Edin Terzic umarmte Anthony Modeste innig. Der Trainer und der Mittelstürmer genossen gemeinsam diese tollen Minuten nach dem Abpfiff. Diese Zeit, in der alle Dortmunder in diesem riesigen Stadion durch ein Glücksgefühl verbunden waren. Ein Glücksgefühl, das ihnen Anthony Modeste geschenkt hatte mit seinem spektakulären Ausgleichstor zum 2:2 in der fünften Minute der Nachspielzeit des Bundesliga-Topspiels gegen den FC Bayern München.
Anthony Modeste – das ist der Spieler, der kurzfristig aus Köln geholt worden war, weil der BVB einen Ersatz für den schwer erkrankten neuen Stürmer Sebastien Haller brauchte. Der 34-Jährige Franzose aber wirkte in zu vielen Spielen wie ein Fremdkörper, er zeigte keine Durchschlagskraft, er fand das Tor nicht.
Edin Terzic kam schließlich nicht mehr daran vorbei, den 17-jährigen Youssoufa Moukoko dem Routinier vorzuziehen. Aber: Der Trainer verlor trotzdem nicht den Glauben an Anthony Modeste. „Wir sehen ja, wie die beiden im Training arbeiten“, sagte er nach dem Spiel. Deshalb versuchte er es, als die Bayern scheinbar sicher mit 2:0 führten, mit einer Doppelspitze. Er ließ Moukoko auf dem Feld und stellte ihn Modeste zur Seite.
„Wenn man gegen die Bayern 0:2 zurückliegt, gehen die Spiele normalerweise 0:4 oder 0:5 aus“, sagte Terzic. „Aber wir konnten heute ein Ausrufezeichen hinter die Mentalitätsfrage setzen. Das war gut heute.“
Es war vor allem gut, weil der Notplan des Trainers aufging. Das Alt-Jung-Duo in der Angriffsmitte brachte den BVB zurück ins Spiel. Modeste setzte Moukoko klug in Szene, und der besorgte den Anschlusstreffer. „Wir hatten in den letzten Wochen oft nicht getroffen, weil wir den besser postierten Mann nicht gesehen hatten“, erklärte Terzic. „Aber Tony hat den besser postierten Youssoufa gesehen. Und das ist nicht selbstverständlich, weil er ja selbst unbedingt Tore schießen möchte.“
Diese Selbstlosigkeit rechnete Terzic Modeste ganz hoch an. In der 82. Minute hatte es ja noch so ausgesehen, als würde der Ex-Kölner seine schwarze Serie auch an diesem Abend fortsetzen, als er bei einer Top-Chance nach starker Hereingabe von Karim Adeyemi keinen Druck auf den Ball bekam. Aber diesmal gab es ja noch eine große Gelegenheit, und diesmal nutzte sie Anthony Modeste: Seinem Kopfball zum 2:2 folgte ekstatischer Jubel.
„Das war auch für mich sehr emotional“, verriet Trainer Terzic. „Das war etwas, was dieses Stadion verdient.“ Jeder habe die Erleichterung gespürt, nicht nur der Torschütze selbst: „Das ganze Stadion hat sich für Tony gefreut. Es war nicht leicht für ihn nach dem, was er alles über sich lesen und hören musste.“
Anthony Modeste ist endlich in Dortmund angekommen. Und sein Trainer, der ihn nicht fallen ließ, hat großen Verdienst daran.