Ligasprecher Oliver Kuhn hat den Vorschlag vorgetragen und damit eine rege und emotionale Diskussion ausgelöst. Die Meinungen sind gespalten, ob nach der neuen Regionalliga West in der Saison 2012/2013 die beiden Oberligen Nordrhein und Westfalen folgen, oder sich direkt die Verbandsklassen Nieder- und Mittelrhein sowie Westfalen anschließen sollen. RS hat bei den Vereinsvertretern nachgefragt, was sie von der Rückkehr zur den Oberligen Nordrhein und Westfalen sagen. Wo liegen die Vorteile? Und für welche Probleme könnte ein Revival sorgen?
Martin Stroetzel (Trainer SV Schermbeck): „Die Rückkehr zum alten System wäre eine gute Lösung und die beste, die ich mir vorstellen kann. Ich weiß aber nicht, ob der Verband die Vereine am Ende auch wirklich anhören wird, oder ob deren Entscheidung bereits wieder fest steht. Die Oberliga Westfalen war nie die schlechteste Klasse. Man könnte einen Neuanfang starten. Ein weiterer Vorteil ist, dass man in der Winterpause auch wieder gegen Vereine aus Nordrhein testen kann.“
Ingo Pickenäcker
Ingo Pickenäcker (Sportlicher Leiter VfB Speldorf):
„Der Verband hat mit der Einführung der NRW-Liga einen Versuch gestartet und erkennt jetzt, dass er nicht gelungen ist. Ich würde es begrüßen, wenn wir wieder in der Oberliga Nordrhein spielen würden. Man hat mehr Derbys, kürzere Anreisen und eine hohe Qualität. Sportlich wäre die Klasse ganz bestimmt attraktiver. Aber der Verband muss den Vereinen finanziell entgegenkommen und die Auflagen zurückfahren.“
Horst Darmstädter (Chef des VfB Hüls): „Ich war lange gegen die NRW-Liga, aber ich habe meine Meinung geändert. Jetzt wieder zu den Wurzeln zurückzukehren, wirft eine große Frage auf: Wer bezahlt uns die unnötigen Sicherheitszäune, die unser ganzes Stadion verschandelt haben. Der Verband hat damals mit zweierlei Maß gemessen, denn es gibt noch Klubs, die die Auflage noch nicht erfüllt haben. Wir sind aber unter Androhung von Repressalien dazu gezwungen worden. Man sollte die NRW-Liga so belassen wie sie jetzt ist.“
Helmut Waldhaus (Geschäftsführer FC Wegberg Beeck): „Wir sind der Auffassung, dass die Rückkehr zu den Oberligen Nordrhein und Westfalen eine tote Geschichte wäre. In unseren Augen wäre es sinnvoll, nach den Regionalligen direkt die Verbandsligen zu haben. Die Regionalliga deckt ja quasi die Oberliga ab. Die Klubs, die den Sprung schaffen wollen, sollten direkt aufsteigen können und nicht noch einmal durch eine Liga marschieren müssen. Früher waren die Verbandsligen ja auch die fünfte Spielklasse.“
Horst Haneke
Horst Haneke (Boss Westfalia Herne): „Ich sehe die Rückkehr zur den alten Ligen sehr positiv. Denn die NRW-Liga war von vorneherein eine Totgeburt. Alleine schon die Möglichkeit, die alten Oberligen wieder einzuführen, ist klasse. Wir hätten dadurch auch endlich mal wieder Derbys. Wir sind für die Wiedereinführung des altbewährten Klassensystems.“
Hans-Georg Wilmeroth (Chef Germania Windeck): „Im Gegensatz zu anderen Klubs halten wir eine Oberliga unterhalb der Regionalliga für nicht sinnvoll, denn der Zuschauerzuspruch wird gering sein. Wenn man eine Mittelrheinliga unter der vierten Klasse hätte, würde es mehr Leute interessieren. Deshalb stehen wir dem Vorschlag derzeit sehr kritisch gegenüber.“
Wolfgang Graf (Abteilungsleiter VfB Homberg): „Den Namen ‚Oberliga Nordrhein’ hätte ich gerne wieder. Aber wer spielt in dieser Klasse? Wenn wir zusammen mit den Mittelrheinern zocken, ist es okay. Schließlich sollte die Liga ein Unterbau für die Regionalliga sein, damit der sportliche Graben nicht zu tief ist. Der Sprung in die vierte Liga darf nicht zu groß sein, ansonsten nimmt man den Vereinen ja die Chance, ein sportliches Ziel zu verfolgen. Es war ohnehin der größte Fehler, die NRW-Liga einzuführen.“
Burkhard Mathiak (DFC-Sprecher Fortuna Köln): „Wir wünschen uns, dass die alten Oberligen zurückkommen. Beide Klassen waren sehr attraktiv und sie wurden auch sehr stark von den Zuschauern angenommen. Besonders in Westfalen war das Interesse der Fans vorhanden. Deswegen würden wir uns freuen, wenn es weiterhin eine fünfte Liga geben würde.“
Markus Reiter
Markus Reiter (Trainer MSV Duisburg II): „Sicherlich wäre die Rückkehr zur Oberliga reizvoll, weil es mehr lokale Schlager geben würde. Aber eine zweite überregionale Liga für das Land Nordrhein-Westfalen ist finanziell kaum stemmbar. Deshalb wäre es wohl sinnvoller, nach der Regionalliga direkt die Verbandsligen zu haben.“
Toni Pointinger (Manager ETB SW Essen): "Ich war dafür, die besten Mannschaften aus dem Nordrhein und Westfalen zu einer Klasse zusammenfassen. Aber leider ist die aktuelle NRW-Liga ja nicht attraktiv genug und wird von den Zuschauern nicht angenommen. Deswegen würde ich sagen, dass die Regionalliga nun die Klasse NRWs sein sollte. Aber danach sollten trotzdem die Oberligen Nordrhein und Westfalen folgen, erst dann die Verbandsklassen. Das wäre in Ordnung und für alle Beteiligten das Beste.“
Damian Jamro (Teammanager RW Essen): „Im Westen würde das Pyramidensystem oberhalb der Verbandsliga wegbrechen, wenn man auf die Oberligen verzichten würde. Die alte Regelung mit Nordrhein und Westfalen wäre glücklicher. Im Prinzip ist man dann wieder bei der alten Regelung angekommen, da fragt man sich: wozu die ganzen Reformen?“
Dirk Helmig (Trainer ETB SW Essen): „Die NRW-Liga hat ihr Ziel augenscheinlich verfehlt. Es ist schade für die Vereine, die viel in die Infrastruktur investiert haben. Die Idee, die alten Oberligen wieder aufleben zu lassen, wäre begrüßenswert. Die Spiele sind interessanter. Der Name ‚Oberliga’ hat Tradition, deshalb sollte er bestehen bleiben.“
Ralf Koeppe (Vize-Vorsitzender SSVg. Velbert): „Wir brauchen die Oberligen, damit die Differenz zur Regionalliga nicht zu groß wird. Wir sind selbstbewusst und sagen, dass wir in die Regionalliga gehören. Wenn wir es nicht schaffen sollten, würden wir in die Verbandsliga runtersacken und das wäre für uns fatal. Deswegen sollten die Spielklassen Nordrhein und Westfalen wieder eingeführt werden. Danach sollten dann die Verbandsligen folgen.“
Ralf Aussem
Ralf Aussem (Trainer Alemannia Aachen II): „Wir reformen uns von Jahr zu Jahr. Wenn die neue Regionalliga kommt und man in die Verbandsliga absteigen würde, wäre es unglaublich. Deshalb plädieren wir für die Oberligen Nordrhein und Westfalen. Der Derby-Charakter ist ein weiterer Vorteil.“
Ulrich Rolfing (Geschäftsführer der Hammer SpVg.): „Die NRW-Liga ist vor eineinhalb Jahren gegen den Willen der meisten Vereine eingeführt worden. Nun wäre es im Zuge der Ligenstrukturreform nur konsequent, wenn man ab 2012 zu den bewährten Spielklassen zurückkehrt. Wir würden die Wiedereinführung der Oberligen begrüßen. Genau so habe nicht nur ich es auf dem Workshop am 24. November in Kaiserau vorgeschlagen. Wenn man sieht, wie viele Klubs aus Westfalen zurzeit in der NRW-Liga mitspielen, dann wäre es insbesondere für den Bereich des FLVW ein Segen, die alte Oberliga aufleben zu lassen. Mit dem Hammer Derby gegen Westfalia Rhynern und Nachbarschaftsduellen gegen Lippstadt und Gütersloh wäre sie für die Hammer Spielvereinigung sportlich und auch wirtschaftlich viel interessanter.“
Heiner Brune (1. Vorsitzender ASC Dortmund): „Mit der Lösung, Nordrhein und Westfalen zurückzuholen, bin ich sehr einverstanden, weil sich für uns Verbandsligisten dadurch nicht viel ändert. Ich halte die Westfalenliga 2 in ihrer jetzigen Form für eine ganz attraktive und funktionierende Gruppe. Es wäre einfach schade, wenn diese wegdividiert würde. Wenn es eine Oberliga Westfalen gibt, warum soll die nicht auch attraktiv sein? Vor einigen Jahren hat es ja auch funktioniert.“
Klaus Berge (Trainer DSC Wanne-Eickel): „Die Wiedereinführung der Oberligen hört sich erstmal geil an. Es wird ja im Endeffekt eine Zusammenfassung der beiden Westfalenligen bedeuten und einige Mannschaften aus der NRW-Liga kommen dazu. Für die Fahrtwege ist das natürlich besser. Es bringt ja keinem etwas, wenn plötzlich Alemannia Aachen II irgendwo nach Ostwestfalen reisen muss. Ob es für die Zuschauer attraktiver wird und die Resonanz größer ist, wage ich zu bezweifeln. Die Leute gehen eben nicht mehr auf Sportplätze, wenn sie zuhause im Sessel Schalke oder Dortmund gucken können.“
Lothar Huber
Lothar Huber (Coach TSG Sprockhövel): „Ich finde die Rückkehr der alten Oberligen gut. Ich denke, dass es dann gerade in Westfalen mehr Derbys geben wird. Ich habe schon vor zwei Jahren gesagt, dass sich die NRW-Liga nicht rentieren wird. Es kann nicht funktionieren, wenn man über 150 Kilometer Anreise zu einer Begegnung hat. Für uns ist es wichtig, dass wir Derbys und kurze Wege haben. Nur so geht es.“
Klaus Kohaupt (Abteilungsleiter TV Jahn Hiesfeld): „Ich fände es eine gute Sache, wenn wir die Oberligen zurückbekommen würden. Alleine schon von den Kosten her wäre es für die Vereine viel besser zu stemmen. Es könnte dann im nächsten Jahr auf jeden Fall ein Hauen und Stechen um die Plätze geben. Wir müssen dann zusehen, dass wir alles daran setzen, um einen Qualifikationsrang erreichen. Es wird allerdings auch wieder viele Absteiger geben, was die Sache auch nicht einfach macht.“
Peter Wongrowitz (Trainer KFC Uerdingen): „Die Amateure haben doch gar keine Entscheidungsgewalt mehr. Es wird alles einfach von oben bestimmt. Es muss auf jeden Fall regional wieder Feuer rein kommen. Man sieht doch an den vielen Insolvenzen, dass es für die Vereine zu schwierig wird. Ich bin grundsätzlich auch gegen die zweiten Mannschaften. Ich sehe den Sinn nicht: Mal werden drei Profis eingesetzt, am nächsten Spieltag wieder keiner und auf der anderen Seite macht es die Amateurvereine kaputt. Ich halte eine erneute Reform durchaus für sinnvoll.“
Karl Weiß (Trainer und Sportlicher Leiter Ratingen 04/19): „Zunächst einmal finde ich es sehr erstaunlich, dass nach so kurzer Zeit auf einmal wieder alles verändert wird. Das zeigt zumindest schon mal, dass viele damit nicht so zufrieden sind. Es gibt definitiv ein sehr spannendes Übergangsjahr. Es gibt dann aber auch eine große Chance für ambitionierte Vereine, in die fünfte Liga zu kommen. Aus Kosten- und Vernunftsgründen ist es der Schritt in die richtige Richtung.“