In Oberhausen heißt der Boss Hajo Sommers und mit dem haben wir gesprochen.
Hajo Sommers, wie lautet das Fazit für 2010?
Das ist relativ einfach. Es ist etwas schlechter ausgefallen als zu Beginn erwartet. Wir sind gut gestartet und haben schlecht aufgehört.
Waren nur die Verletzten der Grund?
Ich denke schon. Und daran hing auch mental eine Menge. Wie wir seit über 60 Jahren wissen, findet Fußball im Kopf statt. Und zuletzt hatten wir zu wenig Jungs auf dem Platz, die dicke Eier haben. Zudem sind wir in einer Disziplin Meister im deutschen Fußball. Wir haben uns meistens in den ersten fünf Minuten, den letzten fünf der ersten Hälfte, zu Beginn des zweiten Durchgangs und kurz vor dem Ende einen gefangen. Wir müssen nun hoffen, dass es irgendwann den Knall gibt und die Jungs das wieder in die richtige Richtung drehen. Daher sind wir im Vorstand nicht zufrieden, aber irgendwie sind wir prädestiniert dafür, stark loszulegen und dann schlagartig nachzulassen.
Werden Sie nervös mit Blick auf den Abstiegskampf? Überhaupt nicht, wir machen das.
Ein Zugang ist mit Dennis Grote klar, ist finanziell nicht mehr drin? Genau, mehr wird es nicht geben. Wir haben gerechnet und gesehen, was geht und was nicht.
Ist der Etat für die Saison gedeckt? Zu großen Teilen. Wenn wir den Abschluss gemacht haben zum 31. Dezember, dann sehen wir weiter. Wenn wir ein Minus haben, dann ist das so verschwindend gering, dass wir das gerade biegen können.
Was sagen Sie zu dem Zuschauerschnitt von 5400? Wir haben mit 6500 geplant, aber der Pro-Kopf-Schnitt der Zuschauer hat sich erhöht.
Aber die Resonanz ist trotzdem ernüchternd, oder? Nein, denn ich bin in Oberhausen geboren und lebe hier seit 52 Jahren. Wenn ich was anderes erwarten will, dann muss ich zumindest Beckenbauer und vielleicht Beckham und Ronaldo auf den Platz stellen. Und dann bin ich nicht sicher, ob wir die 8000 erreichen. Wir sind im dritten Jahr in Liga zwei und spielen nicht oben mit, da lässt das Interesse nach. Von Außen kommen zum Beispiel Freitags keine Fans mit. Daher heule ich nicht rum.
Was erwarten Sie von 2011?
Ich gehe davon aus, dass das Jugendleistungszentrum fertig wird und wir die Klasse halten. Am Stadion wird auch gearbeitet. Bei uns ist das vorher zermürbend, bei den Kollegen war das nachher zermürbend.
Was ist mit Ihrer Amtszeit? Ich bin 2005 in den Vorstand gewählt worden und habe gesagt, das mache ich ein Jahr. Irgendwann bin ich Präsi geworden und habe gesagt, das mache ich ein Jahr, bis jemand gefunden wird, der das kann. Das sind jetzt bald sechs Jahre. Und ich denke in jedem Jahr neu darüber nach, kann ich mir das noch leisten oder nicht?
Wie sieht es Stand heute aus? 50:50. Allerdings würde ich nicht gehen, wenn wir absteigen. Trotzdem kann ich rumtönen, dass ich mir Gedanken mache, es sind nur Gedanken. Die macht sich aber jeder Mensch, der eine Beziehung führt. Denn ich kann und will mir in meinem Alter nicht 16 Stunden am Tag Gedanken machen müssen.