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Zwölfmonatige Geburtstagsparty / Kein Geschenk namens Podolski
"Halte ich für unmöglich"

BVB: Zwölfmonatige Geburtstagsparty / Kein Geschenk namens Podolski
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Kirchen haben es wahrlich nicht einfach. Platzten sie früher mindestens am Sonntag aus allen Nähten, ist so mancher Pfarrer heutzutage schon froh, wenn sich überhaupt mal ein paar Seelen in seine Gemeinde verlieren.

Doch in der Dortmunder Dreifaltigkeits-Kirche von Pastor Junk war am Dienstagvormittag alles ganz anders: Draußen vor den großen Toren des alten Gemäuers türmten sich die Autos bei der verzweifelten Parkplatzsuche, drinnen kämpften Pressevertreter, Kamerateams und Fotografen um die besten Sichtplätze. Borussia Dortmund war zu Gast – und alle waren sie gekommen. An dem Ort, an dem der Traditionsverein vor 99 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, präsentierte der BVB den zahlreichen Gästen nicht nur das Geburtstagsprogramm für die kommenden zwölf (!) Monate, sondern verknüpfte zugleich die Gegenwart mit der eigenen Geschichte.

„Wir haben diesen Ort auf der Grundlage gewählt, die diesen Verein 100 Jahre begleitet haben. Nämlich auf der Grundlage von Tradition und des Bewusstseins, immer daran zu denken, wo wir herkommen“, beschwor BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball und unterstrich: „Die Dreifaltigkeits-Kirche, das Gründungslokal ‚Wildschütz’, die weiße Wiese und natürlich der Borsigplatz – das sind Begriffe, die wir lebendig halten wollen, die für uns wichtig sind, die uns aber auch verpflichten, Dank zu sagen.“

Ab dem 19. Dezember 2008 - dem Tag des 99. Geburtstages - starten deshalb die Festivitäten des großen Jubiläums, die neben Konzerten, Zirkusveranstaltungen und Theateraufführungen auch ein hochkarätig besetztes internationales Fußballturnier und ein großes Abschlussfest in der Westfalenhalle umfassen, mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Dreifaltigkeits-Kirche, der „Keimzelle“ des BVB.


Nun läge es natürlich nahe, an diesem Tag um höheren Beistand für die sportlichen Erfolge im Jahr des 100. Geburtstags zu bitten. Doch während der Revier-Rivale Schalke 04 zum 100. Jubiläum vergeblich nach der Meisterschaft griff, setzt der BVB unter Rauballs Führung auf Bescheidenheit: „Ich wünsche mir, dass wir bei Borussia Dortmund weiter bodenständig bleiben, wir den Ansprüchen, die wir an uns selbst stellen, gerecht werden und uns sportlich kontinuierlich weiterentwickeln.“

"Kontinuierlich weiterentwickeln"

Der 61-Jährige hat nicht vergessen, dass es noch gar nicht allzu lange her ist, seitdem der Verein, dem er bereits zum dritten Mal als Präsident vorsteht, dem Tod im letzten Moment von der Klinge gesprungen ist. Nachdenklich gibt er zu Protokoll: „Es ist in der Tat so, dass es Nächte gab, in denen ich nicht geglaubt habe, dass wir 100 Jahre alt werden können mit dem BVB. Aber alle Borussen haben wie eine Wand hinter dem Verein gestanden und dafür gesorgt, dass wir an solche Dinge mittlerweile keine Gedanken mehr verschwenden müssen.“

Innerhalb der schwarz-gelben Fan-Szene ist das drohende Ende im Jahr 2005 allerdings noch extrem präsent. Der Wunsch nach der Meisterschaft ist daher klein gegenüber der großen Dankbarkeit, dass es den Verein überhaupt noch gibt.

BVB-Fanbeauftragter Sebastian Walleit bestätigt diesen Trend zum Realismus: „Natürlich liebäugeln manche mit der Meisterschaft. Aber für viele Leute ist es Geschenk genug, dass damals eben nicht alles den Bach hinuntergegangen ist und man den Klub retten konnte.“

Dennoch setzt man natürlich beim BVB alle Hebel in Bewegung, den Anhängern, die ihrem Verein auch in den schwärzesten Stunden der zurückliegenden 99 Jahre die Treue gehalten haben, etwas zurückzugeben. Neben Fan-Festen, Zirkusveranstaltungen und der traditionellen „Südtribünen-Meisterschaft“ soll deshalb auch sportlich der positive Trend der letzten Monate fortgesetzt werden.

Will aufs Jubiläum keinen Schatten werfen: BVB-Coach Jürgen Klopp

„Wir wollen versuchen, dass unsere Leistung keinen Schatten auf das Jubiläum wirft. Der realistischste aller möglichen Titel wäre sicher der Pokal, doch dafür müssten wir zuallererst am 28. Januar Werder Bremen schlagen“, gibt BVB-Coach Jürgen Klopp die Marschrichtung aus, die voraussichtlich ohne personelle Verstärkung eingeschlagen werden muss.

Bayerns unglücklicher Stürmer Lukas Podolski wird seine Zelte jedenfalls nicht in Dortmund aufschlagen - Klopp füllt seinen Wunschzettel nämlich mit einem gehörigen Schuss Realismus aus: „Das wäre ungefähr so, als wenn mein Sohn zu mir sagen würde, er hätte gerne einen Ferrari zu Weihnachten. Ein schlaues Kind wünscht sich das, was möglich ist - und nicht irgendeinen anderen Scheiß. Da ich die Preise kenne, halte ich es für unmöglich.“

Machbarer erscheint da schon ein Tabellenplatz, der zur Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb berechtigt. „Wenn einige andere Vereine die Lizenz entzogen bekommen, wäre das drin“, möchte der 41-Jährige jedoch auch in diesem Punkt keine allzu großen Hoffnungen beim hungrigen Anhang schüren. Stattdessen betont er: „Wir sehen, dass wir keine schlechte Vorrunde gespielt haben. Und was sind wir? Achter!“

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