Dort können ihn die Menschen am Mittwoch treffen. Der Profi von Borussia Dortmund kommt zum Autogramme schreiben, vermutlich viele Autogramme, weil der Mann derzeit zu den besten beim BVB gehört. Zur gleichen Zeit macht sich der schwarz-rot-goldene Tross von Bundestrainer Joachim Löw auf den Weg nach Rimini. Die nächsten Spiele stehen an: am Freitag (20.45 Uhr/RTL) zunächst ein WM-Qualifikationsspiel in San Marino, Dienstag danach (20.45 Uhr/ARD) dann eine Testpartie gegen Italien. Und Castro? Ist nicht dabei. Mal wieder. „Was soll ich zu dem Thema noch sagen“, raunt er, wenn er dieser Tage gefragt wird, wie er das findet.
Er scheint genervt. Vielleicht hat er ein wenig sogar resigniert, was das alles angeht. Zu lang schon geht das so. „Joachim Löw hat seine Spieler“, sagt er, nachdem die Nominierungen für die anstehenden Länderspiele feststehen. „Nix“ habe es gegeben, sagt er, was vermutlich meint, dass sich auch niemand gemeldet hatte, um ihm seine Lage zu erläutern. Nicht, dass das zwingend sein müsste. Und doch ist diese Karriere von Gonzalo Castro eine erstaunliche.
Mit 17 Profi. Mit 19 Nationalspieler. Im Jahr 2007 war das. In dem endete, was gerade erst begonnen hatte. Kein Länderspiel seitdem. 2009 wurde er mit der U 21 Europameister. Damals an seiner Seite: Mesut Özil, Jerome Boateng, Mats Hummels, Benedikt Höwedes und Sami Khedira. Oder spielten die späteren Weltmeister damals an seiner Seite? Im Finale (4:0 gegen England) schoss Castro die Führung heraus, legte ein weiteres Tor auf.
Im Interview mit dieser Zeitung hatte Löw selbst dafür gesorgt, dass bei Castro wieder Hoffnung keimte, in den nationalen Dienst berufen zu werden. Dieser sei ein Kandidat, sagte der Bundestrainer, verwies zuletzt allerdings auch auf die enorme Konkurrenz im gestaltenden Mittelfeld-Segment. Aber dass niemals irgendwo ein Plätzchen frei war oder ist für einen Fußballer von Castros Qualität, ist eine kleine Sportler-Tragödie.
In Dortmund ist Castro längst Schlüsselspieler. Als er zuletzt verletzt fehlte, fehlten Ideen. BVB-Trainer Thomas Tuchel sagt über einen seiner bislang besten Vorbereiter, dass dieser immer „in den entscheidenden Situationen die Füße im Spiel“ habe, dass er „die Qualität hat, Mitspieler in Szene zu setzen“. In Dortmund jedenfalls, scheinbar aber nicht in der Nationalmannschaft.