Zwei Spieltage sind es noch in der Regionalliga bis zur Winterpause, und vorher sollte Rot-Weiss Essen noch keinen Gedanken an die Bescherung unterm Weihnachtsbaum verschwenden. Denn es bleibt noch eine Menge zu tun: Mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Kaan Marienborn (Sa., 14 Uhr, Hafenstraße) und beim abgeschlagenen Tabellenvorletzten 1. FC Köln U21 bietet sich dem Team von Trainer Karsten Neitzel noch die Chance, mit der vollen Ausbeute von sechs Punkten den langzeitigen Blick auf die Zwischentabelle bis zum Start der Rückrunde ein wenig erträglicher zu gestalten.
Als bei RWE vor einigen Wochen die Misserfolgsserie und der zügige Absturz von der Tabellenspitze begann, sprach der RWE-Coach noch von einer „interessanten Phase“, die man nun hätte. Inzwischen ist man einen Schritt weiter. Leider. „Jetzt sind wir in einer Phase, die wir uns selbst eingebrockt haben und die uns einfach weh tut. Da müssen wir jetzt raus.“ Das 0:3 in Wuppertal hatte dabei noch einen neuen Schmerzhöhepunkt bei den Verantwortlichen wie Anhang ausgelotet. „Mit aller Schärfe und Konsequenz“, so Neitzel, habe man das Spiel beim WSV aufgearbeitet, „aber nun ist auch gut.“
Essener Ersatzspieler heizen Konkurrenzkampf nicht an
Ob der Auftritt der Essener zu personellen Umstellungen in der Anfangsformation führen wird, da wollte sich der RWE-Trainer noch nicht festlegen. Zum einen ist der Druck von der Ersatzbank auf die Etablierten nicht gerade groß, zum anderen hängt viel davon ab, wie Stürmer Florian Bichler nach seinem Fersenbruch die erste Woche zurück im Mannschaftstraining überstanden hat. Dass der quirlige Neuzugang immer sofort wieder spielen will, ist allen Beteiligten klar, hierbei muss man den Münchner eher bremsen und Vernunft walten lassen.
Dass er dem RWE-Spiel auf jeden Fall zusätzliche Geschwindigkeit verleihen würde, steht außer Frage, nur müssen die PS aber auch aus der Mittelfeldzentrale auf die Piste gebracht werden: So wie beim Wuppertaler SV, als Erwig-Drüppel blitzschnell in die Schnittstelle spielte, wo der 36-jährige Gaetano Manno Gegenspieler Philipp Zeiger, eher einer der schnelleren, fast mühelos enteilte. „Da geht es dann um das Erkennen von Situationen, das ist ein Aufnahmefehler, den wir einfach unterbinden müssen“, weiß auch Neitzel.
Ehemaliger RWE-Publikumsliebling kommt zu Besuch
Auch der 1. FC Kaan-Marienborn verfüge da über schnelle Außenangreifer, die dem Favoriten durchaus weh tun könnten. Der Aufsteiger hat in der Hinrunde viel dazu gelernt und sich mittlerweile an die Vierte Liga gewöhnt. Aus den letzten drei Partien, davon zwei auswärts, heimste das Team von Trainer Thorsten Nehrbauer immerhin sieben Punkte ein und steht mittlerweile über dem Strich. Mit dem ehemaligen Essener Publikumsliebling Leon Binder konnte man zudem Erfahrung hinzugewinnen. Binder kränkelte zuletzt, ist aber vor dem Treffen mit den ehemaligen Kameraden rechtzeitig wieder fit geworden.
Dass sich die Freizeitfußballer zu sehr von der zweitligareifen Umgebung einschüchtern lassen, darauf sollten die Gastgeber nicht setzen. Am Aachener Tivoli holt man sich immerhin ein 2:2 ab. „Wir fahren nicht nach Essen, um Fotos zu machen oder die Stimmung zu genießen“, so Co-Trainer Tobias Wurm. Die ist, nach den letzten Wochen, ohnehin nicht die beste.
Autor: Ralf Wilhelm