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MSV: Andy Voss kämpft sich ran
Umschulung von "O" auf "X"

MSV: Andy Voss kämpft sich ran
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Jubel, Trubel, Heiterkeit an der Wedau! Die Stimmung unter den „Aktiven“ war nach dem geglückten Coup auf dem Siedepunkt. Mit dabei in der Party-Fraktion strahlten auch die Rekonvaleszenten Stefan Blank, Markus Hausweiler und Andreas Voss. Letzterer trug „Erle“ zu Ehren, der sein letztes Profi-Match im Dress der „Zebras“ absolvierte, sogar das Trikot mit der Nummer elf.

„Wenn es einer verdient hatte, dann er“, erklärt „Vossi“, „was er in den letzten Jahren hier geleistet hat, ist phänomenal. Und ich hoffe, dass diese Arbeit jetzt auch im Nachwuchsbereich Früchte trägt, wenn Carsten zusammen mit Horst Steffen die Amateure leitet. Das ist Erfahrung pur, die auf die jungen Wilden trifft.“ Und die hat er auch. Immerhin schnürt Andreas Voss jetzt auch schon im zehnten Profijahr seine Fußball-Schuhe – allerdings mit diversen Pausen.

Der letzte Rückschlag passierte gleich beim Trainingsauftakt zur Bundesliga-Saison 2005/2006, an dessen Aufstieg er maßgeblich beteiligt war. Ein schwerer Knorpelschaden wurde diagnostiziert, eines neues Stück wurde am rechten Kniegelenk transplantiert. Zudem folgte eine operative Korrektur der Beinachse. Eine weitere Etappe auf der „Tour der Leiden“ begann für ihn. Das angepeilte Comeback im Januar diesen Jahres musste er ebenfalls streichen.

Die Frage, warum er sich das immer wieder antut, beantwortet der Defensiv-Stratege so: „Ich mache es, damit es sich für mich irgendwann lohnt. Vom Typ her bin ich jemand, der es schaffen kann, auch wenn es viele Frust-Erlebnisse und Rückschläge gab.“ Der 28-Jährige fügt an: „Viele Leute und Fans sprechen mich an, machen mir immer wieder Mut. Das gibt Auftrieb. Sonst würde man sich schon irgendwann fragen: Warum das alles?“ Und so schweift dann auch sein Blick zurück auf das, was er nur von der Tribüne aus miterleben durfte.

„2005 haben wir viel geleistet, um wieder hochzukommen. Umso trauriger waren wir natürlich, als es nach einem Jahr gleich wieder runter ging. Das Gefühl Bundesliga hätte ich gerne gehabt und mitgespielt“, resümiert der gebürtige Stolberger wehmütig.

Foto: firo.

Dennoch freut er sich auch jetzt auf die Eliteklasse. „Vor zwei Jahren konnte ich beim Aufstieg mithelfen. In dieser Saison nur als Zuschauer. Allerdings ist der vorherige Triumph für mich höher zu bewerten, weil der MSV vier, fünf Spielzeiten dafür gekämpft hat. Trotzdem waren es beide sehr emotionale Momente, die ich nicht mehr missen möchte.“

Jetzt heißt es, sich durchzubeißen und wieder ranzukämpfen. „Im Moment trainiere ich zwei Mal pro Woche. Optimal ist es noch nicht, aber es geht schon ganz gut“, berichtet der Defensiv-Abräumer. Die Belastung am Knie war vorher einfach zu hoch. Um eine Entlastung der Innenseite zu erreichen wurde eine Geradestellung oder eine so genannte Umstellungs-Osteotomie vorgenommen. Dabei wird aus dem Schienbein unmittelbar unter dem Knie ein Knochenkeil entnommen und aus dem Wadenbein ein entsprechend großes Stück Knochen entfernt.

„Auf diese Weise wird die Beinachse korrigiert, das heißt aus einem O-Bein wird ein leichtes X-Bein. Dadurch wird das zerstörte Gewebe ent- und das gesunde stärker belastet“, gibt der Mittelfeldakteur einen Einblick in die Krankenakte und fügt an: „Mit der Belastung merkt man die geschwächten Muskeln und die neue Beanspruchung der Bänder, Muskeln und Gelenke durch die Umgewöhnung. Das war anfangs sehr hart, aber es wird immer besser.“

Als zusätzlicher Ansporn, um wieder auf die Beine zu kommen, ist ihm die Zustimmung von Club-Boss Walter Hellmich gewiss. „Da mache ich mir keine Sorgen“, erklärt „Vossi“, „das mit der Vertragsverlängerung wird auch noch in den nächsten Tagen geklärt.“ Jetzt fehlt nur noch ein regelmäßiges Training bei den Amateuren, um Spielpraxis zu bekommen – wenn das Knie hält. Aber Andreas Voss wird sich wie so oft durchbeißen und rankämpfen. Und wie hatte es doch sein Mannschaftskollege und Freund Markus Daun in der RS-„Heldenvorstellung“ so treffend formuliert: „Wenn es einer schafft, dann Vossi!“

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