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SG Schönebeck: Weber zwischen DFB-Frust und Uni-Ehrgeiz
Barrenturnen mit Lederball

SG Schönebeck: Weber zwischen DFB-Frust und Uni-Ehrgeiz
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Natürlich freut man sich über den Einzug in die nächste Pokalrunde. Das ist auch bei Schönebecks Mittelfeldspielerin Francesca Weber nicht anders. Der Sieg half vielleicht auch darüber hinweg, nicht im DFB-Aufgebot für die U20-Weltmeisterschaft gelandet zu sein. Die gebürtige Velberterin muss in der "Auf-Abruf-Warteschleife" verharren.

Ihre Spielzusammenfassung: "Es ging gegen den Herforder SV nur um den Sieg. In Durchgang eins haben wir uns schwer getan. Schade, wenn wir gut drauf sind, ist unsere Truppe weitaus stärker. Wir mussten aber Ausfälle kompensieren."

Was beim 4:1 im Cup-Duell mit dem HSV gelang und am Mittwoch in Jena auch wieder klappen muss, um sich den blendenden Saisonauftakt nicht selbst zu verhageln. Weber: "Prima, dass wir gegen Herford alles nach der Pause noch gut umsetzten und unsere Tore machten. Ich bin mir sicher, wir überstehen die nächsten zehn Tage, die Einstellung ist gut, alle haben Mut. Auch durch die Einwechselungen kam kein Bruch zustande." Nach Herford gastiert Crailsheim.

Bundestrainerin Maren Meinert absolvierte mit dem U20-Kader unter der Woche einen Lehrgang, vom 3. bis 7. November folgt ein weiterer, bevor sich das Team vom 19. November bis 7. Dezember in Südamerika weltmeisterlich beweisen muss. Neben Weber ist auch Daniela Löwenberg enttäuscht, die genau so durch das Nominierungs-Sieb fiel. Auf Nachfrage reagiert Weber nachdenklich: "Wie kommt das? Es ist schwer, frustrierend und enttäuschend für mich. Damit muss ich aber umgehen und das wird mich auch abhärten. In meiner Entwicklung wird mich das ein Stück weiterbringen."

Francesca Weber von der SG Essen-Schönebeck (Foto: MMB-Pressebild: Below)

Die 19-Jährige absolvierte für die U17 sieben Einsätze, für die U19 lief sie zuletzt als Kapitänin auf, kam auf 13 Matches, bei der U20 steht bisher ein Match in der Vita. Das schicke Turnier in Chile hätte die Lehramtstudentin (Englisch, Sport) gerne bestritten. "Die Begründung war: Die Trainerin setzt auf Erfahrung", gibt Weber einen Einblick in das erläuternde Gespräch mit Meinert. Ähnlichen DFB-Frust verbuchten zuletzt bei den Männern ein Kevin Kuranyi (Schalke) und ein Torsten Frings (Werder Bremen).

Eine vergleichbare beleidigte Reaktion gibt es von Weber jedoch nicht. "Auf gar keinen Fall, ich wünsche dem Team für Chile alles Gute, wir gehören alle zum Kader, auch die, die auf Abruf stehen, das werde ich verarbeiten, auch wenn es bitter vor so einem prima Turnier ist." Schönebecks Coach Ralf Agolli wird sie und Löwenberg also für den Zeitraum einplanen können. Die 1,61 Meter-Frau kündigt kämpferisch an: "Ich werde noch einen Tacken draufsetzen, noch mehr investieren, weil ich auch nicht die Überspielerin bin, die alles geschenkt bekommt. Ich muss für alles hart arbeiten." Die Fans reagierten beim Pokalspiel gegen Herford eindeutig. Ein pralles Transparent wurde aufgehängt: "U20-WM ohne Franzi und Daniela ist wie Chile ohne Santiago". Also ein Land ohne Hauptstadt.

Sportlich wird Weber den Hebel hoch schalten, dazu startete für die Lehramtsanwärterin das erste Semester an der Uni Essen. "Das läuft gut, das ist sehr spannend", nimmt die Ex-Duisburgerin den thematischen Wechsel sichtlich gerne auf. Sportlich wird die Wissenschaft kein Stolperstein sein, sprachlich auch nicht, schließlich ist Weber bilingual aufgewachsen, die Mutter ist Engländerin. Sie grinst: "Von der Literaturwissenschaft, zum Beispiel von Shakespeare, bin ich noch kein Freund. Auch wenn meine Zweisprachigkeit einen gewissen Vorteil bringt."

In seinem Othello schriebt der englische Dramatiker: "Doch niemand heilt durch Jammern seinen Harm!" Ein Satz, der zur aktuellen DFB-Enttäuschung der Akteurin passt - und zu Weber, denn sie grämt sich nicht, sondern ist begeistert über die neue Herausforderung. "Auf die Vorlesungen im Sport freue ich mich besonders. Auch wenn ich zugebe, Tanz und Gymnastik ist nicht so mein Ding." Und amüsiert weiter: "Vielleicht wird es mit Ball besser, auch wenn ich damit auf dem Barren bestimmt keine gute Figur abgebe." Man darf auch gespannt sein, wie die männlichen Kommilitonen darauf reagieren, in einem Fußballkurs auf Bundesligaklasse zu treffen. Weber: "Ich prahle damit ja nicht, damit es jeder weiß. Aber die Jungs finden es lustig. Man fragt nach der Bundesliga, ich versuche, ein paar Fans zu gewinnen. Eigentlich ganz normal, ich bin gespannt, was auf mich zukommt." Auch beim DFB. Sie kann sich ja auch einmal mit Susanne Kasperczyk, Marlene Kowalik und Deniz Özer zusammensetzen. Die SGS-Kolleginnen wurden mittlerweile von anderen Verbänden (Polen, Türkei) "angeworben". Die englische Hymne startet übrigens mit den Worten "God save our gracious Queen". Dank der doppelten Staatsbürgerschaft kein Problem für Weber.

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