Die Verpflichtung des 27-jährigen Romas Dressler ist für Krayer Verhältnisse ein echter Transfercoup, denn der gebürtige Bayer hat eine durchaus imposante Vita vorzuweisen. 45 Einsätze (10 Tore) absolvierte der 1,89 Meter große Stürmer in der 3. Liga. Eine Spielklasse tiefer stehen 102 Spiele zu Buche, in denen er 45 Mal Mal ins Schwarze traf. Einer der Höhepunkte in Dresslers Karriere war sein Siegtor in der ersten Runde des DFB-Pokals der Saison 2012/2013, als er für Wormatia Worms zum 2:1-Endstand gegen den damaligen Zweitligisten Hertha BSC traf.
Nun soll Dressler, der zuletzt an der Seite des Ex-Esseners Holger Lemke für Eintracht Trier aktiv war, den Regionalliga-Underdog von der Buderusstraße dank seiner Vollstreckerqualitäten zum Klassenerhalt führen. Gleich bei seinem ersten Einsatz am letzten Sonntag gegen den Landesligisten SpVg Frechen 20 (8:1) stellte der Sohn litauischer Eltern mit einem Dreierpack unter Beweis, warum die Hoffnungen der Essener auf ihm ruhen. Im Interview mit RevierSport sprach Dressler über seine Beweggründe für den Wechsel zum FC Kray, die Umstellung vom Profitum zum Feierabendfußball und die Regionalliga West.
Romas Dressler, wie kommt ein 45-facher Drittliga-Spieler in jungen Jahren dazu, bei einem kleinen Verein wie dem FC Kray zu unterschreiben? Das Gesamtpaket hat in Kray einfach hervorragend gepasst. Der Sportliche Leiter Fabian Decker war sehr bemüht und konnte mir eine berufliche Perspektive nach meiner Laufbahn anbieten. Ich werde ab dem 01. August im Marketingbereich der Firma 'Elektro Decker' arbeiten. Diese Chance war für mich ausschlaggebend, denn bei allem Ehrgeiz geht es in erster Linie um die Zukunft. Meine Frau wohnt in Krefeld und wir erwarten unser erstes Kind. Deshalb wollte ich unbedingt im Westen bleiben und bin nicht in die 3. Liga gegangen, obwohl ich die Möglichkeit dazu hatte.
Man hat als Profifußballer durchaus den Freiraum, nebenbei etwas für den Kopf zu tun
Romas Dressler
Sie haben vor kurzem ein Sportmanagement-Studium erfolgreich abgeschlossen. Wie ist Ihnen das als Profifußballer gelungen? Meine Bildung war mir immer sehr wichtig. Man hat als Profifußballer durchaus den Freiraum, nebenbei etwas für den Kopf zu tun. Die tägliche Vor- und Nachbereitung der Einheiten ist wichtig, aber es handelt sich nicht um einen Achtstundentag.
Der FC Kray spielt zwar in der Regionalliga, ist aber im Hinblick auf seine Rahmenbedingungen weit vom Profitum entfernt. Künftig trainieren Sie ab 19 Uhr auf einem Kunstrasenplatz. Fällt Ihnen die Umstellung schwer? Daran werde ich mich sicherlich gewöhnen müssen, vor allem an den Kunstrasen. Ich sehe es als Herausforderung an, Beruf und Fußball unter einen Hut zu bringen. Beim FC Kray ist alles eine Nummer kleiner, aber mit Sicherheit nicht schlechter. Das Team ist sehr ambitioniert und will sich in der Regionalliga behaupten. Die Leute hinter den Kulissen arbeiten ehrenamtlich für diesen Klub und wollen ihn mit aller Macht in der Regionalliga halten. Es bedeutet allen unheimlich viel. Das ist aus meiner Sicht besser als bei einem Profiverein, bei dem die Leute arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.
Während Ihrer Laufbahn hatten Sie häufig mit Verletzungen zu kämpfen. Glauben Sie, dass Sie nun fit genug sind, um die Erwartungen zu erfüllen? Ich hatte in meiner Karriere zwei schwere Verletzungen, die sicherlich dazu beigetragen haben, dass es für die 2. Bundesliga oder höher nicht gereicht hat. Ich fühle mich jetzt sehr gut und habe keine Probleme. Momentan habe ich noch einen Trainingsrückstand, an dem ich hart arbeite. Als Stürmer habe ich immer Druck, deshalb belasten mich Erwartungen im Umfeld nicht. Ich will mit dem FC Kray die Liga halten und möglichst viele Tore erzielen. Darum wurde ich geholt und deshalb habe ich für zwei Jahre unterschrieben.
In der Regionalliga West warten auf den FC Kray wieder einige Highlights. Wie bewerten Sie die Stärke der Liga und welche Chancen rechnen Sie Ihrer neuen Mannschaft ein? Die Regionalliga West ist für mich Neuland. Zu meiner Wuppertaler Zeit haben wir in der 3. Liga gespielt. Dennoch kenne ich einige Spieler und Vereine. Mir ist bewusst, dass das Niveau sehr hoch ist und hier einige Knaller auf uns warten. Jeder freut sich auf Spiele gegen Aachen, Essen oder Oberhausen. Kray hat im letzten Jahr gut gegen diese Teams ausgesehen, das wollen wir auch in dieser Saison. Wichtiger wird es aber sein, dass wir unsere Spiele gegen die vermeintliche Konkurrenz von unten gewinnen. Wenn uns das gelingen sollte, können wir unser großes Ziel erreichen.