Bei Heimspielen des BVB im Signal Iduna Park gehören sie zum festen Inventar: die Spendensammler vom "Kinderwünsche e.V.". Vor dem Tennisclub Flora, dem Freibad Volkspark, vor dem Strobels und dem Stadion Rote Erde steht die Organisation mit Sammelbüchsen und spricht aktiv Fans an. Die Intention: Spenden für kranke Kinder sammeln. Viele BVB-Fans zeigen dann ein großes Herz und werfen bereitwillig Geld in die Büchsen.
Doch was passiert eigentlich mit den gesammelten Spenden? Kommen diese tatsächlich auf direktem Weg den kranken Kindern zu Gute? Fragen, die sich nun auch die Fanabteilung von Borussia Dortmund stellt. Die Vertreter dieser haben nun rechtliche Schritte gegen den Verein "Kinderwünsche" aus Gelsenkirchen eingeleitet. Der Betrugsverdacht steht im Raum. Eine Anwaltskanzlei habe der Staatsanwaltschaft ihre "gesammelten Erkenntnisse" über "Kinderwünsche" übergeben, heißt es in einer veröffentlichten Mitteilung auf der Homepage der Fan-Abteilung.
Fan-Abteilung rät zunächst von Spenden ab
Darüber hinaus rät sie den BVB-Fans, "mindestens für die Dauer des laufenden Verfahrens, dringend davon ab an 'Kinderwünsche e.V.' zu spenden." Der Vorwurf: Nicht alle Spenden sollen an die betitelten Einrichtungen weitergeleitet worden sein.
Diese Vorwürfe wiegen schwer: "Gründliche Nachforschungen und Beobachtungen" hätten ergeben, dass die angegebenen Kooperationspartner de facto gar nicht mit "Kinderwünsche" zusammenarbeiten würden. Heißt also: Die Fan-Abteilung denkt, dass vor dem Signal Iduna Park mehr Geld gesammelt wurde, als "Kinderwünsche" tatsächlich an die kooperierenden Hilfsorganisationen überwiesen hat. Dies deckt sich mit den aktuellen Recherchen des "Spiegel" und der "Rheinischen Post".
Dass der Verein unseren Namen für seine Zwecke benutzt, schadet unserer Klinik und unserem guten Ruf
Vestisches Krankenhaus
Laut dem "Spiegel" sammelte der Verein laut Konto-Aufstellungen, die der Redaktion vorlägen, im September und Oktober 2015 nur 626,66 Euro an Barspenden. Dieser Betrag erscheint aber unglaubwürdig - schließlich absolvierten der BVB und Schalke 04 in diesem Zeitraum 13 Heimspiele. "Das wären rund 47 Euro pro Spieltag - ein Betrag, den ein Sammler in einer halben Stunde schaffen könnte."
Die "Rheinische Post" beruft sich auf das Vestische Krankenhaus in Datteln, dass Spenden in Höhe von 125 und 100 Euro von "Kinderwünsche" erhalten habe und auf der eigenen Homepage als Kooperationspartner genannt werde: "Dass der Verein unseren Namen für seine Zwecke benutzt, schadet unserer Klinik und unserem guten Ruf", wird das Krankenhaus zitiert.
Eine Anfrage der "Ruhr Nachrichten" bei "Kinderwünsche" zu den Vorwürfen läuft. Doch der Verein hat sich bislang einer Antwort verwehrt. Auch gegenüber der "Rheinischen Post" war der Verein zu keiner Stellungnahme bereit. "Wir reden aktuell nicht mit der Presse", zitiert die Zeitung Kassenwärtin Cornelia Keisel.