Wir unterhielten uns mit Krella über Freiheit im Profifußball.
Detlef Krella, sind Sie ein Rocker? Wenn man mich auf meinem Chopper sieht, passe ich ins Bild. Aber das täuscht: Ich sehe böse aus, bin es aber nicht. Ich gehöre allerdings schon zur Sparte „Lange Haare, freier Mensch“. Ich lasse mich nicht von der Gesellschaft unter Druck setzen.
Inwiefern ließ sich diese Einstellung mit dem Profifußball verbinden? Das war kaum möglich. Ich war ein Söldner, weil ich an meinen Stationen immer wieder Probleme hatte. Ich war schon in jungen Jahren vom Auftreten her sehr dominant und teilweise auch arrogant. Das kommt bei älteren, gestandenen Leuten nicht immer so an. Deswegen bin ich auch sehr schnell überall aufgelaufen.
Das fing schon bei Ihrer ersten Profistation in Bochum an. Ich war Jugendnationalspieler, kam aus dem Schalker Talentschuppen und war außer Rand und Band. Ich habe mich schlichtweg überschätzt und für den Größten gehalten. Da war es fast folgerichtig, dass ich mich mit unserem Trainer Rolf Schafstall angelegt habe. Aber er hat mir gezeigt, dass er am längeren Hebel sitzt.
Dass Schafstall ein harter Hund ist, hätten Sie vorher wissen können. Als junger Spieler habe ich nicht so darüber nachgedacht. Ich war für mich selbst der Größte und glaubte, dass mir niemand etwas konnte. Ich hatte mein Leben im Griff und dachte, dass alle, die das anders sahen, keine Ahnung vom Leben hatten. So habe ich Lehrgeld bezahlt. Ich musste lernen, dass es nicht nur zählt, gut Fußball zu spielen, sondern auch, sich unterzuordnen und anzupassen. Haben Sie einfach nicht in die verschworene Gemeinschaft gepasst, die die „Unabsteigbaren“ vom VfL damals bildeten? Es gab eine klare Hierarchie. Die Leute, die jahrelang gespielt haben, wollten ihren Platz und somit ihr Geld nicht an den jungen Krella abgeben. Es hat gedauert, bis ich das System verstanden habe. Es spielt nicht immer der Bessere, sondern der Diplomatischere.
Wäre für Sie mehr drin gewesen, wenn Sie sich diplomatischer verhalten hätten? Ja, ganz klar. Eins muss ich aber auch sagen: Ich hatte seit meiner Jugend nur Fußball gespielt. Als ich dann ein bisschen Geld verdient habe, habe ich Interessen entwickelt, die nicht so mit dem professionellen Sport in Einklang zu bringen waren. Das Professionelle hat mir ein bisschen gefehlt.
Was waren das für Interessen? Motorradfahren und andere Sachen, die dazu gehören. Ich hatte mit Leuten zu tun, die im Nachtleben unterwegs waren und bin mit denen natürlich auch um die Häuser gezogen. Auf Seite 2: "Da laufen zu viele Schleimer rum, denen es nicht um den Fußball, sondern nur um ihre Verdienstmöglichkeiten geht"