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MSV: „Der Fußball muss aufpassen, nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren“
Bruno Hübner ist gerüstet

MSV: „Der Fußball muss aufpassen, nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren“
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Der MSV hat turbulente Wochen hinter und noch vor sich.

Die Suche nach einem Hauptsponsor sowie die schleppend verlaufenden Transferaktivitäten bescheren Bruno Hübner manche schlaflose Nacht. Denn der Manager muss es schaffen, mit dem finanziell sehr begrenzten Budget des MSV eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Und nach wie vor ist kein neuer Geldgeber in Sicht.

Doch der ehemalige Kaiserslauterer wird nicht müde, den Kader noch punktuell zu verstärken. Handlungsbedarf besteht vor allem auf der linken Flanke sowie im Sturm. Das Trainingslager im österreichischen Velden hat er dazu genutzt, zahlreiche Kandidaten unter die Lupe zu nehmen. Gegenüber RS verrät er den Status Quo.

Herr Hübner, welchen Eindruck haben Sie von Momar N’diaye gewonnen?

Einen sehr guten. Er hat bei den Schussübungen einige Bälle eingeschweißt und auch im Spiel viel Übersicht bewiesen. Wenn er Peter Neururer überzeugen sollte, sehe ich auch keine Probleme, ihn vom FC Metz loszueisen.

Er spricht ausschließlich französisch, oder nicht?

Ja, stimmt. Aber diese Sprache ist bei uns das geringste Problem. Wir haben mit Marcel Herzog, Olivier Veigneau, Dorge Kouemaha und Peter einige Leute dabei, die perfekt französisch sprechen. Deshalb hat er sich bei uns ja auch sofort sehr wohl gefühlt. Die Integration sollte im Falle einer Verpflichtung also schnell verlaufen.

Und wie sieht es bei „Momo“ Diabang aus?

Er hat sich auch sehr gut integriert. Bei ihm wüssten wir, was wir an ihm haben. Aber es besteht kein akuter Handlungsbedarf, denn er hat noch einen laufenden Vertrag bei Austria Wien und wir können ihn noch genauer unter die Lupe nehmen.

Nach wie vor besteht auch noch die Frage, ob Marcel Herzog bleibt. Wäre es nicht ein finanzieller Vorteil, wenn man ihn ziehen lässt?

Das wäre sicherlich ein Vorteil, aber Marcel darf sich nicht verrückt machen. Es ist keinerlei Bewegung auf dem Torwart-Markt und es gibt sogar einige Vereine, die noch Geld mit dazugeben, um jemanden los zu werden. Sollte er gehen, werden wir aber auf jeden Fall noch eine Nummer zwei holen, denn Raphael Koczor trauen wir den Sprung in die zweite Bundesliga einfach noch nicht zu.

Haben Sie schon jemanden im Auge?

Wir haben drei, vier Mann, die wir dann ansprechen würden. Es wird jemand sein, der jung ist, sein Können aber schon bewiesen hat. Aber das ist alles hypothetisch, denn wir haben mit Marcel und Tom Starke die besten Keeper der Liga und ein echtes Luxusproblem. Unser Torwart-Trainer Manfred Gloger leistet da wirklich fantastische Arbeit.

Simon Terodde ist beim 1. FC Köln II?

Ja. Denn nach seinem Rippenbruch und dem Zusammenfall der Lunge ist es für ihn erst einmal wichtig, ein Jahr wieder zu spielen. Er benötigt sicherlich noch zwei, drei Monate, bis er fit ist. In unserer Oberliga-Elf ist er aber unterfordert, deshalb ist die Option mit einem Regionalligisten besser.

Und was ist mit Änis Ben-Hatira?

Wenn er nicht zu uns zurückkommen sollte, was uns der HSV aber gesagt hat, besteht auf der linken Seite noch Handlungsbedarf. Deshalb hatten wir ja Kevin Grund aus der Reserve dabei. Er hat sich ordentlich präsentiert und wird noch eine Chance bekommen.

Und vorne?

Wir haben einen Wolfsburger im Auge. Nach der Ausleihe von Cedrick Makiadi und dem Deal mit Bernd Korzynietz sind die Verbindungen zwischen den Vereinen sehr eng. Aber noch wollen sie ihn nicht abgeben.

Das wäre eine erneute Ausleihe. Ist das nicht gefährlich?

Natürlich, aber etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Wenn wir die Kaufoption ziehen, müssen wir die Ablösesumme bezahlen und der Spieler fordert ein hohes Grundgehalt. Wenn wir ihn aber ausleihen, können wir ihn ein Jahr lang von den Qualitäten des MSV überzeugen, sodass er am Ende vom Verein überzeugt ist. Bei Cedrick Makiadi hätte es auf jeden Fall geklappt, wenn wir aufgestiegen wären.

Dennoch ist es ein Risiko.

Ja, aber der erste Schritt ist, einen guten Spieler zu uns zu holen. Erst im zweiten Schritt können wir dann den Jungen an uns binden. Und selbst das ist schwer genug, denn wir müssen auf die Finanzen achten.

Es sind erst knapp über 4.000 Dauerkarten abgesetzt worden. Wie erklären Sie sich den schleppenden Verkauf?

Die Leute warten erst einmal ab, wie wir starten. Die Erwartungshaltung ist berechtigt hoch und wir müssen mit Leistung und Willen die Zuschauer begeistern. Wir sind jetzt gefordert.

Kommt Änis Ben-Hatira zum MSV zurück, oder bleibt er in der ersten liga?

Wie nehmen Sie die Kritik an der Einkaufspolitik auf?

Wir haben neun Mann aus der Rückrunde, die zu den besten der Duisburger Vereinsgeschichte gehört, behalten. Zudem haben wir uns punktuell sehr gut verstärkt. Frank Fahrenhorst und Chavdar Yankov sind echte Leistungsträger. Wir benötigen aber noch dringend einen dritten Stürmer, damit es Sandro Wagner nicht zu leicht gemacht wird. Ansonsten sollten uns die Fans einfach mal vertrauen. Zu Beginn der vergangenen Saison haben sie auch geschimpft, dass ich mit Markus Brzenska und Cedrick Makiadi die Ersatzbänke der Erstligisten leer kaufen würde. Und? Es hat doch funktioniert.

Haben Sie eine solche Hängepartie bei den Wechseln schon einmal erlebt?

Nein, noch nie. Auch das zu Saisonbeginn noch so viele Trainerstellen wie in diesem Jahr frei waren, hat es noch nicht gegeben. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es noch einmal dazu kommen wird.

Woran liegt es?

Zum einen daran, dass man Verträge macht, die unerklärlich sind. Der Fußball muss aufpassen, nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Denn wenn ein Akteur trotz eines Vertrags doch noch wechseln kann, fehlt jedes Verständnis. Da muss sich auf jeden Fall etwas ändern, denn ansonsten herrscht bei den Vereinen die Angst, dass noch jemand abspringt. Zudem macht sich die Finanzkrise bemerkbar. Wenn man das Beispiel Frankfurt nimmt, sieht man es deutlich. Dort haben sich die Börsianer für 180.000 Euro die Loge gemietet. Jetzt ist sie leer. Und weil die ersten sieben Plätze in der Beletage ohnehin vergeben sind, muss man, um darunter nur zwei Plätze zu klettern, gleich acht Millionen Euro in die Hand nehmen. Lohnt sich das?

Apropos Millionen. Müssen Sie nicht noch Transfererlöse erzielen?

Nein, wir beschreiten andere Wege. Wenn man die Personalkosten ewig drückt, brennt man irgendwann aus. Deshalb haben wir uns als Ziel gesetzt, die Zuschauerzahl zu erhöhen und im DFB-Pokal endlich mal weiter zu kommen. Wenn es nicht klappen sollte, können wir es im Winter immer noch korrigieren. Aber die Anhänger sollen sehen, dass wir gemeinsam zusammenstehen und nicht immer austauschen.

Das könnte auch der sportliche Vorteil des MSV sein, oder?

Auf jeden Fall. Unsere ersten Gegner Frankfurt oder Cottbus haben komplett neue Teams. Wir sind eingespielt. Das wird uns beim guten Start helfen.

Wen haben Sie auf Ihrer Aufstiegs-Rechnung?

Es ist schwer, die Klasse einzuschätzen. Aber ich denke, dass die drei Absteiger, Augsburg, Kaiserslautern und wir oben mitmischen werden. Ach ja, auch Fürth. Die gelten zwar als unaufsteigbar, aber irgendwann wird es bei denen bestimmt mal klappen. Wir werden auch dabei sein.

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