Obwohl Stammkeeper Felix Wiedwald nach seinem erlittenen Mittelhandbruch wieder fit war, vertraute der Trainer Roland Müller und machte den philippinischen Nationaltorwart erstmals seit der Verletzung von Wiedwald zur wahren Nummer eins.
Kein Wunder, schließlich hatte sich Müller in den voran gegangenen sechs Spielen als sicherer Rückhalt entpuppt, Ruhe ausgestrahlt und mit guten Paraden sogar drei Mal zu Null gespielt.
Doch bei Pleite gegen 1860 war davon nicht viel zu sehen. Müller wirkte nervös und leistete sich zwei entscheidende Patzer, die von den cleveren Gästen auch umgehend bestraft wurden. Kurz vor dem Ausgleichstreffer zum zwischenzeitlichen 1:1 wollte Müller, der an seinen Schwächen in der Luft gearbeitet hat, einen hohen Ball pflücken, ließ ihn aber fallen und Bobby Wood staubte ab.
Ranisav Jovanovic machte Müller keinen Vorwurf, wünschte sich aber: „Er muss da richtig reinfliegen und dem Gegenspieler vielleicht auch wehtun.“
Größe bewies Müller aber nach dem Spiel. Während sich viele Kollegen seiner Zunft hinter der Ausrede verstecken würden, dass sie im Fünfer vom Gegenspieler attackiert worden sind, war der 24-Jährige wohltuend selbstkritisch: „Es gab einen Kontakt mit einem Münchner, aber das war nicht der Grund. Es war ein Fangfehler.“
Offene Worte, die ebenfalls ein Grund dafür sind, warum Müller eine große Wertschätzung in Duisburg genießt. Denn niemand wollte ihm die Pleite ankreiden, auch wenn er sich vor dem 1:3 beim Herauslaufen erneut verschätzte, ausrutschte und dem Ex-Duisburger Moritz Stoppelkamp den Weg bereitete. „Natürlich sind das blöde Gegentreffer und Roland sah in beiden Situationen sicherlich nicht glücklich aus, aber der verschossene Elfmeter war die Schlüsselszene“, resümierte Kosta Runjaic.
Warum plötzlich aber Müllers Nerven flatterten, konnte sich der Fußballlehrer nicht erklären. Die Aussetzer wollte er jedenfalls nicht an der gesteigerten Erwartungshaltung festmachen. „Die Jungs sind Profis, müssen damit umgehen können. Ich denke nicht, dass Roland nervöser als sonst war.“ Auch Müller wollte das nicht als Entschuldigung anführen, denn er habe sich nicht verrückt gemacht.
Den „Roten Teufeln“ soll wieder Wiedwald die Hörner stutzen Ein Indiz dafür ist, dass er sich sogar einen Scorerpunkt einheimste, denn er bereitete das frühe 1:0 durch den erneut gut aufgelegten Jovanovic mit einem Abschlag vor. Auch wenn die Leistung gegen die Löwen für ihn ein Rückschritt war, darf sich Müller davon nicht unterkriegen lassen. Er hat bewiesen, dass auf ihn Verlass sein kann, selbst wenn sich der gebürtige Kölner in den nächsten Wochen wohl wieder mit dem ungeliebten Platz auf der Bank anfreunden muss.
Schließlich ist Wiedwald fit, drängt zurück in den Kasten und Runjaic hat jetzt keinen Grund mehr, auf der Linie nicht zu wechseln. Deshalb wird im nächsten Heimspiel am kommenden Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern mit Sicherheit wieder der Ex-Bremer zwischen den Pfosten stehen und versuchen, den „Roten Teufeln“ die Hörner zu stutzen.