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MSV: Bommer über Fan-Unmut, Team-Entwicklung und Erwartungen
"Zaubern oder Fußball 2000 habe ich nie gesagt"

MSV: Bommer über Fan-Unmut, Team-Entwicklung und Erwartungen
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Binnen weniger Monate hat Rudi Bommer die ganze Bandbreite der Emotionen kennengelernt.

Im Sommer wurde der MSV-Trainer noch als "bester Mann" gefeiert, nach dem mageren 1:1 gegen Hansa Rostock bekam er den Großteil der Schimpfkanonaden ab. "Das hat mich schon bewegt. Für mich ist aber nicht die Darstellung nach außen wichtig, sondern dass ich nach wie vor an die Mannschaft herankomme und dass wir intern auf einer Wellenlinie liegen", sagt der Ex-Nationalspieler. Im Gespräch mit RevierSport bezieht der Coach Stellung.

Rudi Bommer, wie sehr haben die Schmährufe beim letzten Heimspiel geschmerzt? Natürlich bewegen mich diese Bommer-raus-Rufe, aber ich muss trotzdem weiter meine Arbeit machen und kann nicht sagen: Oh, die schießen mich da draußen an, jetzt geht es nicht weiter. Die Fans und wir als Verein haben nach wie vor eine Richtlinie vor Augen: Dass wir es gemeinsam schaffen, in der Liga zu bleiben. Nur so geht es.

Ein brodelndes Umfeld ist dabei allerdings nicht förderlich, oder? Der erste Sündenbock war vor ein paar Wochen unser Chef Walter Hellmich, danach war ich es. So etwas ist eigentlich schade. Der Zuschauer kann sich auch nicht immer in einen Spieler hineindenken. Bei Energie Cottbus hat man am Dienstag Abend im Nachholspiel gegen Stuttgart gesehen, wie die Nerven auf einmal dazukommen. Das ist ganz normal, wenn du unten stehst. Die Truppe dann auszupfeifen und zu singen, wir wollen euch kämpfen sehen, ist wenig hilfreich.

Im Moment scheint es fast so, als wäre alles falsch, was beim MSV gemacht wird. Wenn ich als Trainer einfordere, dass die Jungs Gras fressen sollen, ist das absolut legitim. Aber selbst so etwas wird negativ ausgelegt. Trotzdem lasse ich mich nicht beirren, sondern werde meinen Weg weitergehen.

Können Sie die Ungeduld, die im letzten Saisondrittel nun auch in Duisburg herrscht, nachvollziehen? Ich habe vor der Saison auch nicht gesagt, dass wir Zaubern oder Fußball 2000 bieten. Es ging von Beginn an um den Klassenerhalt. Auch in der Zweiten Liga hatten wir eine schwierige Phase, in der die Fans aber hinter uns standen und mit dazu beitrugen, dass wir am Ende aufgestiegen sind. Auch diesmal können wir es zusammen schaffen.

Was macht Ihnen bei Ihrer Mannschaft Mut? Wenn man auf die Statistik blickt, belegen wir bei der Chancenverwertung Rang vier und stehen in der Rückrunden-Tabelle über dem Strich. Man darf bei aller Enttäuschung, die nach dem Rostock-Match herrschte, nicht vergessen, dass wir von den unteren Mannschaften mit am besten aus der Winterpause gekommen sind. Wir haben einige Punkte bis zum rettenden Ufer aufgeholt und haben durchaus gute Spiele abgeliefert. Dass wir gegen Dortmund und Stuttgart in letzter Sekunde wichtige Zähler verloren haben, war sicherlich bitter.

Zur gleichen Phase in der Hinserie setzte die Niederlagen-Serie gegen Hertha, Hansa, Schalke, Hannover und Bremen ein... Wenn man diese Entwicklung vergleicht, haben wir aus den Spielen gegen Berlin und Rostock, die im Herbst beide verloren wurden, jetzt einen Punkt mehr. Jetzt gilt es, in den nächsten drei Partien, die wir in der Vorrunde in den Sand gesetzt haben, ebenfalls mehr zu machen. Wir fahren nicht nach Schalke, um da kampflos die Punkte abzuliefern. Es gibt auch da eine Chance. Angesichts der ständig wiederkehrenden Aussetzer, die zu Gegentreffern führen, kein leichtes Unterfangen.

Das muss man sicherlich kritisch anmerken, es ist immer wieder ein individueller Patzer drin, der uns ins Straucheln bringt. Wir arbeiten weiter an diesen Dingen. Mehr als die Spieler einzustimmen, mit ihnen Einzelgespräche zu führen, zu arbeiten und sie vorzubereiten geht nicht.

Was sagen Sie zu der Behauptung, intern würde es bei den Zebras nicht passen? Jetzt werden auch noch alte Kamellen ausgepackt. Was mit Mo Idrissou und Georg Koch passiert ist, das war in der alten Saison. Sicher hat es bei uns Mal gescheppert, so etwas gibt es auch heute noch, das ist im Profi-Fußball ganz normal. Aber ich sage ganz klar: Die Mannschaft ist intakt. Was ist mit der Qualität? Wir arbeiten mit dem Material, was uns zur Verfügung steht. Für unsere Verhältnisse sind die Spieler, die wir bekommen haben, schon gut. Mit etwas Glück hätte man in der Tabelle anders dastehen können, dann wäre sowieso alles richtig gewesen. Wir haben 3,5 Millionen Euro ausgegeben, aber was ist das im Vergleich zu anderen Mannschaften? Da wird so ein Betrag in einen einzigen Spieler investiert. Bayern-Manager Uli Hoeneß hat kürzlich etwas von acht Neuverpflichtungen und Sprach-Problemen erzählt... ...für Sie kaum nachvollziehbar? Bayern hat 80 Millionen Euro ausgegeben und demzufolge eine ganz andere Qualität. Ich habe im Sommer 13 neue Leute und im Winter fünf Neuzugänge zu integrieren gehabt. Dass da nicht alles auf Anhieb klappen kann, liegt auf der Hand.

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