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Ruhrpott-Junge: Dietz über seine Ex-Clubs Schalke und Duisburg
"Mir liegen alle Ruhrgebiets-Vereine am Herzen"

Ruhrpott-Junge: Dietz über seine Ex-Clubs Schalke und Duisburg
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In den letzten Tagen ging es bei Bernard Dietz in Drensteinfurt zu wie im Taubenschlag.

Von der Beschaulichkeit, die das Münsterland sonst zu bieten hat, war nicht viel zu spüren. Kurz vor seinem 60. Geburtstag häufen sich die Interview-Anfragen diverser Medien, trotzdem fand der Europameister von 1980 zwischendurch zehn Minuten Zeit, um im Gespräch mit RevierSport das Duell seiner Ex-Vereine zu beleuchten. Morgen prallen "Goliath" Schalke und "David" Duisburg aufeinander, Dietz will in der Arena vor Ort sein, um sich den ungleichen Kampf live anzuschauen.

Hallo Bernard Dietz, Sie wissen wahrscheinlich, warum wir durchklingeln, oder? Ich freue mich, aber worum geht es denn?

Wir wollen vor dem Bundesliga-Derby einen Experten befragen, der sowohl für Schalke als auch für den MSV die Schuhe geschnürt hat. Fällt Ihnen da jemand ein? Klar, ich kenne einen, auf den das zutrifft. Mit dem bin ich sogar per Du. Also, wem drücken Sie am Freitag Abend ab 20.30 Uhr die Daumen? Es geht eigentlich gar nicht darum, wer die Punkte dringender braucht. Mir liegen alle Ruhrgebiets-Vereine am Herzen. Ich habe in Duisburg die ersten Schritte als Profi unternommen, bin dort Nationalspieler geworden, habe mir im Grunde meine Existenz aufgebaut. Danach stand ich fünf Saisons beim FC Schalke unter Vertrag, war als Trainer über sieben Jahre beim VfL Bochum. Außerdem bin ich auch für Borussia Dortmund tätig gewesen: Das waren vier Monate im Bereich Spielbeobachtung. Ich habe für alle Teams aus dieser Region etwas über, auch für Rot-Weiss Essen. Ich bin halt ein Junge aus dem Pott.

Hat Duisburg überhaupt eine Chance? Eine Möglichkeit, gegen einen Favoriten etwas zu machen, hat man immer. Allerdings hat Schalke den Hebel durch den Sieg über Porto umgelegt. Dadurch, dass Bremen in der Liga an Boden verliert, wird der S04 zusätzlich motiviert sein. Die Mannschaft hat durch die beiden letzten Erfolge Selbstbewusstsein getankt. Der MSV hat nach der Winterpause schon neun Tore erzielt, also offensiv nicht enttäuscht. Das Kernproblem scheint hinten zu liegen, oder?

Normalerweise steigst du nicht ab, wenn du hinten dicht hälst. Das klappt beim MSV leider zu selten. Was nutzen dir vorne drei Tore, wenn du auf der anderen Seite fünf Stück bekommst? Ich habe fast alle Heimpartien der Zebras gesehen, war auswärts auch beim 3:1-Sieg in Dortmund dabei. Gerade die letzten Auftritte vor eigenem Publikum taten schon ziemlich weh. In der Nachspielzeit sind mehrere Punkte flöten gegangen, wenn man die auf den aktuellen Stand draufpacken würde, dann sähe es gar nicht so schlecht aus. Kann Duisburg die Rettung angesichts des harten Restprogramms, das noch Schalke, Hamburg und Bremen als Auswärts-Aufgaben bereithält, überhaupt packen? Alles ist noch machbar. Aber inzwischen muss man schon sehr darauf achten, wie die anderen Teams aus dem Tabellenkeller spielen. Und was ganz wichtig ist: Du darfst solche Spiele wie zuletzt in Berlin, als einige Spieler fehlendes Selbstvertrauen als Grund anführten, obwohl zuvor in Bielefeld gewonnen wurde, nicht so leicht abgeben. Das rächt sich am Ende, schließlich ist die Rückrunde schon in vollem Gange. Wenn Sie den MSV mit Nürnberg vergleichen: Wer hat mehr Substanz? Vom Material her würde ich sagen, der Club verfügt über mehr Möglichkeiten, was das Spielermaterial angeht. Koller, Mintal, Misimovic, das sind schon gute und torgefährliche Leute. Aber am Beispiel FCN sieht man auch, wie schnell es nach einem erfolgreichen Jahr in die andere Richtung gehen kann. Zwischen den fünf Teams, die momentan unten drinhängen, spielt sich das Rennen um den Klassenerhalt ab. Zwei kommen noch raus, drei müssen in die Zweite Liga. Wenn es Duisburg erwischt, ist der Titel Fahrstuhl-Mannschaft zwangsläufig gebucht, oder? Wenn man die letzten fünf Jahre sieht, dann ist es ein auffälliges Hoch und Runter. Für die Fans ist das natürlich bitter, aber ich habe damit nichts zu tun, weil ich in keiner offiziellen Funktion beim MSV tätig bin. Und anbiedern möchte ich mich auch nicht. Würde Sie ein Abstieg demzufolge kalt lassen? Nein, ich hänge am MSV. Ich würde mir wünschen, dass die Truppe dem Teufel von der Schippe springt. Aber es wird ganz, ganz schwer, da muss man sich nichts vormachen. Was trauen Sie Schalke 04 zu? In der Bundesliga kommt die Mannschaft von Mirko Slomka unter die ersten drei oder vier Mannschaften. In der Champions League kommen die Königsblauen bis ins Finale. Und das gewinnen sie dann auch noch, so dass es letztlich eine gelungene Saison wird.

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