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Lange Winterpause
Zwischen frieren und saunieren

Lange Winterpause: Zwischen frieren und saunieren
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98 Tage dauert die Winterpause in den westfälischen Landesligen. Das sorgt bei vielen Trainern für Unmut, denn die sehen einige Probleme auf sich zukommen.

Wird der Zeitraum in Stunden ausgedrückt, dann ergibt sich eine durchaus beeindruckende Zahl: 141.120, was umgerechnet 1568 komplette Fußballspiele bedeutet oder aber, um es greifbarer zu machen, stolze 98 Tage. Exakt so lange dauert in dieser Saison die Winterpause in den westfälischen Landesligen. Am 11. Dezember 2011 kämpften die Fußballer der siebthöchsten Spielklasse zuletzt um Meisterschaftspunkte auf dem Feld. Weiter geht es erst am 18. März 2012. Ein Zustand, der bei vielen Vereinen auf wenig Gegenliebe stößt, denn die damit verbundenen Probleme sind vielfältig.

Europameisterschaft gegen Landesliga

Ein gutes Beispiel ist die SSV Buer. Wenn der akut abstiegsgefährdete Gelsenkirchener Verein am Freitagabend das Training wieder aufnimmt, dann liegt die letzte Einheit über sechs Wochen zurück. Eine derart lange Pause haben die Spieler nicht einmal im Sommer, weshalb die im Juli hart erarbeiteten körperlichen Grundlagen gefährdet sind. Um dem Konditionsabbau vorzubauen, hat der Klub in den letzten Wochen freiwillige Laufeinheiten angeboten und seine Akteure darauf hingewiesen, eigenverantwortlich auf die Fitness zu achten. „Ich hoffe, die Jungs haben ihre Aufgaben erledigt und wir müssen keine böse Überraschung erleben“, sagt SSV-Trainer Tim Engler. „Sie sollten den Januar nutzen, um den Grundlagenbereich eigenständig abzuschließen. Wir brauchen die kommenden sechs Wochen, um uns spielerisch zu verbessern, damit wir eine bessere Rückrunde spielen können.“

Bayram Kollu findet die Planung "unglücklich".

Über deren Ende denkt derweil schon Bayram Kollu nach. Der Coach von SW Wattenscheid 08 steht mit seiner Mannschaft an der Spitze der Staffel 3 und hat beste Aussichten, am Ende der Saison den Aufstieg zu feiern. Zumindest am letzten Spieltag wird er dafür allerdings wenig Zeit finden, es sei denn, die schwarz-weiße Party wird kurzerhand zu einer schwarz-rot-goldenen umfunktioniert. „Wenn wir unser letztes Spiel haben, ist abends das letzte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft. Das ist schon unglücklich geplant.“

"Katastrophe" für die Planungen

Hinzu kommt, dass im kommenden Sommer die Umstrukturierung der Ligen ansteht und wahrscheinlich bis zum letzten Abpfiff fraglich ist, welche Teams auf- und absteigen werden. In den westfälischen Landesligen wird es möglicherweise noch Relegationsspiele geben, die – so gibt es der Rahmenterminkalender vor – bis zum 1. Juli ausgetragen werden, was offiziell schon der neuen Saison entspricht. „Für die Personalplanungen ist das eine Katastrophe“, findet Kollu. „Wenn ich nicht weiß, in welcher Liga ich demnächst spiele, kann ich keine Spieler holen.“

Im vom sibirischen Tief „Cooper“ beherrschten Hier und Jetzt geht es für die Klubs allerdings erst einmal darum, die Vorbereitung mit all ihren Widrigkeiten zu meistern. Ascheplätze, die derzeit eher einer Betonpiste gleichen, Rasenplätze, die nicht bespielt werden dürfen und Soccer-Hallen, deren Benutzung die Vereine viel Geld kostet. Dazu Spieler, deren Fitnesszustand nach rund sechs Wochen Pause erst einmal überprüft werden muss.

Saunagang mit der gesamten Mannschaft

Beim TuS Haltern, der sein Training erst in der kommenden Woche aufnehmen wird, wurden die Spieler schon vor Weihnachten mit einer speziellen Fortbildung auf die lange Pause vorbereitet. Der aktuelle Schalker Fitness- und Athletik-Coach Ruwen Faller demonstrierte den TuS-Kickern ausgewählte Kräftigungs- und Stabilisationsübungen. „Dabei wurde dann eine Trainingsbroschüre mit über 30 Übungen erstellt, die jeder individuell abarbeiten konnte“, erklärt TuS-Spieler Tim Abendroth. Um den frostigen Temperaturen zumindest zeitweise zu entkommen, werden die Seestädter die eine oder andere Einheit im Fitnessstudio absolvieren. Es steht jedoch außer Frage, dass weder diese Option für jeden Verein infrage kommt, geschweige denn, dass andere Vereine die Gelegenheit haben, sich von einem erfahrenen Profi Tipps für das individuelle Training abzuholen.

Der TuS Haltern arbeitet mit eigens erarbeiteten Fitnessübungen.

Noch etwas wärmer als im Halterner Fitnessstudio wird es derweil an der Grenze zum Sauerland. Der SV Hohenlimburg, der übrigens schon seit dem 17. Januar wieder trainiert, wird mit seinem Kader in den nächsten Wochen einen Saunagang absolvieren. Michael Stahl, Manager der „Zehner“ gehört unterdessen zu den Vereinsvertretern, die einen Vorteil darin sehen, dass die Rückrunde vom Verband nach hinten verschoben worden ist. „Das ist auf jeden Fall besser als andauernd Englische Wochen zu haben, weil die Spiele ausfallen. Besonders im Sauer- und im Siegerland haben die Vereine in der Winterpause außerdem oft mit viel Schnee zu kämpfen. Da ist es gut, wenn die Vorbereitung insgesamt etwas länger ist. Aber man kann es nicht allen recht machen“

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