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D. Krella im Interview
„Es laufen zu viele Schleimer rum“

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Interview: Über Individualismus im Profifußball
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Detlef Krella war immer ein Individualist. Was er heute mit seiner Frisur offen zur Schau trägt, wurde seinen Trainern oft erst nach wenigen Wochen bewusst.

Hätten Sie im Nachhinein etwas anders gemacht in Ihrer Karriere? In puncto Fußball könnte ich jetzt ja sagen, aber dann würde mir die Lebenserfahrung in anderen Sachen fehlen. Aber vermutlich wäre ich bei dem Geld, das man heute als Profi verdient, automatisch ein bisschen professioneller gewesen. Wobei ich es interessant fände, wie ich heute in den Medien verkauft werden würde.

Haben Individualisten generell schlechte Karten im Fußball? Ja, absolut. Ich habe auf meinem Weg viele Leute kennengelernt, die viel mehr Talent hatten als diejenigen, die nachher auf dem Platz standen. Das fing schon in der Jugend an: Da versuchten die Eltern schon Einfluss zu üben, wer wo spielt. Wenn ein Junge dann keinen Vater mehr hatte, war er auf dem Weg nach oben benachteiligt. Und so ranglistenartig geht es immer weiter.

Muss man ein Duckmäuser sein, um sich im Fußball durchzusetzen? Das ist die Frage. Wenn ich irgendwann mal das Zeitliche segne, möchte ich mir sagen können: „Du hast immer das gemacht, zu dem du stehen kannst, und hast nie deine Seele verkauft.“ Das hat mich oftmals Geld gekostet, aber ich habe es bis heute durchgezogen.

Wie sind Sie damit nach der aktiven Karriere durchgekommen? Ich hätte viele gute Berufe bekommen können, ob nun bei der Stadt oder woanders. Aber da wurde meistens ein solides Erscheinen verlangt. Es hieß: „Haare ab.“ So arbeite ich bei der Deutschen Bahn im sicherungstechnischen Bereich. Aber ich habe mich bis heute nicht angepasst. Das werde ich auch, glaube ich, nicht mehr machen müssen.

Wie ist Ihre Beziehung zum Fußball heute? Ich habe nur noch wenig Kontakt zu meinen Ex-Vereinen. Das Geschäft an sich gefällt mir nicht, weil da zu viele Schleimer rumlaufen, denen es nicht um den Fußball, sondern nur um ihre Verdienstmöglichkeiten geht. Und eigentlich nutze ich meine Freizeit auch lieber für meine Familie und das Motorradfahren.

Krella und Schalke Ausgebildet wurde Krella auf Schalke, wechselte jedoch im zweiten A-Jugendjahr nach Bochum. Ein Transfer, den er bis heute bereut.

Warum haben Sie Schalke verlassen? Schalke hatte jahrelang in mich investiert und hat mich sehr gut behandelt, gerade Oscar Siebert. S04 hat mir schon einen Profivertrag zur Unterschrift vorgelegt, aber wegen des Abstiegs aus der Bundesliga habe ich mich im letzten Moment für Bochum entschieden. Der VfL hatte ein neues Stadion, das erste komplett überdachte. Das hat mächtig Eindruck auf mich gemacht. Rudi Assauer hat mir das immer nachgetragen. Mittlerweile kann ich verstehen, dass er nicht gerade begeistert war. Das war so nicht in Ordnung. Heute würde ich das anders machen.

Inwiefern? Man muss dem Verein auch ein bisschen dankbar sein und nicht wegen jedem Euro mehr wechseln. Vielleicht entschuldigt es, dass ich damals noch nicht die Erfahrung hatte.

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