Herbert Burdenski war der erste, Lukas Schmitz der bisher letzte Fußballer, der vom FC Schalke zu Werder Bremen ging oder umgekehrt: Wechsel zwischen den beiden Klubs, die am Samstag (18.30 Uhr) in der Bundesliga aufeinander treffen, haben Tradition. Und selten ging es dabei so einvernehmlich ab wie bei Schmitz, der vor dieser Saison von der Emscher an die Weser zog, um in seiner Profikarriere den nächsten Schritt nach vorne zu machen. Unter Schalkes Ex-Trainer Ralf Rangnick hatte der Linksverteidiger, der 2009 unter dessen Vorgänger Felix Magath den Sprung in die Bundesliga geschafft hatte, keine Perspektive mehr bei den Königsblauen.
So verließ der gebürtige Hattinger sein geliebtes Revier und wurde in Bremen zum Stammspieler. "Nach knapp einem halben Jahr kann ich sagen, dass ich alles richtig gemacht habe. Sofern ich nicht verletzt war, habe ich gespielt und die erfolgreiche Hinrunde trägt sein Übriges dazu bei, dass ich mich in Bremen sehr wohl fühle", sagt Schmitz. "Es war auch eine gute, neue Erfahrung für mich, mal die gewohnte Umgebung zu verlassen und auf eigenen Beinen zu stehen."
Frühere Transfers vom Westen in den Norden oder umgekehrt hatten allerdings für erheblich mehr Zündstoff zwischen den beiden Vereinen gesorgt. So musste ein gewisser Mesut Özil im Januar 2008 regelrecht von Schalke nach Bremen fliehen, um seinen für einen noch ganz jungen Kicker schon schwer ramponierten Ruf zu retten.
Der damals 19-jährige gebürtige Gelsenkirchener hatte 2007 monatelang mit der Unterschrift unter einen besser dotierten Vertrag gezögert und sich damit seine Zukunft auf Schalke, wo er 2006 Deutscher A-Junioren-Meister und Profi wurde, verbaut. Die Vertragsinhalte erschienen in der "Bild" und der Boulevard fragte in dicken Schlagzeilen: "Wer will diesen Gierig-Profi?" Werder wollte und machte das beste Geschäft seines Lebens, 2010 ging der heutige Weltstar für 15 Millionen Euro zu Real Madrid.
Doch der Weg zwischen Gelsenkirchen und Bremen war nie eine Einbahnstraße. 2004 verlor der Double-Gewinner Werder gleich zwei Stützen seiner überragenden Meister- und Pokalsieger-Truppe an die Königsblauen: Innenverteidiger Mladen Krstajic und den mit sensationellen 28 Treffern frisch gebackenen Torschützenkönig Ailton.
Von Bremen nach Schalke: Dieter Burdenski 1972 Oliver Reck 1998 Frank Rost 2002 Ailton 2004 Mladen Krstajic 2004
Die Schalker, im Fall Özil später ziemlich holzköpfig, hatten beim Buhlen um den Serben und den Brasilianer schon ein halbes Jahr vor Vertragsablauf ihren Hut in den Ring geworfen und schnappten sich die Leistungsträger des Konkurrenten ablösefrei.
So clevere Geschäftsleute waren die Gelsenkirchener zwei Jahre zuvor allerdings nicht. Schalke suchte einen Nachfolger für den in die Tage gekommenen Oliver Reck, der übrigens 1998 von Werder zu S04 wechselte - und wurde erneut in Bremen fündig. Frank Rost sollte es sein, doch der war bei den Hanseaten noch ein Jahr gebunden.
Manager Rudi Assauer, der, wie sollte es anders sein, in dieser Funktion bis 1996 bei Werder tätig war, fackelte nicht lange und überwies satte sieben Millionen Euro nach Bremen.
Zurück zu Schmitz, der vergleichsweise ein Schnäppchen war und Werder im Juni dieses Jahres nur eine Million kostete. Mit bisher 13 Einsätzen in der Bundesliga hat sich der Freistoßspezialist schon bezahlt gemacht.
Schmitz möchte das Vertrauen, das er in Bremen unter Trainer Thomas Schaaf spürt, auch im Duell mit seinem Ex-Klub zurückzahlen. "Das ist ein echtes Spitzenspiel, in dem wir die Chance haben, mit einem Sieg an Schalke vorbei zu ziehen", weiß Schmitz.
"Ich habe viele schöne Erinnerungen an meine Zeit auf Schalke und bin dort Profi geworden. Aber leider kann ich am Samstag darauf keine Rücksicht nehmen und werde alles dafür tun, um in der Arena zu gewinnen."
Dass Schmitz wird nicht der letzte Spieler sein wird, der mit Werder auf seinen Ex-Klub Schalke trifft - oder eben umgekehrt - darf man schon jetzt voraussagen.