Wenn man Torwart-Talent und Feldspieler-Qualität kombiniert, kommt man zu Manuel Neuer. Ist Ihr Torwart-Spiel so ähnlich?
Nübel: Sich in irgendeiner Form mit Manu zu vergleichen, verbittet sich. Aber vom Spiel-Stil her vielleicht schon ein wenig, wenn auch nicht ganz so extrem. Die Entwicklung geht ja zum mitspielenden Torwart. Man darf aber auch nicht vergessen, dass ein Torwart immer noch vor allem dafür da ist, um die Bälle zu halten. Wenn man zwei, drei gute Pässe spielt, aber den entscheidenden Ball nicht hält, wird man am Ende doch auf den Gegentreffer reduziert.
Spielpraxis sammeln Sie auf Schalke in der U23. Wenn man Sie dort beobachtet, gewinnt man den Eindruck, dass Sie sehr reif wirken - dabei war es Ihr erstes Senioren-Jahr. Nübel: Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich beim SC Paderborn immer schon gegen Ältere gespielt habe. Mit 15 Jahren durfte ich schon in der A-Jugend spielen, wo alle 18 Jahre alt sind. Das hat mir sehr geholfen. Und im vergangenen Jahr habe ich als A-Jugendlicher in der zweiten Mannschaft von Paderborn in der Westfalenliga gespielt. Auf Schalke war es jetzt die Regionalliga – das war wieder ein großer Schritt für mich und auch ein Grund, warum ich hierhin gewechselt bin.
Ihr Ziel ist aber die Bundesliga?
Nübel: Auf jeden Fall, klar.
Sind Sie ein geduldiger Typ? Immerhin steht Ralf Fährmann vor Ihnen...
Nübel: Ich weiß die Situation einzuschätzen. Im Moment ist es für mich quasi unmöglich, in der Bundesliga zu spielen: Ralf ist so ein überragender Torwart – da muss man geduldig sein. Wenn du da hibbelig wirst, wird es schwer.
Im letzten Saisonspiel gegen Hoffenheim wurden Sie kurz vor Schluss das erste Mal eingewechselt, aber da war alles schon entschieden. Zwei Wochen vorher in Hannover hätte es aber den Ernstfall geben können, als Ralf Fährmann verletzt war und Sie sich warmmachen mussten. Was ging da in Ihnen vor?
Nübel (lacht): Da ging bei mir die Pumpe hoch, als Ralle da lag und behandelt werden musste. Ich war sehr nervös, habe vom Spiel nicht mehr viel wahrgenommen. Es war natürlich gut, dass Ralle weiterspielen konnte, aber ich hätte mich natürlich auch da schon über meinen ersten Bundesligaeinsatz gefreut.
Also fühlen Sie sich für diesen Moment schon bereit?
Nübel: Natürlich fühle ich mich bereit, dafür trainiere ich ja tagtäglich.
Woran merken Sie, dass Sie in diesem einen Jahr auf Schalke ein besserer Torwart geworden sind?
Nübel: Am meisten im menschlichen Bereich. Da habe ich mich weiterentwickelt, ich bin hier mehr zum Mann geworden. In Paderborn war ich der liebe Junge, der immer ruhig war und für die Älteren alles hinterhergetragen hat. Natürlich muss man das als junger Spieler hier auch machen, aber auf Schalke bin ich offener und mutiger geworden und habe gelernt, auch anzugreifen.
Was war für Sie am schwierigsten beim Sprung vom beschaulichen Paderborn ins große Schalke?
Nübel: Was ich hier auf Schalke und in Gelsenkirchen erlebe, ist schon eine ganz andere Welt. Privat war es manchmal etwas schwierig, denn meine Freunde leben in Paderborn. Aber zum Glück ist meine Freundin mitgekommen, das macht es einfacher. Und sportlich ist die Qualität auf Schalke natürlich viel höher als in Paderborn, aber das ist ja das, was ich haben wollte.