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RWE: Fünf Gründe für das Titz-Aus

Das war's: Christian Titz verabschiedet sich nach nur einem Jahr bei den Fans von Rot-Weiss Essen.
Das war's: Christian Titz verabschiedet sich nach nur einem Jahr bei den Fans von Rot-Weiss Essen. Foto: Thorsten Tillmann
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Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen hat sich von seinem Trainer Christian Titz getrennt. Für den Großteil der RWE-Fans kommt die Entlassung des 49-jährigen Fußballlehrers sehr überraschend. RevierSport nennt fünf Gründe, die Titz letztendlich den Job gekostet haben.

Christian Titz (49) ist am 1. Juli 2019 mit einem Zweijahresvertrag als Trainer von Rot-Weiss Essen angetreten. Sein Auftrag: RWE innerhalb von zwei Jahren in die 3. Liga führen. Trotz eines Punkteschnitts von 2,28 Zählern pro Partie, Platz drei in der Regionalliga West und dem Erreichen des RevierSport-Niederrheinpokal-Halbfinals wird es kein zweites Jahr - [article=478372]RevierSport hatte schon am 11. März[/article] von einer möglichen Trennung zum Saisonende berichtet - für Christian Titz bei Rot-Weiss Essen geben. [article=489076]Am Mittwoch erfolgte die Trennung[/article]. Dafür gibt es Gründe. Einige davon finden sich auch[article=489084] im RevierSport-Kommentar zur Entlassung[/article] wieder.

1. Keine Mannschaftsstruktur vorhanden

Christian Titz hat es innerhalb der letzten Monate als RWE-Trainer nicht geschafft, eine klare Mannschaftsstruktur zu entwickeln. Nahezu jeder Spieler musste mal mit der Bank oder gar Tribüne Vorlieb nehmen. Der Torwart wurde innerhalb der Saison getauscht, Leistungsträger wie Marco Kehl-Gomez oder Alexander Hahn gar vor oder in der Halbzeit ausgewechselt. Andere Akteure wie Dennis Grote, Hamdi Dahmani, Marcel Platzek oder Enzo Wirtz erlebten eine echte Achterbahnfahrt: Startelf, Bank, Tribüne, wieder Startelf. Titz fehlte es einfach am nötigen Fingerspitzengefühl, seinen Schützlingen Vertrauen zu schenken und allen voran den Leistungsträgern auch mal schlechtere Spiele zu gewähren.

Eine Mannschaft, die keine echten Leitwölfe, keine Strukturen besitzt, kann ihre Ziele nur schwer erreichen. Trotz Platz drei: Zwölf Punkte Rückstand auf den SV Rödinghausen sind einfach zu viel. Vor allem, wenn man bedenkt, welche Voraussetzungen Titz in Essen vorfand: Top-Kader, großes Trainerteam, ein Winter-Trainingslager in Spanien und Verstärkungen in der Pause.

2. Keine Freiräume gegeben

Aus RWE-Spielerkreisen ist zu hören, dass sie sich unter Trainer Titz nicht entfalten durften. Heißt: Im rot-weissen Kader herrscht eine große Qualität, aber: Diese konnte der gebürtige Mannheimer Titz letztendlich nicht vollends ausschöpfen, weil er an seiner Philosophie festhielt und keinen Millimeter - wie beispielsweise dem hochstehenden Torwartspiel - von dieser abweichen wollte. Individuelle Stärken, Freiräume für Exzentriker oder Ausnahmekönner, sind im Titz-System nicht vorgesehen.

Beispiel: Oguzhan Kefkir, mit sieben Treffern der beste Essener Torschütze. Der ehemalige Uerdinger soll nach unseren Informationen mehrmals im Büro des Trainers gewesen sein, um seine Unzufriedenheit kundzutun. Trotz guter Leistungen fand sich Kefkir oft auf der Bank wieder oder wurde vorzeitig ausgewechselt. Er soll einfach das Vertrauen des Trainers vermisst haben, die Erlaubnis sich auf dem Rasen entfalten zu können. Auch anderen Spielern soll es so ergangen sein. Doch Titz hielt stur an seinen Prinzipien fest.

3. Keine Weiterentwicklung zu sehen

Rot-Weiss Essen hat in der Saison 2019/2020 den besten Kader der Regionalliga West gestellt. Da sind sich die Experten einig. Doch: Bis auf Amara Condé, der von einigen Dritt- und Zweitligisten umworben wird, hat sich kaum ein Spieler deutlich weiterentwickelt. Denn es ist nicht gerade so, dass Profiklubs bei RWE bezüglich Spieleranfragen Schlange stehen würden. Klar, bei Jungs wie Jakob Golz (21), Daniel Heber (25), Jan Neuwirt (22), David Sauerland (22), Joshua Endres (23) oder Ayodele Adetula (22) schlummert sehr viel Potential. Doch Titz hat es nicht geschafft, diese Jungs auf das nächste Level zu bringen. Und auch als Mannschaft konnte sich RWE nicht weiterentwickeln.

Ansonsten wären Spiele gegen Abstiegskandidaten wie zum Ende des Jahres gegen Homberg (0:2) oder zu Beginn der Restrunde gegen Lippstadt (3:1) - Essen musste bis in die Schlussphase mächtig zittern - und Haltern (1:1) wohl anders ausgegangen. Die Verantwortlichen hätten sich einfach souveränere Auftritte gewünscht. Nicht zu vergessen ist, dass Essen gegen den BVB II (2:1), Köln II (2:1) und Wuppertal (2:1) drei ganz enge Spiele erst tief in der Nachspielzeit gewonnen hatte.

Klar: Die Mannschaft war unter Titz stets topfit - so wenig Verletzte wie unter Trainer Titz hatte RWE wohl noch nie zu beklagen - aber die spielerische Dominanz, die der Kader mit zweifelsohne besitzt, ließ doch zu oft zu wünschen übrig. Dies hat über die Saison gesehen sicherlich auch mit der fehlenden Mannschaftsstruktur und auch den kaum vorhandenen Freiräumen für die Spieler zu tun.

4. Keine Beziehung aufgebaut

Christian Titz hat es in den letzten Monaten nicht geschafft eine Beziehung zur Mannschaft aufzubauen. Es klingt drastisch, aber: Es gab kein Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Mannschaft. Kleine Beispiele: Als er nach Essen kam, versuchte Titz einen Acht-Stunden-Tag für das Team einzuführen. Gemeinsames Frühstück, Training, Workshops, Training, gemeinsames Essen, Pflege – oft dauerte dies bis tief in die Abendstunden. Manchen Spielern - vor allen den jungen, ohne Familie - gefiel es, anderen - gestandenen Akteuren mit Frau und Kindern - nicht. Auf Dauer sollte der Acht-Stunden-Tag aber scheitern und wurde nach nur wenigen Wochen auf Bitten des Mannschaftsrates wieder ad acta gelegt.

Weiteres, kleines Beispiel: Titz wollte in der Corona-Pause Fotos von den Spielern sehen, was sie zum Frühstück essen. Diese wurden in die gemeinsame WhatsApp-Gruppe gestellt. Der Aufbau von Vertrauen geht anders. Nächstes Beispiel: Die Tür der Mannschaftskabine war stets zu. Kaum ein Spieler wollte, dass der Trainer nur ein Wort aus der Kabine hört. Klar, kann man verstehen. Aber: Bei Titz’ Vorgängern war dies nicht der Fall. Da hatte die Mannschaft keine Probleme, auch den Trainer - wie zum Beispiel Karsten Neitzel - mal rein- oder die Tür aufzulassen. Es herrschte Vertrauen, eine Beziehung war aufgebaut. Unter Titz: beides Fehlanzeige.

5. Keine Führungsqualität

Die genannten Punkte und Beispiele beweisen, dass Christian Titz scheinbar ein sehr guter Trainer, Taktik-Fuchs und Fußball-Experte ist, aber wieder einmal an den Führungsqualitäten gegenüber der Gruppe gescheitert ist. Schon beim Hamburger SV war der Medienprofi Titz bei den Fans und im Umfeld sehr beliebt, eine Art "Everybody's Darling" - ähnlich wie in Essen, wurde er auch in Hamburg als "Big Titz" gefeiert. Doch in der Kabine sah dies anders aus.

Viele Spieler kamen mit den eigenwilligen Methoden und dem von Titz präferierten Führungsstil nicht klar – oder noch schlimmer: konnten gar nichts damit anfangen. Ex-HSV-Profi Mergim Mavraj hatte Titz mal als ein "menschliches Desaster" beschrieben. Später entschuldigte er sich zwar für seine Wortwahl, doch der Inhalt der Kritik blieb bestehen. Und auch in Essen ist von vielen Spielern zu hören, dass es dem Trainer einfach an menschlichen Fähigkeiten fehle.

Am Ende soll Trainer Titz bis auf eine Hand voll Ausnahmen die ganze Mannschaft gegen sich gehabt haben. Die Akteure bekamen immer wieder zu hören, dass sie zu wenig für den Erfolg täten, dass sie nach dem Training noch individuell arbeiten müssten, dass sie dies und jenes tun müssten. Lobende Worte, die jeder Spieler, jeder Mensch gerne hört, sollen unter Titz eine Rarität gewesen sein. Christian Titz ist bei Rot-Weiss Essen weniger sportlich, als vielmehr menschlich gescheitert.

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4 Rot-Weiss Essen 17 11 2 4 32:23 9 35
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