Lucien Favre grinste verschmitzt, dann richtete er seinen Blick gen Himmel: Nach dem geglückten Start in die Bundesliga bedankte sich der Trainer von Borussia Mönchengladbach zuerst ganz oben, dann aber beim eigentlichen Matchwinner Juan Arango. "Ich habe es für unmöglich gehalten, dass er eine Lücke findet. Aber irgendwie hat er sie gefunden. Das gibt uns Rückenwind für Kiew", sagte der Schweizer über den entscheidenden Kunstschuss des Venezolaners beim hart erkämpften 2:1 (1:0) zum Bundesliga-Auftakt gegen 1899 Hoffenheim.
Erst die knallharte Flanke zur Führung durch Mike Hanke (33.), dann der gekonnte Freistoß in den Winkel (79.): "Arangos linker Fuß ist eine Waffe", hatte Favre schon vor dem Spiel gesagt. Eine Waffe, die möglichst auch bei der Herkulesaufgabe in Kiew zünden soll. Gladbach muss am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky) die 1:3-Hinspielniederlage gegen Dynamo wettmachen, um doch noch in die Gruppenphase der Champions League einzuziehen.
"Die Leistung von Arango war Note eins. Nach diesem Sieg fahren wir mit breiter Brust nach Kiew. Dort müssen wir volle Pulle nach vorne spielen", forderte Hanke. Der ehemalige Nationalspieler hatte sich nicht nur mit seinem wuchtigen Kopfballtreffer, sondern auch mit einer läuferisch und kämpferisch herausragenden Leistung für seinen ersten Einsatz von Beginn an bei Favre bedankt.
"Volle Pulle nach vorne spielen"
Neben Millionen-Zugang Luuk de Jong trumpfte der 28-Jährige groß auf und dürfte das interne Duell mit Sturm-Konkurrent Igor de Camargo vorerst gewonnen haben. "Mike hat sich etwas mehr zurückfallen lassen, das mag ich. Wir hatten einige gute Kombinationen", sagte auch de Jong, der trotz einer erneut nur mäßigen Leistung wohl weiter gesetzt ist.
Ob das allerdings reicht, um doch noch die Gruppenphase der Champions League zu erreichen, scheint fraglich. Aus dem Spiel heraus erarbeiteten sich die Gladbacher kaum zwingende Möglichkeiten, einzig nach Standards wurde es richtig gefährlich. "Ich habe nicht viele Chancen bekommen, der letzte Ball ist oft nicht angekommen", analysierte der Niederländer de Jong, der am Montag 22 Jahre alt wird, und brachte das Problem auf den Punkt. Die Gladbacher hatten Hoffenheim zwar über weite Strecken fest im Griff, in Strafraumnähe fehlt es jedoch an zwingenden Aktionen.
Den Optimismus für die Dienstreise in die Ukraine ließ sich das Team dennoch nicht nehmen. "Wenn Kiew drei Tore bei uns schießt, warum sollen wir bei ihnen nicht auch drei Tore schießen?", sagte Neuzugang Granit Xhaka, der sich gegenüber dem Kiew-Match stark verbessert zeigte: "Wir können das schaffen. Vielleicht passiert das Wunder." Und auch Hanke sieht durchaus noch Chancen. "Ich bin von Haus aus Optimist. Wir werden in Kiew das letzte Hemd geben", versprach der Angreifer - passenderweise mit entblößtem Oberkörper.
Hankes letztes Hemd für einen Sieg in Kiew
Wenige Meter entfernt marschierten die Hoffenheimer trotz der Niederlage mit erhobenem Kopf in die Kabine. "Das Ergebnis ist enttäuschend, aber die Spielart war sehr gut", sagte Trainer Markus Babbel, der nach der peinlichen 0:4-Pokalpleite beim Berliner AK eine deutliche Steigerung erkannt haben wollte: "Wir haben aus dem Spiel heraus keine Torchance zugelassen. Für die Jungs tut es mir leid, dass wir mit leeren Händen dastehen. Sie haben sehr großen Aufwand betrieben."
Besonders in der ersten Halbzeit agierten die Hoffenheimer in der Offensive allerdings mut- und ideenlos. Erst als Gladbach sich auf seiner 1:0-Führung ausruhte, strahlten die Kraichgauer etwas mehr Gefahr aus. Die Spieler machten jedoch fast allein die Standardsituationen für die Niederlage verantwortlich. "Wir haben eine gute Reaktion gezeigt und ein gutes Spiel gemacht. Aus dem Spiel haben wir kaum was zugelassen", sagte Torhüter Tim Wiese nach seinem ersten Punktspiel für Hoffenheim.