben die Fan- bzw. Ultraszenen in Ihren Augen zu viel Macht? Dirc Seemann: „Darüber wird ja schon weidlich diskutiert. Ich bin der Meinung, dass man auch weiterhin im Austausch miteinander bleiben sollte, auch wenn zuletzt der Dialog aufgekündigtwurde. Es gibt Fanbelange, für die ich persönlich großes Verständnis habe, aber einige Forderungen der Fans gehen zu weit und sind mit der Welt des Fußballs von heute nicht in Einklang zu bringen.“

Droht bei weiteren Protesten ein Rückzug des Senders aus der TV-Übertragung der Regionalligen? Dirc Seemann: „Wir sind Partner der Regionalliga West, Südwest, Bayern und Nord und haben klare Absprachen und Verträge. Diese werden wir selbstverständlich umsetzen und sind sehr optimistisch, dass die Liveübertragungen wie in der Vergangenheit bei den Zuschauern, Fans und Klubs deutschlandweit gut ankommen, also eine Werbung sind für die Regionalliga, ihre Traditionsklubs und den ein oder anderen etwas weniger bekannten Verein. Das Münchner Derby sahen im vergangenen Jahr 650.000 Zuschauer im Schnitt auf SPORT1 live. Und im Westen schalteten bei der Partie Aachen gegen Essen 380.000 Zuschauern ein. Wir zeigen ja schon seit 2012 die Regionalliga, das erste Spiel war übrigens auch mit RWO-Beteiligung.“

Wäre es denkbar, dass in Zukunft die Fans, beispielsweise per Online-Voting entscheiden, welches von fünf Regionalligaspielen, die SPORT1 vorschlägt, live übertragen wird? Dirc Seemann: „Das ist ein interessanter Vorschlag. Die Umsetzung dürfte aber schwierig werden, da die Spiele lange Zeit im Voraus geplant werden. Dabei spielen viele Faktoren wie Flutlicht, Terminplan usw. eine Rolle. Oder auch die Frage: Wie sich beispielsweise ein Derby mit den Anforderungen der Polizei verbinden lässt.“

Autoren: Florian Nussdorfer und Krystian Wozniak

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