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Der „Traumhüter“ Lars Leese im Gespräch
Zwischen Barnsley und Bergisch Gladbach

Der „Traumhüter“ Lars Leese im Gespräch
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Als ich von der A1 an der Abfahrt Burscheid herunterfahre, verlasse ich das vertraute Terrain. Es geht hoch und runter durch das bergische Land. Neben den Straßen liegt der erste Schnee. An den Ortseingängen weisen große Schilder der Karnevalsgesellschaften auf die „Sessions-Zeiten“ hin, daneben, kleiner und zierlicher, stehen die Tafeln mit den Zeiten der Gottesdienste und der Heiligen Messe. Gottesdienst und Karneval? Willkommen im Rheinischen!

Aber Sie haben sich voll und ganz der Trainertätigkeit verschrieben?

Ja, auch mit aller Konsequenz. Ich besitze die A-Lizenz und habe mich jetzt für den Fußball-Lehrer-Lehrgang 2008 an der Sporthochschule in Köln beworben. Kurzfristig wollen wir hier in Bergisch Gladbach die neue NRW-Liga erreichen, mittelfristig ist es natürlich mein privates Ziel, irgendwann eine Profimannschaft zu trainieren.

„Das Buch hat mich für meine Spieler authentisch gemacht.“ Der Trainer Lars Leese.

Und wenn jetzt eine Anfrage des FC Barnsley aus der zweiten englischen Liga kommen würde?

(Lacht.) Die würden das wahrscheinlich diesmal besser prüfen, als sie es damals gemacht haben. Als Trainer kann man sich heutzutage nicht aussuchen, wo man seinen Job macht. Jedenfalls nicht die Sterblichen in diesem Metier. Barnsley war für mich eine traumhafte Zeit, auch wenn es am Ende sportlich nicht mehr klappte. Aber es ist eine tolle, alte Kohlenstadt, die ganz einfach strukturiert ist - mit Menschen, die ein ganz großes Herz für den Fußball haben.

Ihre Geschichte war auch deswegen so erfolgreich, weil Sie ausgerechnet in England, dem Mutterland des Fußballs, im Rampenlicht standen. Was macht den Fußball auf der Insel so besonders?

Es liegt an der Verankerung des Fußballs in der Gesellschaft und in den Menschen dort. Wir sind mit Barnsley nach einem Jahr aus der Premier League abgestiegen und konnten trotzdem durch die Stadt gehen. Es gab keine Busblockade, es wurden keine Fahnen verbrannt. Als wir zwei Spieltage vor Schluss in Leicester City mit 0:1 verloren und damit der Abstieg besiegelt war, standen 4.000 Fans auf der Tribüne und haben „We love you, Barnsley“ gesungen und dabei geweint. Das war ein bewegendes Bild. Sicher war es in Barnsley auch eine Ausnahmesituation. Schließlich war es das einjährige Premier League-Abenteuer in der 110-jährigen Vereinsgeschichte. Die Fans waren also von vornherein einfach stolz darauf, dass ihr Verein aus der kleinen Kohlenstadt mit Liverpool, ManU und Arsenal in einer Klasse spielte. Ich habe gerade mit Thomas Hitzlsperger gesprochen, der lange bei Aston Villa spielte. Auch er sagte, dass mit den Fans in England nichts vergleichbar ist. Dort singt nicht nur eine Kurve, sondern das ganze Stadion. Wenn man bereit ist, sich den Arsch aufzureißen, dann kann man auch zu Hause mit 0:3 verlieren und bekommt trotzdem Applaus. Die Fans wollen sehen, dass das Trikot von oben bis unten eingesaut ist und man die Zweikämpfe annimmt. Wenn es am Ende nicht reicht, wird der Zuschauer immer noch das Gefühl haben, diese Mannschaft auf dem Rasen hat heute meinen Verein anständig vertreten. Natürlich läuft es in Deutschland nicht viel anders, aber hier verhalten sich die Zuschauer ergebnisorientierter und honorieren weniger den Aufwand, egal was dabei am Ende herauskommt.

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