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NRW-Liga: Staffelleiter Thiel sieht zu hohe Auflagen und spricht Klartext
„Das ist nicht angemessen“

NRW-Liga: Staffelleiter Thiel sieht zu hohe Auflagen und spricht Klartext
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Die neugeschaffene NRW-Liga ist jetzt genau ein halbes Jahr alt. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Während das sportliche Niveau sicherlich gestiegen ist, ist die wirtschaftliche Lage der Vereine aufgrund der hohen Auflagen mehr als angespannt.

Die nackten Zahlen beweisen, was die Vereine dem Verband bereits vor Monaten prognostizierten. Die NRW-Liga leidet an einem Zuschauerschwund. Die Gründe sind vielfältig. Die weiteren Fahrten, die ausbleibenden Derbys und die zahlreichen Zweitvertretungen der Profiklubs sind sicherlich die Hauptgründe für das Ausbleiben der Fans.

RS fragte bei den Vereinen nach, ob sie die Einführung der NRW-Liga nach dem ersten Halbjahr befürworten, oder lieber wieder abschaffen würden? Außerdem fragten wir, wie man damit umgeht, wenn die Auflagen nun reduziert werden. Denn schließlich haben die Klubs gerade erst ihre Stadien aufpoliert und dafür richtig Geld ausgegeben. Genügend Zündstoff für die anstehende Zusammenkunft zwischen Verband und Vereinen am Dienstag, 27. Januar, beim Halbjahrestreffen.

Horst Haneke, Boss Westfalia Herne: „Wie will der Verband zurückrudern? Wie wollen die das regeln? Das gibt doch nur wieder ein Chaos. Für uns sind jedenfalls vermehrt Kosten aufgetreten. Die haben dort oben überhaupt keine Ahnung mehr, wie die wirtschaftliche Lage bei den Vereinen ist. Ich würde es zwar begrüßen, wenn die Auflagen reduziert würden, aber wir haben schon komplett umgebaut. Wir haben unseren kompletten Haupteingang renoviert und angepasst. Wir mussten zudem hundert Meter neue Zäune bauen. Das ist der Wahnsinn, denn bei uns ist nie etwas passiert, aber der DFB dreht trotzdem durch. Uns fehlt das Geld, denn es waren Zusatzkosten, die wir nie erwirtschaften können. Wenn sie jetzt wieder Abstand von den Umbaumaßnahmen nehmen, soll uns der DFB die entstandenen Kosten erstatten.“

Horst Darmstädter, Chef des VfB Hüls: „Rolf Thiel spricht mir aus dem Herzen. Es ist mutig, das als Funktionär zu sagen, aber er ist auch in Ordnung. Ich habe als Ausschusssprecher der Vereine ständig mit ihm Kontakt und weiß, dass er die Basis nicht aus den Augen verloren hat. Während andere Vereine sofort mit den Umbaumaßnahmen begonnen haben, habe ich mich dagegen gewehrt. Die für mich ersichtlichen Neuerungen, wie die Überdachung für die Schiedsrichter, werden wir durchführen. Aber die übertriebenen Forderungen werde ich nicht unterstützen.

Deshalb kämpfe ich auch dagegen an. Genauso wie gegen die unverschämt hohen Zahlungen, die völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar sind. Beispiel: Die Schiedsrichterkosten. Die erste Rechnung beläuft sich auf 1.000 Euro und plötzlich müssen wir dafür auch noch Mehrwertsteuer bezahlen. Das ist doch ein Witz. Gleichzeitig kommt auch noch der Jahresbeitrag. Wir Westfalen müssen 2.600 Euro bezahlen, der Nordrhein nur 300 Euro. Dieser Betrag muss vollends zurückgenommen werden. Gleichzeitig werden uns aber die Fernsehgelder weggenommen, während sich die Profis die Millionensummen einstreichen.

Das habe ich auch allen Vereinen schriftlich am 17. Dezember zukommen lassen. Zudem müssen die Reserveteams endlich in einer eigenen Ligen spielen. Ich habe nichts gegen die Spieler oder die Leute, aber es geht mit den Zwoten einfach nicht, denn es kommt nicht ein Zuschauer mit. Die Anstoßzeiten sind ein weiterer Graus. Wir fangen um 14 Uhr an. Also müsste die Zweite um spätestens 12 Uhr starten. Aber da die Jugend erst um 11 Uhr auflaufen darf, mussten wir schon Partien absagen. Das kann alles nicht wahr sein. Überall werden die Zäune abgebaut nur wir müssen sie hochziehen. Wo ist dieser Mensch, der so etwas entscheidet? Für Problemspiele muss man einfach eine gute Planung haben, dann passiert auch nichts. So praktizieren wir es seit Jahren und es klappt.“

Johannes Brilo, Vorsitzender SV Schermbeck: „Wenn der DFB die Auflagen zurücknimmt, müssten sie uns eine Ausgleichszahlung überweisen. Ich habe ohnehin den Eindruck, dass wir der einzige Verein sind, der die Anforderungen umsetzt. Aber unsere Anlage war marode und eine überdachte Tribüne wollten wir schon immer haben. Deshalb bin ich nicht kolossal verärgert. Aber die wirtschaftliche Seite der Vereine könnte man beim Verband dennoch besser abdecken. Wenn wir so wenig Zuschauer haben, werden wir angesichts der Weltwirtschaftskrise demnächst noch weniger verdienen. Deshalb fordere ich: In der Oberliga müssen die Akteure einfach echte Amateure sein und auch so bezahlt werden. Insgesamt hat sich die Einführung der Liga nicht gelohnt, denn die Tradition der beiden Oberligen war sehr positiv. Die Reserveteams aus Schalke oder Bochum waren für uns ja noch interessant, doch Aachen II nicht.

Peter Figge, ETB-Geschäftsführer: „Davon wissen wir noch überhaupt nichts, ich habe davon nichts gehört und auch nichts gelesen. Ich weiß nur, dass am 8. Dezember bei uns die Sprecherkabine abgerissen wurde, denn dort kommt eine neue hin. Dazu auch ein Raum für die Polizei. Wäre das Wetter besser gewesen, hätten wir vielleicht auch weitere Arbeiten vorantreiben können.“

Ralf Koeppe, 2. Vorsitzender SSVg Velbert: „Wir haben davon offiziell auch noch nichts gehört. Klar dürfte aber sein, dass etwas passieren wird. Die Anforderungen werden in den Städten auch unterschiedlich gehandhabt, so zum Beispiel beim Ordnungsdienst. Wir müssen immer unglaubliche Sachen erfüllen, während man bei Auswärtsspielen oft nur einen Dorfpolizisten zu Gesicht bekommt. Mitte Dezember haben wir wie alle Klubs eine Beurteilung beim Verband eingereicht, die allen abverlangt wurde. Das funktionierte gewissermaßen nach einem Schulnotensystem, dass dann als Feedback ausgewertet werden sollte. Das ist jetzt offensichtlich da.“

Joachim Krug, Sportlicher Leiter Hammer SpVg.: „Wir haben von vorn herein klar gesagt, dass wir uns den Erhalt der Oberliga Westfalen gewünscht hätten. Schon in der fünften Liga eine Dezentralisierung durchzuführen, ist in meinen Augen völlig an der Realität im Amateurfußball vorbei. Uns würde es sehr viel mehr bringen, wenn wir gegen Preußen Münster, SC Verl, Arminia Bielefeld II oder den SV Lippstadt spielen könnten als gegen Germania Dattenfeld.

Neben den Vorab-Investitionen in die Infrastruktur des Stadions, zum Beispiel durch die Errichtung von Zäunen zur Trennung der Fans, bringen uns Spiele gegen solche Mannschaften wirklich keine Zuschauer. Rein sportlich aber muss ich zugeben, dass die NRW-Liga deutlich stärker ist als vorher die Oberliga Westfalen. Und dass man gegen Traditionsvereine mit so klangvollen Namen wie Fortuna Köln oder Wattenscheid 09 antreten darf, hat auf jeden Fall auch seinen Reiz.“

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