Klaus Allofs warf lachend einen rot-weißen Ball durch die Luft, mit Stadiongras unter den Füßen ging er auf eine emotionale Zeitreise durch mehr als 50 Jahre. „Als kleiner Junge bin ich mit meiner Fahne um den Flinger Broich gezogen und habe Autogramme der Spieler gesammelt“, berichtete der 63-Jährige bei der Rückkehr zu seinem „Heimat- und Herzensverein“ Fortuna Düsseldorf.
„Elf, zwölf Jahre“ alt war er damals, als seine späteren Erfolge noch ferne Träume waren. Allofs brachte es zum Fortuna-Profi, zum Nationalspieler und Europameister, in Bremen und Wolfsburg zum erfolgreichen Manager und zum Schwergewicht der Branche - am Montag schloss sich der Kreis. Als neuer Vorstand für Fußball und Entwicklung soll seine Verbindung zur Fortuna ein neues, möglichst glorreiches Kapitel bekommen.
Da gibt es allerdings ein Problem. „Der Klub spielt nicht mehr die Rolle früherer Jahre, sie sind recht weit weg vom internationalen Wettbewerb“, sagte Allofs, „einiges könnte anders laufen.“ Das sei nicht als Vorwurf zu verstehen, aber: „Wir wollen zu einem Kreis von Klubs gehören, die zur Elite der ersten Liga zählen. Trotzdem wollen wir realistisch bleiben.“
Kompetenzgerangel mit Klein?
Dies auszubalancieren, wird seine Aufgabe sein. Direkt musste Allofs, einst DFB-Pokal-Sieger, Torschützenkönig und Europapokalfinalist mit den Düsseldorfern, viele Fragen zum möglichen Kompetenzgerangel mit Sportvorstand Uwe Klein parieren. Beim gemeinsamen Pressefoto mit Schal scherzte er darüber: „Am besten gucken wir grimmig und ziehen jeder an einem Ende.“
Kleins Aufgabengebiet will Allofs nicht beschneiden, er sei nicht gekommen, um „bestehende Strukturen zu zerstören“. Andererseits ist schwer vorstellbar, dass ein Klaus Allofs beim sportlichen Tagesgeschäft nicht mitredet: „Vielleicht lassen sich einige Dinge gut auf vier statt auf zwei Schultern tragen.“
Wie genau die Strategien und Ideen künftig entwickelt werden, muss sich erst noch einruckeln. Schließlich hat Allofs nicht nur die gesamte Medienlandschaft überrascht, sondern auch sich selbst. „Vor einigen Wochen war das noch gar nicht abzusehen, meine Gedanken gingen in andere Richtungen“, betonte er. In welche, blieb sein Geheimnis.
Für Fortuna Düsseldorf ist die Rückkehr ein Coup. Als „Düsseldorfer Legende“ wurde Allofs, der im Stadtteil Gerresheim aufgewachsen ist, vom Vorstandschef Thomas Röttgermann eingeführt. „Ich kenne niemanden, der besser für Fortuna und für Düsseldorf steht als er. Er ist eine riesige Bereicherung.“
Mit dem großen Namen des Heimkehrers müssen sich zwangsläufig hohe Ziele verbinden, alles andere wäre unglaubwürdig. „Ein Verein mit dieser Vergangenheit und diesem Standort muss die Ambition haben, in der ersten Liga zu spielen“, sagte Allofs in seinem Eröffnungsstatement, das er selbst augenzwinkernd „Regierungserklärung“ nannte, „da müssen wir uns nicht verbiegen.“
Dergleichen war in Düsseldorf in den vergangenen 20 Jahren häufig zu hören. Allerdings nicht von einem Kaliber der Marke Klaus Allofs. SID