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Bruns-Interview, Teil 1
"Ich bin kein Typ, der auf den Busch klopft"

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Das große Interview mit H.-G. Bruns: Teil 1
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Wuppertals Trainer Hans-Günter Bruns hat viel erlebt im Fußball, doch verändert hat er sich kaum. Noch immer hat er die gleichen Freunde wie vor 30, 40 Jahren.

Warum sind Sie erst mit 29 Jahren in die Nationalmannschaft berufen worden?

Die haben sich nicht getraut! Zu meiner Zeit waren einfach schon ein paar gute Liberos unterwegs: Matthias Herget, Klaus Augenthaler und auch Uli Stieleke, der teilweise die Position bekleidet hat.

Warum hat es trotz der Nominierung nicht zu einem Einsatz bei der Europameisterschaft 1984 gereicht?

Ich bin kein Typ, der auf den Busch klopft, aber zu der Zeit war ich mit Sicherheit der formstärkste deutsche Libero. Dass ich nicht gespielt habe, lag vermutlich auch an der Sache mit Lothar Matthäus im Vorfeld der EM. Am Tag vor dem Abflug nach Frankreich bin ich mit ihm in Wiesbaden ausgegangen. Später stand ein Lokaljournalist an unserem Tisch: ‚Was macht ihr denn hier?’ Der hielt sich an uns und ich bin dann ein bisschen pampig geworden.

Wie ging es weiter?

In der Woche danach hörte ich gar nichts mehr von der Geschichte und hatte sie schon vergessen. Irgendwann ist den Medien wohl der Stoff ausgegangen. In der zweiten Woche kam Wolfgang Niersbach, der damals noch für die BILD geschrieben hatte, zu mir: „Morgen wird etwas über euch beide in der Zeitung stehen. Du hättest einem Reporter Schläge angedroht.“ Die ganze Sache wurde aufgebauscht und die Tatsachen verdreht. Aber danach hatte Jupp Derwall mich auf dem Kieker.

Warum reichte es anschließend nur noch zu einem Einsatz unter Franz Beckenbauer?

Bei seinem Debüt gegen Argentinien in Düsseldorf ist er aus irgendeinem Grund auf die Idee gekommen, dass Deutschland jetzt auch mal mit der Viererkette spielen müsste. Die Argentinier haben im ersten Durchgang mit uns gemacht, was sie wollten, und lagen 2:0 vorn. Daraufhin haben Ditmar Jakobs, ich und ein paar andere gesagt: „Wenn wir so weiterspielen, kriegen wir noch drei oder vier Stück.“ Also haben wir von uns aus das System hin zum Libero mit zwei Manndeckern geändert. Ich sage bewusst wir, weil ich in dieser Truppe nie hingegangen wäre und gesagt hätte: „Lasst uns das mal ändern.“ Am Ende haben wir 1:3 verloren, waren aber drauf und dran, das Spiel zu kippen.

Wie reagierte Beckenbauer?

Franz meinte, dass ich der Auslöser für die Änderung des Systems gewesen sei. Nach dem Spiel hat er zu mir gesagt: „Für dich war es das letzte Spiel hier.“ Ich habe das akzeptiert und nichts dazu gesagt, weil ich die anderen nicht in die Pfanne hauen wollte.

Bereuen Sie etwas?

Im Nachhinein war meine Länderspielkarriere eine ganz kuriose Geschichte. Da kam einiges an unglücklichen Umständen zusammen. Aber ich möchte diese Zeit nicht missen. Ich habe vier Länderspiele gemacht und war bei einer Europameisterschaft dabei. All das, was ich mir als Kind erträumt hatte, habe ich erreicht.

Haben Sie danach noch einmal ein Länderspiel im Stadion gesehen?

Nein. Ich werde zwar jedes Mal vom DFB in den Klub der Nationalspieler eingeladen, aber ich habe das noch nicht genutzt. Es ist einfach nicht mein Umfeld. Rudi Völler, Klaus Allofs und die Förster-Brüder waren richtig tolle Jungs, aber wir haben uns gedanklich ziemlich weit voneinander entfernt.

Lesen Sie morgen den zweiten und letzten Teil des Interviews!

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