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Interview: Jimmy Hartwig spricht Klartext
"Wir gewinnen sowieso"

Interview: Jimmy Hartwig spricht Klartext
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Am 29. Spieltag der Saison 1981/82 war der HSV drauf und dran, beim FC Bayern die Meisterschaft zu verspielen. Doch dann kam die "Holzbirne". "Hurensöhne", stauchte Ernst Happel seine Elf damals zusammen. Jimmy Hartwig erinnert sich im Gespräch mit 11Freunde.

Was gab er Ihnen vor dem 4:3-Spiel beim FC Bayern mit auf den Weg?

Er wusste, dass ich ins Sportstudio eingeladen war. Die Reeperbahn fiel flach...

Hatten Sie eine Sonderaufgabe?

Ich sollte Karl-Heinz Rummenigge ausschalten.

Das entscheidende Duell des Spiels?

Vielleicht. Er erzielte ja kein Tor.

Zur Halbzeit lag der HSV mit 1:2 zurück. Was sagte Happel in der Kabine?

Er meckerte im feinsten Wiener Schmäh. »Ihr Hurensöhne«, schrie er. »Geht's daher!« Aber er motivierte uns, er stachelte uns an.

In der 64. Minute fiel dann aber das 3:1 für die Bayern. Einen durchaus haltbaren Kopfball von Dieter Hoeneß ließ Uli Stein durch die Handschuhe gleiten...

Ja, das stimmt. Der Uli hat sich schon manchmal so ein Ei reingelegt. Aber der hatte in der Saison schon so viele Spiele für uns gewonnen. Uns hat das nicht erschüttert. Es ging weiter nach vorne. Der absolute Wahnsinn war natürlich das Anschlusstor von Thomas von Heesen. Der war damals gerade mal 20 Jahre alt, und dann marschiert der über den ganzen Platz und hämmert den Ball ins Eck. Das war ein ganz typisches HSV-Tor.

Inwiefern?

Beim HSV war es zu der Zeit so: Ein Spieler, egal wie alt er ist, ob 20 oder 35, schnappt sich den Ball und dann ging’s los. Immer nach vorne. Immer mit dem Zug zum Tor. Oder auf der Suche nach der Holzbirne von Horst Hrubesch. Wie beim Tor zum 4:3.

War dieser Sieg für Sie auch eine persönliche Genugtuung, weil Sie gegen all die Spieler groß auftrumpften, die Ihnen in der Nationalmannschaft vorgezogen wurden?

Genugtuung würde ich es nicht nennen. Natürlich ist es immer ein tolles Gefühl in München zu gewinnen, denn die Bayern waren auch damals das Maß aller Dinge. Und es hat mich auch insgeheim gefreut, dass Paul Breitner in diesem Spiel überhaupt nicht zum Zuge kam.

Wieso?

Wir waren nie die besten Freunde. In den Monaten vor der WM 1982 hat er sich bei Jupp Derwall wiederholt gegen mich und für die Nominierung von Hansi Müller ausgesprochen. Letztlich wurde ich nicht in den WM-Kader berufen – Hansi Müller, der damals noch mit den Folgen einer Verletzung zu kämpfen hatte, wurde mir tatsächlich vorgezogen. Das war schon bitter. Breitner hat mir so im Grunde eine Weltmeisterschaft geklaut.

Wie begegneten Sie Breitner vor und nach dem Spiel?

Ach, ich bin ihm aus dem Weg gegangen. Ich muss ja nicht mit dem ins Bett gehen, ich bin ja nicht seine Frau.

Nach dem Sieg schaffte es 24 Jahre lang keine HSV-Mannschaft mehr, beim FC Bayern zu gewinnen. War die Last zu groß, es der Elf von 1982 gleich zu tun?

Das kann schon sein. Es ist generell so, dass man als Bundesligaspieler in das Olympiastadion mit einem gewissen Respekt einläuft. Und wenn man dann als HSV-Spieler vor jedem Auswärtsspiel bei den Bayern dieses legendäre 4:3 vor Augen geführt bekommt, dann verkrampft man vielleicht. Dieses Spiel wird ja vor wirklich jedem Auswärtsspiel beim FC Bayern wieder diskutiert. Insofern kann es schon sein, dass da ein gewisser Druck entsteht.

Der neutrale Fan drückt an diesem Sonntag vermutlich dem HSV die Daumen. Wie war es denn damals, als der HSV als Spitzenreiter und als Favorit ins Spiel ging?

Der HSV war auch damals nicht unbedingt Favorit. Und eines kann ich Ihnen versichern: Ganz egal, ob der FC Bayern auf Platz zwei, drei oder vier stand, gegen die Bayern war man auch damals schon.

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