Schon einige Minuten vor 19 Uhr, noch vor Anpfiff also, gab es im Dortmunder Stadion die erste Eruption der Gefühle: Auf der Leinwand wurde ein Spieler im Schwarz-gelben Trikot mit der Nummer 18 eingeblendet, worauf ein Jubelschrei aus den meisten der 65851 Kehlen erscholl. Denn es handelte sich um Nuri Sahin, der zuvor eine gefühlte Ewigkeit gefehlt hatte: 355 Tage lagen zwischen seinem vorerst letzten Einsatz im Derby gegen Schalke 04 (3:0) und der Europa-League-Partie gegen den FC Porto, die der BVB dank Treffern von Lukasz Piszcek (6.) und Marco Reus (71.) hochverdient 2:0 gewann.
Eine Entzündung im Leistenbereich hatte den türkischen Nationalspieler lange außer Gefecht gesetzt. Kein einziges Mal stand er unter Trainer Thomas Tuchel bislang im Kader – umso größer war die Freude der Fans über den Einsatz des Eigengewächses aus Lüdenscheid, der den erkrankten Ilkay Gündogan vertrat.
Nuri Sahin rückte in die BVB-Startelf
Sahin war es auch, der die erste Dortmunder Chance hatte – wenn man denn viel Wohlwollen mitbrachte: Der Direktschuss des türkischen Nationalspielers hoppelte doch arg langsam arg deutlich am Tor vorbei (4.). Ansonsten aber war es eine erstaunliche Leistung für einen Spieler, der fast ein ganzes Jahr nur zugesehen hatte: Der Mittelfeldstratege bot sich im Aufbauspiel ständig an, er dirigierte die Mitspieler, er grätschte, er spielte kurze und lange Bälle mit der gewohnten Präzision – und er durfte schon nach sechs Minuten die Dortmunder Führung bejubeln: Henrikh Mkhitaryan brachte den Ball nach einer kurz ausgeführten Ecke nach innen, Piszczeks Volley wehrte Iker Casillas noch ab – als der Rechtsverteidiger aber mit dem Kopf nachsetzte, war Portos Torhüter chancenlos (6.).
Wie seine gesamte Mannschaft in Durchgang eins: Der BVB drängte die Gäste weit in deren Hälfte, Porto konzentrierte sich auf die Defensive –den Dortmunder Angreifern aber fehlte es meist an Präzision: Reus per Freistoß (22.), Marcel Schmelzer aus spitzem Winkel (28.) und Shinji Kagawa vom Elfmeterpunkt (32.) verfehlten das Tor meist deutlich. Da Sergio Oliveira die beste Kombination der Portugiesen genau in Roman Bürkis Arme abschloss (34.), ging es mit der knappen Führung in die Pause.
Richtig laut wurde es erst wieder in Minute 57 – und wieder war Sahin verantwortlich: Inzwischen doch gezeichnet von den nach langer Pause ungewohnten Strapazen ging vom Feld – und das ganze Stadion erhob sich und sang „Dortmunder Jungs“.
Die Gäste erhöhten im zweiten Durchgang zwar nicht die Offensivbemühungen, wohl aber die Aggressivität: Silvestre Varela leistete sich einen üblen Tritt gegen Reus (58.), José Angel streckte Mkhitaryan nieder (62.), Hector Herrera trat Moritz Leitner um (78.) – alle sahen Gelb. Weil der BVB im Spiel nach vorne weiter ungenau agierte, blieb es lange eine zerfahrene Partie. Dann legte Kagawa den Ball auf die rechte Seite, Mkhitaryan legte zurück auf Reus und der schob freistehend ein (71.).
Einen höheren Sieg vergaben die Hausherren, indem sie mehrere Konter fahrlässig vertändelten – und weil Mkhitaryan per Kopf nach Kagawa-Flanke nur den Pfosten traf (85.). Und hinten rettete Bürki gegen den plötzlich völlig freistehenden Hyun Jun Suk (89.). So blieb es beim 2:0, mit dem der BVB schon vor dem Rückspiel in einer Woche einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale getan hat.