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Interview: Jimmy Hartwig spricht Klartext
"Wir gewinnen sowieso"

Interview: Jimmy Hartwig spricht Klartext
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Am 29. Spieltag der Saison 1981/82 war der HSV drauf und dran, beim FC Bayern die Meisterschaft zu verspielen. Doch dann kam die "Holzbirne". "Hurensöhne", stauchte Ernst Happel seine Elf damals zusammen. Jimmy Hartwig erinnert sich im Gespräch mit 11Freunde.

Glauben Sie, dass der HSV auf den letzten Metern der Meisterschaft eingeknickt wäre, wenn er an diesem Nachmittag im April in München nicht gewonnen hätte?

Vielleicht wäre alles anders gekommen. Meisterschaft pfutsch, Europapokal pfutsch, die ganze Ära würde heute vielleicht unter einem anderen Licht stehen. Aber es ist hanebüchen, darüber nachzudenken. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass wir trotzdem Meister geworden wären. Vielleicht nicht so souverän, vielleicht hätten wir am Ende etwas gezittert, aber wir waren in unseren Leistungen in dieser Saison einfach viel zu stabil.

Häufig verkrampfen Mannschaften gerade in solchen Situationen. Wie schaffte es die Mannschaft, nicht in Hysterie zu verfallen und sich mit einer geballten Wucht gegen die Niederlage zu stemmen?

Wir waren ein Team. Das war unglaublich wichtig für dieses Spiel und die ganzen Happel-Jahre. Ich würde uns nicht mal als Freunde bezeichnen, doch als eingeschworene Gemeinschaft. Alle zogen gemeinsam an einem Strang. Ob es nun Spieler wie Hrubesch, Stein oder Wehmeyer waren oder der alte Bandit Günter Netzer. (lacht) Natürlich waren wir alle sehr unterschiedlich. Doch Happel, der irgendwie über allen schwebte, hielt uns zusammen. Und in solchen Spielen, die auf der Kippe standen, war das unglaublich wichtig.

Wie war Ihr Verhältnis zu Ernst Happel?

Sehr gut. Ich war ja so eine Art Ziehsohn von ihm. Und er konnte mich immer richtig einschätzen, er wusste, dass ich ein Hitzkopf bin und akzeptierte das. Für mich ist Happel der beste Trainer, unter dem ich je gespielt habe - sowohl vom Fußballverstand als auch vom Menschlichen her konnte ihm niemand das Wasser reichen. Selbst Franz Beckenbauer sagt das. Ich bin manchmal geschäftlich in Wien und gehe dann gerne zum Grab von Ernst Happel und unterhalte mich mit ihm.

Über was reden Sie?

Ich halte Zwiegespräche mit ihm. Übers Leben.

Man sagt, der Erfolg der Happel-Jahre beruhte vor allem auf der Achse Kaltz-Magath-Hrubesch. Ihr Name taucht in Retrospektiven eher selten auf. Verbittert Sie das?

Nein. Ich weiß, was ich geleistet habe, ich war eine der großen Stützen des Teams. Und ich weiß auch, dass man mich heute kennt. Und vor allem weiß ich, was Happel von mir hielt. Ich hatte immer sein volles Vertrauen.

Sprach Ernst Happel vor den Spielen persönlich mit Ihnen?

Ich hatte häufig Sonderaufgaben. Oft kam Happel in der Kabine zu mir und sagte: »Jimmy, schalte einfach den Spielmacher aus. Und wenn du dann noch mit nach vorne gehst und Tore schießt, dann kannst du heute Abend auch wieder auf die Reeperbahn und einen saufen.« (lacht)

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