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Bochum: Marcel Koller und Stefan Kuntz im Interview
„Er will, ich will“

Schnupperkurs: Stefan Kuntz und Marcel Koller mussten sich erst einmal aneinander gewöhnen. (Foto: firo)
Schnupperkurs: Stefan Kuntz und Marcel Koller mussten sich erst einmal aneinander gewöhnen. (Foto: firo)
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Stefan Kuntz und Marcel Koller haben dem VfL Bochum mit Platz 8 eine der erfolgreichsten Spielzeiten seiner Geschichte beschert. Hier erklären Manager und Trainer, wie sie das gemacht haben, ob vielleicht sogar mehr drin ist und warum beide einige Zeit benötigten, um sich aneinander zu gewöhnen.

Sie haben sich Platz 8 bis 13 als mittelfristiges Ziel gesetzt. Mehr ist nicht drin? Kuntz: In einer Saison, in der alles super läuft, mag das klappen. Aber so etwas wie damals Kaiserslautern, aufsteigen und dann Meister werden, das geht heute nicht mehr. Dafür sind die Unterschiede zu groß geworden. Wir haben zum Beispiel Nachteile beim Stadion. Wir haben Spieltagseinnahmen von insgesamt knapp sechs Millionen Euro, der Bundesligadurchschnitt liegt bei 15 Millionen. Andere Stadien haben 2000 bis 3000 Hospitality-Plätze, die allein schon viel Geld reinspülen. Wir dagegen kämpfen darum, dass wir zehn Toiletten mehr bekommen, weil die sanitären Anlagen nicht mehr auf dem neuesten Stand sind. Im Normalfall ist in einem Verein der Manager damit beauftragt, einen Trainer zu suchen. In Ihrem Fall ist der Manager ein Jahr nach dem Trainer gekommen. Waren Sie in die Verpflichtung von Stefan Kuntz eingebunden, Herr Koller?

Koller: Ja, sicher bin ich gefragt worden.

Kannten Sie sich schon vorher?

"Das ist ein Arschloch": Stefan Kuntz. (Foto: firo)

Koller: Wir hatten uns einmal gesehen ... Kuntz: ... auf einer Geburtstagsfeier. Wie war der erste Eindruck im Job? Koller: (zögernd) Der erste Eindruck? Er hat selbst Fußball gespielt, ich habe selbst Fußball gespielt. Über diese Fußballkompetenz hat man sich angenähert. Stefan hat es ja schon gesagt: Mit der Zeit weiß man, was der Trainer will und welche Ideen er hat.

Kuntz: Für Marcel war es anfangs nicht einfach. Ich war ja vorher Trainer gewesen und hatte gerade mal ein Jahr als Manager in Koblenz gearbeitet, als ich hierher kam. Und dann stehen natürlich gewisse Erfahrungen im Raum, die andere mit mir gemacht haben. Ich war als Spieler bestimmt nicht besonders angenehm. Es kann schon sein, dass der eine oder andere gesagt hat: »Der ist ein Arschloch!« Ich hatte nicht so wahnsinnig viel Talent, war aber ehrgeizig und musste deshalb manchmal auch unattraktive Entscheidungen treffen. War es heikel, dass jemand kam, der kurz zuvor noch selbst Trainer gewesen war? Da besteht ein Anfangsverdacht, dass er dazu neigt, sich einzumischen.

Koller: Wir haben halt Zeit gebraucht, uns kennen zu lernen. Es war am Anfang vielleicht ein Problem, dass ich nicht so mit Stefan kommuniziert habe, wie es jetzt der Fall ist. Dass ich etwa Dinge, die beim Training passiert sind, nicht mit ihm besprochen habe. Kuntz: Ich war ja Berufseinsteiger in der Bundesliga und musste meine Position im Konstrukt VfL erst finden. Marcel hat zum Beispiel klipp und klar gesagt: Er braucht den Manager nicht auf der Bank. Eigentlich ist mir das auch ganz recht, weil ich die Dinge von oben mit mehr Abstand sehe. Außerdem fokussiert sich unten vieles auf mich, weil ich in Deutschland einen gewissen Namen habe. Jetzt, wo ich weiß, wie Marcel arbeitet, muss ich auch nicht unbedingt ständig im Trainingslager oder bei den Mannschaftssitzungen dabei sein. Ich muss nicht überall reinplatzen. Seitdem wir unseren Rhythmus gefunden haben, ist es für beide leichter. Das heißt aber nicht, dass wir auch noch 14 Tage zusammen Ski fahren müssen.

Ist Ihre Fußballphilosophie dieselbe?

Koller: Ist sie. Er will gewinnen, ich will gewinnen.

Kuntz: Das stimmt, aber ich täte mich schwer zu sagen, ich hätte eine so ausgeprägte Philosophie wie Marcel. Ich war ja nur vier Jahre lang Trainer, meist in der 2.Liga, mit dem Karlsruher SC sogar nur in der Regionalliga.

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