In der 87. Minute kam der Kapitän: Drei Minuten Spielzeit erhielt Stefano Celozzi zum Start in die Restrückrunde, um den knappen Vorsprung im Derby gegen den MSV Duisburg über die Zeit zu retten. Tim Hoogland fehlte gesperrt, Winter-Neuzugang Dominik Baumgartner rückte in die Innenverteidigung neben Patrick Fabian, Jan Gyamerah erhielt auf der rechten Seite den Vorzug vor Celozzi. Robin Dutt sprach nach dem Spiel von einer Millimeterentscheidung. Das Spiel gab ihm recht. Denn der Plan mit Gyamerah ging voll auf: Mit seinem Tempo kreierte der Rechtsverteidiger viele gefährliche Aktionen, war sehr auffällig. Auch Baumgartner fügte sich gut ein. Richtige Entscheidung von Dutt, beide starten zu lassen. In den kommenden Wochen wird er davon noch viele treffen müssen.
Schon zum Spiel in Sandhausen stehen dem VfL mit Tim Hoogland, Robbie Kruse und Chung-yong Lee noch einmal drei Spieler mehr zur Verfügung, die den Anspruch haben, von Beginn an zu spielen. In Bochum tobt der Konkurrenzkampf auf nahezu allen Positionen. Der Trainer hat die freie Auswahl. Dutt freut es naturgemäß, doch die Situation ist zwiespältig. Einerseits erhöht mehr Personal die Chancen, besser und flexibler auf einen Spielverlauf reagieren zu können als noch in der Hinrunde, andererseits besteht das Risiko, einige Spieler gegen sich aufzubringen. Vor allem im Mittelfeld wird es kompliziert.
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Robert Tesche und Anthony Losilla sind im defensiven Zentrum gesetzt. Beide sind Säulen im System-Dutt. Im Hintergrund aber schart Talent Vitaly Janelt mit den Hufen. In vier Einsätzen bringt er es diese Saison gerade einmal auf 93 Spielminuten - zu wenig für seine Ansprüche. Zumal er sich im Trainingslager in Marbella stark präsentierte und auch insgesamt eine gute Wintervorbereitung absolvierte. Schon an dieser Stelle muss Dutt die Balance finden. Transparenz und Kommunikation werden wichtige Faktoren sein - noch mehr im Offensivbereich.
Chung-yong Lee und Robbie Kruse stehen für das Sandhausen-Spiel wieder zur Verfügung. Da in naher Zukunft auch Milos Pantovic und Thomas Eisfeld nach ihren Verletzungen zurückerwartet werden, hat Dutt bald für vier freie Plätze im Angriff insgesamt elf Spieler zur Verfügung. Frust und Enttäuschungen sind hier vorprogrammiert.
Ein Beispiel: Görkem Saglam ist momentan schon unzufrieden mit seiner Situation, kam aufgrund der vielen Verletzungen erst zum Ende der Hinrunde zu seinen ersten Einsätzen. Seine Lage dürfte sich in der nächsten Zeit eher verschlechtern als verbessern. Bisher hatte Robin Dutt in Bochum überwiegend mit Verletzungspech zu kämpfen, doch die Situation ändert sich immer mehr. Deswegen wird Dutt in den kommenden Wochen als Vermittler und Kommunikator nach innen gefragt sein - ein schwieriger Balanceakt.
Autor: Christian Hoch