Als MSV-Präsident Ingo Wald zum ersten Mal ans Mikrofon trat, da würdigte er zuerst die Leistung der Frauen-Mannschaft. Die war schließlich im vergangenen Jahr in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Jetzt kämpft sie im Oberhaus um den Klassenerhalt. Dafür gab es Applaus. Als Wald kurz danach den Wechsel zu den Männern vollzog und die Tabellenführung des Drittligisten erwähnte, stöhnten einige Besucher auf.
Nicht etwa, weil der Gedanke an Platz eins so ein wohliges Gefühl verursacht. Sondern eher deshalb, weil fast alle der 215 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder wussten, dass dieses Szenario ein wohlwollendes ist. Oder, wie es einer aus dem Plenum sagte: „Ich danke den Mannschaften hinter uns, dass wir da oben stehen.“ Denn das Schwächeln der Konkurrenz war auch einer der Gründe dafür, dass der MSV weiterhin Spitzenreiter ist.
Kurzum: Die Stimmung war trotz Tabellenführung nicht besonders euphorisch bei der Versammlung im Theater am Marientor. Das lag aber auch daran, dass Präsident Wald und Geschäftsführer Peter Mohnhaupt Tacheles geredet hatten. Über das Szenario zum Beispiel, das eintreten wird, wenn Mohnhaupts Versprechen nicht eingehalten werden kann. Er sagte: „Wir haben gesagt, wir kommen wieder. Nun kommen wir wieder, um auch in der zweiten Liga zu bleiben.“
Jeder im Saal wusste, wie immens wichtig eben dieses Obenbleiben für den Klub ist. Überlebenswichtig. Wald drückte es anders aus: „Die einzigen, die an der 3. Liga und an der Regionalliga Spaß haben, sind die Insolvenzverwalter.“ Er nannte Alemannia Aachen als Beispiel. Um dem MSV ein Schicksal wie den Kaiserstädtern zu ersparen, ist der Aufstieg in die 2. Bundesliga nötig. Denn immer noch drückt den MSV ein Schuldenberg in Höhe von knapp sechs Millionen Euro. Eine Summe von Verbindlichkeiten, die „wir bei einem Drittliga-Szenario nicht und bei einem Zweitliga-Szenario nur schrittweise zurückführen können“, wie Wald betonte.
Im Juni werden 2,5 Millionen Euro aus dem letzten Schuldenschnitt im Jahr 2014 fällig. Der MSV spricht mit den Gläubigern über weitere Stundungen. „Zum Teil haben wir schon gute und erfolgreiche Gespräche führen können. Aber wir sind noch lange nicht durch“, informierte Wald die anwesenden Mitglieder. Er führte aus: „Wir hoffen, dass wir von unseren Gläubigern weiterhin die Luft zum Atmen bekommen.“
Was Mohnhaupt zuvor betont hatte, unterstrich Duisburgs Präsident noch einmal: „Wer in die 2. Liga aufsteigt, ist gezwungen, dort zu bleiben. Man kann den Kostenapparat bei einem Abstieg nicht sofort herunterfahren.“ Ohnehin will er seinem Klub ein derartiges Szenario ersparen: „Ich will nicht, dass wir eine Fahrstuhlmannschaft sind. Höchstens zwischen erster und zweiter Liga. Aber jede Drittliga-Saison bringt uns zwischen 2,5 und drei Millionen Euro Verlust.“
Diese missliche wirtschaftliche Lage wirke sich auch auf den sportlichen Bereich aus: „Wir werden Sportirektor Ivica Grlic einen Etat zur Verfügung stellen, mit dem er es schwer haben wird, eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen“, kündigte Wald an.