Christian Hülsmann, wie erklären Sie sich diesen GAU?
Das ist die typische Entwicklung nach der These: Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht! RWE gibt seit vielen Jahren mehr Geld aus als in der Kasse ist und das hat letztendlich zu dem Super-GAU geführt.
Wen sehen Sie als Hauptverantwortlichen?
Dazu sage ich öffentlich nichts. Ich will an dieser Stelle nur mal eine Lanze für den aktuellen und jetzt viel gescholtenen Vorstandssprecher Thomas Hermes brechen. Der ist erst zu einem Zeitpunkt in den Vorstand gekommen, als die meisten Verträge unterschrieben waren und somit das Budget schon vorgeprägt war. Die unter seiner Initiative erfolgten Einsparungen im Betrieb reichten letztendlich nicht aus, dem Verein die Lizenz für die 4. Liga zu erhalten.
Welche Rolle hat in Ihren Augen Oberbürgermeister Reinhard Paß gespielt?
Der Oberbürgermeister hat nur auf eine Entwicklung im Verein reagiert, die er für falsch hielt. Man sollte auch hier nicht Ursache mit Wirkung verwechseln. Und die Ursachen für das Desaster liegen nun einmal eindeutig beim Verein.
Was hätte RWE über den bereits eingeschlagenen Sparkurs hinaus besser machen müssen?
Wie erwähnt: die Fehler liegen zum großen Teil in der Vergangenheit, als trotz zum Teil siebenstelliger Sponsorenleistungen das Budget überzogen wurde und dann in der Regel für Mannschaften, bei denen finanzieller Anspruch und sportliche Leistungsfähigkeit zu häufig auseinander drifteten.
Wie bewerten Sie nach den bisher ja schon getätigten Investitionen das städtische Engagement bei RWE?
Wenn die Stadt nicht gewesen wäre, hätte der Verein bereits vor über zwei Jahren zum Insolvenzrichter gehen müssen. Vielleicht hätten wir schon damals die Reißleine ziehen sollen. Aber wir haben dem Vorstand vertraut und müssen nun wieder einmal feststellen, dass man nachher immer schlauer ist.
Es gibt Gerüchte, dass die METRO-Gruppe Interesse am Erwerb des Stadiongeländes hat. Können Sie das bestätigen?
Davon habe ich noch nie etwas gehört.
Ein Stadionbau ist nun aber endgültig vom Tisch, oder?
Nein, der Stadionbau ist nach Auffassung der Verwaltung noch nicht vom Tisch, zumal der bauliche Zustand der Haupttribüne keine unendliche Lebensdauer erwarten lässt. Die Frage ist allerdings, ob ggf. an der Zuschauerkapazität noch etwas verändert wird.
Wo sehen Sie die Zukunft des Vereins, ist ein Neustart in der NRW-Liga realistisch?
Wir halten im Verwaltungsvorstand – auch nach Rücksprache mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter – einen Neustart in der NRW-Liga für realistisch.