Die bisherige Schalke-Saison ist eine Spielzeit voller Missverständnisse. Der Gedanke, dass als Vizemeister alles genauso erfolgreich weiterläuft wie im vergangenen Jahr und man ein Dauerabonnement in der Spitzengruppe abschließen kann, war der erste Trugschluss. Der Blick geht vor den Spielen bei der TSG Hoffenheim und gegen Revier-Rivale Borussia Dortmund eher nach unten als nach oben.
Die Hoffnung, mit den Sommer-Transfers (Omar Mascarell, Salif Sané, Sebastian Rudy, Suat Serdar, Hamza Mendyl, Steven Skrzybski) die Kaderqualität erhöht zu haben, erfüllte sich bisher nicht. Der Verlust von Leon Goretzka (Bayern), Thilo Kehrer (Paris) und Max Meyer (Crystal Palace) wiegt schwerer als erwartet. Gerade Goretzka diente als wertvoller Klebstoff für den Zusammenhalt im Team.
Das neue Schalke funktioniert noch nicht. Weder der stille Rudy noch der schüchterne Serdar oder der scheue Sané sind Anführer. Mark Uth hatte nach schwachem Start viel mit sich selbst zu tun und blühte erst in der Rolle hinter den Spitzen etwas mehr auf. Jetzt fehlt er bis Januar verletzt mit einem Muskelfaserriss.
Mit Naldo sitzt einer der wenigen Leitwölfe zumeist auf der Bank. Dass ausgerechnet er in der Halbzeit des Nürnberg-Spiels (5:2) das Wort ergreifen und seine Teamkollegen pushen musste, zeigt seinen Stellenwert, aber auch das Problem: Es rückt kein Häuptling nach. 99 Tage nach Saisonstart sollte ein Klub wie Schalke in der Lage sein, für griffige Mechanismen zu sorgen. Und vor allem zu liefern.
Autor: Thomas Tartemann