Mit dem Aufstieg in die zweite Bundesliga - dem direkten Wiederaufstieg, um genau zu sein - haben sich die Damen aus Recklinghausen oben festgesetzt. Bereits in der Saison 2010/11 war den Mädels von Trainer Jörg Amthor der Sprung in die zweite Liga gelungen. Doch damals ging es schnurstracks wieder eine Etage tiefer. „Das war ein Betriebsunfall“, erinnert sich Amthor, „und ein lehrreiches Jahr. Das wird uns diesmal nicht wieder passieren.“
Dafür musste aber der Kader - in der Regionalliga standen dem 49-Jährigen stellenweise nur 13 Spielerinnen zur Verfügung - neu geplant werden. Derzeit stehen 24 Mädels auf dem Platz: zwölf alte und zwölf neue. Ob Amthor die richtige Wahl getroffen hat, bleibt abzuwarten. „Ich hoffe, dass sich die Spielerinnen untereinander grün sind.“
Den Konkurrenzkampf aufleben lassen
Ihm ging es vor allem darum, wieder mehr Kokurrenzkampf zu schüren, der war zuletzt etwas unter die Räder geraten. „Die Spielerinnen springen nicht höher, als sie müssen“, weiß der Coach, der als Ausbildungskoordinator bei der Deutschen Fußball Akademie auch außerhalb seiner Arbeit für Recklinghausen rund um die Uhr mit Fußball konfrontiert ist. Dennoch ist Amthor, der im Oktober „ein halbes Jahrhundert“ alt wird und sich nicht zuletzt wegen seiner Fußballmädels auch durchaus manchmal so alt fühlt, mit viel Begeisterung bei der Sache. Sein Wissen versucht er an die Recklinghäuserinnen weiter zu geben. Schließlich hapert es im Frauenfußball häufig am taktischen Verständnis. „Wir müssen dahin kommen, dass alle Spielabläufe automatisiert sind“, erklärt Amthor sein Konzept und nennt Borussia Dortmund als Beispiel, bei denen die Laufwege, egal in welcher Spielsituation, nahezu immer stimmen.
Beim FFC kommt hinzu: „Vor allem im Umkehrspiel müssen wir noch schneller werden. Wir müssen cleverer sein und weniger Chancen zulassen. Dann werden wir mit unserem Offensivpotenzial erfolgreich sein.“ Letzteres ist der Pluspunkt des Aufsteigers. In der Regionalliga erzielte die Amthor-Truppe 88 Treffer. Für 69 Tore zeichneten Jennifer Balkenhol (26), Sarah Grünheid (22) und Jennifer Ninaus (21) verantwortlich. Der Coach verspricht: „Wir werden uns nicht die Siege ermauern. Das können wir gar nicht.“ Auch nicht in Liga zwei, die sicherlich einen ganzen Tacken anspruchsvoller wird als die vergangenen Saison.
Viele weite Auswärtsfahrten
Den Anfang macht der Neu-Bundesligist bei der TSG Hoffenheim. Die sieht Amthor in der Liga als haushohen Favoriten. Danach sagt er, „sind alle schlagbar.“ Und darum erwartet er zwischen Platz zwei und elf ein ganz enges Rennen, bei dem sich Recklinghausen hoffentlich im Mittelfeld festsetzt. Doch der Coach ist optimistisch: „Die individuelle Qualität ist auf jeden Fall vorhanden.“
Nun müssen die Ladys nur noch mit den vielen weiten Auswärtsfahrten zurecht kommen. Mit dem 1. FC Köln liegt der nächste Gegner knapp 100 Kilometer entfernt. Ansonsten geht es nach Saarbrücken, Crailsheim oder Sand. „Wir haben viele Fahrten mit platten Ärschen im Bus“, weiß Amthor. Doch er zeigt sich unbeeindruckt. „Die Saison wird etwas beschwerlicher, aber das wussten wir vorher.“ Deshalb hat Recklinghausen auch an acht Spieltagen Übernachtungen beim Gegner eingeplant, was durchaus ein Vorteil sein könnte. Denn viele andere Mannschaften machen das nicht. Auch nach Hoffenheim werden sie bereits einen Tag früher anreisen. Dann ist man ausgeschlafen und kann mit voller Kraft zu Werke gehen. Angst haben sie ohnehin nicht vor der TSG: „Wir haben nichts zu verlieren. Hoffenheim ist vielleicht nocht nicht im Rhythmus und wir bringen zu Beginn der Saison noch die Euphorie vom Aufstieg mit.“